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Sächsische Elbzeitung : 29.12.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-12-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-193212295
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19321229
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19321229
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Elbzeitung
- Jahr1932
- Monat1932-12
- Tag1932-12-29
- Monat1932-12
- Jahr1932
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 29.12.1932
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M«K Gtav« umv «a»v. 30. Dezember. Sonnenaufgang 8.05 Sonnenuntergang 16.00 Mondaufgang 10.00 Monduntergang 10.47 >810: Der Dichter Theodor Fontane in Neuruppin geb. iaest. 1898). — 1832: Der Schauspieler Ludwig Devrient in Berlin gest. (geb. 1784). — Der Bolkswirt Max .Hirsch in Halberstadt geb. (gest. l905). — 1857: Der Forfchungsrei- Kmde Joachim Graf Pfeil in Neurode geb. (gest. 1924). — 1861: Der Ingenieur Max Mannesmann in Bliedinghau' sen geb. (gest. 1915). ch NeiAWn erleichtert Wintersport. Was lostet die Mitmihmc von Schiiccschiihc» und Rodelschlitten? tRDV.) Zur Erleichtcrung des Wintersportes besteht bei der Reichsbahn sür die Pcsördcrung Po» Schneeschuhen und No dclschlitlcn ein vereinfachtes und verbilligtes R b s c r t i g nn g s v c r s a h r e n. Ans Wunsch der Reisenden werden Tchnccschnhc und Rodelschlitten (ein oder mehrsitzigj bis zu einer Entfernung von 250 Kilometern gegen Lösung von Fahrradkarten als Gepäck abgesertigl. Es darf aber ein Reisender nnr eine Fahrradkarte lösen nnd daraus nur ein Paar Tchnccschnhc oder einen Rodelschlitten ausgcbcn. Die Gebühren für eine Fahrradkarte betragen aus Entfernungen von l bis 30 Kilometer 0.30 Mark, 31 bis 100 Kilometer 0.5,0 Mark, tttt bis 15,0 Kilometer 0.80 Mark, 15,1 bis 25.0 Kilo wetcr 1.20 Mark. Bei diesem vereinfachten Abfcrtignngsver- fahre» muh der Reisende die Sportgeräte selbst ziun Gepäck wage» bringen nnd dort auch wieder abholcu. ttnabgcfcrtigt ist die Mitnahme von Schneeschuhen nnd Rodelschlitten n u r in die dritte Klasse aller Züge gestattet, nnd zwar nntcr der Voraussetzung, dich Mitreisende nicht belästigt nnd Wagcnsihc nicht beschmutzt werden, Die Eiscnbahnvcrwaltung ist berech tigt, bei einzelne» Zügen auch die Mitnahme der Sportgeräte in die dritte Wagcnklassc auszuschlicstcn. Zur Vermeidung unliebsamer Zwischenfälle ist cs übrigens ratsam, Schneeschuhe stets senkrecht zu tragen! — Sächsische Gärtner Tagung 1933 in Ane. Die nächste Tagung der sächsischen Gärtner und Schrebergärtner sowie der sächsische» Mumcngeschästsinhabcr wird Anfang August in Aue abgehaltcn werden. Reinhardtödurf. Am 17. Dezember ds. Js. veranstaltete »er christliche Elternvercin seine Wcihnachts feier im festlich geschmückten Saale des Gasthofs „3 Fichten". Droh der schweren Zeit war cs »täglich, Weihnachten in einer einzigen, grostcn 'Familie zu feier». Eifrig sckmsftcn Väter mid Mütter, »»i mit alle», die komme» wollten und sollten, »echt frohe Weihcstundcn zu verlebe«, die uns zurückversctzte» in unsere eigene Kindcrzcit. Nach dem gemeinsamen Gesang „Dies ist der Tag" und einem Vorsprnch begrüßte der 1. Vorsitzende, Reinhold Hering, Eltern und Kinder aufs Herzlichste. Er wies ans die Gefahren der bolschelvistischcn Bestrebungen hin, die auch das Kind zn erfassen suchten, um uns das Letzte und Heiligste zu rauben. Deshalb, christliche Eltern, schlicht Euch scst zusammen nnd erhaltet die christliche Familie und Schule. Es folgten Kindcrgcdichic und Aufsüh rungcn unter Leitung von Pfarrer R a s ch und Frau B u ch Wald. Drei Zwiegespräche „Frau Holle, Frau Sonne", „Anni und Gunther" und „Zwei Bäuerinnen!" fanden reichen Beifall. Die Legende vom heiligen, frommen Bischof Nikolaus gehört so recht in unsere Zeit. Wenn Menschenhilsc dir gc bricht, so trau aus Gott nnd zage nicht. Die Festrede Hielt Pfarrer Rasch. Christus ist als Kind geboren, darum Hal auch gerade das Kind reges Interesse am Wcihnachtsfest. Ans allen Krippcnbildcrn siehl man osl anbclcnde Kinder. Leider Hal sich mil der Zeil allerhand Mummenschanz heraus gebildet, was mil der heiligen Geburt nichts zn lnn Hal. Wir aber wollen wtchrcs, echtes Weihnachten feiern: „Christus, der Retter ist da". Nach dem Adventsspiel vom Stcrnenkind war gemeinsame Kaffeepansc, wo groh und klein mit Kaffee und Stollen bewirtet wurden. Sehr sinnreich war die Aufführung „Die vier Wcihnachtsgästc" Liebe, Freude, Erinnerung, Hoff mmg. Die letzte Ausführung „Liebe Weihnacht", gespielt von elf kleinen Mädels, löste Freude aus, war es doch hier den Erwachsenen vergönnt, zeitweise mit in die alten, lieben Weih- nachtsliedcr cinzustimmcu. Grohcr Jubel herrschte bei den Kinder», als Knecht Rupprecht erschien und sür jedes Kind ein Päckchen hatte. Mit dem gemeinsamen Gesang des alten, trauten Wcihnachtslicdcs „O du fröhliche, o du selige" schlos; die schöne, von musikalischen Darbietungen umrahmte Feier. Möge der 'Schlußvers unseres Ansgangslicdcs uns stets ein Lcitstcrii bleiben: „Welt ging verloren, Christ ward geboren, freue, freue dich, o Christenheit". Scbnih. Schwerer Unfall eines Radfahrers. Dienstagnachmittag kurz nach 1.3V Uhr Ist der Papierfabrik- arbeitcr Sch. von hier mit seinem Fahrrad ans der Langen Etrasze durch eigenes Verschulden verunglückt. Er kam von Böhmen nnd fuhr beim Mctropol-Kino an einen Kraftwagen. De», Führer dieses Fahrzeuges war das unsichere Fahren des Radfahrers ausgefallen, weshalb er seinen Wagen vorschrists mäßig auf der rechten Straßenseite zum Halten gebracht hatte. Der Radfahrer ist, trotzdem seine Fahrbahn frei war, auf dcr äußersten linken Straßenseite aus die Stoßstange des Wagens ausgcfahrcn. Dadurch wurde er nach vorn vom Rad geschleu dert, durchstieß mit dem Kopse die Schutzschcibc und siel dann auf die Straße. Mit schweren Kopfverletzungen wurde er nach dem hiesigen Krankcnhans gebracht. Zittau. Ein Großfeuer brach in dein Anwesen des Gutsbesitzers Quaisser im benachbarten Dittelsdorf aus. Ge gen 6,30 Uhr bemerkten Anwohner, daß aus der über 40 Meter langen Scheune Flammen schlugen. In kurzer Zeit »ildetc die Scheune in ihrer ganzen Fron, ein einziges Flam menmeer; die anrückenden Feuerwehren konnten nicht mehr »iel retten Die Scheune brannte mit sämtlichen Gctreide- «nd Strohvorräten sowie landwirtschaftlichen Maschinen nieder. Eine angcbaute Scheune geriet ebenfalls in Brand; Ke konnte aber zum großen Teil gerettet werden. Der Scha den ist sehr groß; man vermutet Brandstiftung. Löbau. A utou » sal l. Auf der Straße B nutzen nach Krischa fuhr ei» mit vier Pcrsoncn besetzter Lieferkraft wagen in der Gegend von Weißenberg gegen einen Obst- baiun auf der linke» Straßenseite. Der Baum brach ab und der Wagen überschlug sich. Der mitfahrendc Gasthofsbesitzer Raue aus Krischa erlitt so schwere Verletzungen, daß er im Reichenbacher Krankenhause, wohin man ihn transportiert Hatte, starb. Die übrigen drei Insassen wurden schwer ver letzt. Dresden. Ein Veteran von 1870 gestorben. In Lausa verstarb im 83. Lebensjahre nach kurzem Krankenlager Privatus Maximilian Goetzke, ein Mitkämpfer des Deutsch Kranzösische» Krieges 1870/71, Oederan. Zu de m Tols ch lag in Breiten a n. Zn dem Zwischenfall, der sich gelegentlich eines Fußballspiele in Breitenau am 1. Wcihnachtsscicrlag abspiettc, wird gcmel del, daß der von dem erwerbslosen SA. Mann Herm. Bei > r a m durch einen Fanstschlag ins Gesicht Gelötete dcr Tpon sichrer dcr Stahlhelm Ortsgruppe Oederan, Unger, ist. Bcr tram, von Berns Zimmermann, steht im 20. Lebensjahr nnd wird sich wegen Totschlags zn verantworten haben. Politische Mcinmigsverschiedenheiten schalten bei dem Vorfall aus. Wurzen. K r a n k e ii h a n s i n s a s s c » als Einbrc cher. Die Einbrüche, die bereits seit einigen Wochen die Einwohncrschast bcimrnhigcn, dauern noch an. Während der Wcihnachtsscicrtagc wurden noch zwei Einbrüche verübt, in zwei weiteren Fällen blieb cs beim Versuch. Bei einem Ein bruch in dcr Gastwirtschasl „Znm Sportplatz" konntcn die Diebc ermittclt wcrdcn. Es handelt sich nm Kranke aus dem Stadtkrankcnhaus, die nachts ausgcbrochcn waren. l-Iu;ex uZ6i5lc>x Koman: v/mcl Ilixeu keisall jiucien. / s^actien 3ie »ine ^xeuucle aus cjiezen Koman ausmepkzam. Llebesdrama ln einem Stollberger Hotel. Stollberg. In ciucm Hotel in Stollberg sand man am Mittwoch ein Liebespaar ans Chemnitz mit Bitlcrklccsalz ver giftet auf. Dcr junge Mann, ein Friseur aus Chemnitz, starb kurz nach seiner llcbcrführung in ein Krankenhaus, während das junge Mädchen schwer krank darnicdcrlicgt. Die beiden waren am Tage ztwor zugereist und gaben sich alü Ehepaar aus. Dcr Grund zur Tat dürfte darin zu suchen sein, daß die Eltern des Mädchens gegen die Heiratsabsichten ihrer Tollster waren. Aus dem Dereinsleben. Eleonore Prochaska. oder Das Hcldcnmädchcn von >813. Vaterländisches BolkSstücl in I Akten von Ang. Böhme. Die Titelheldin wurde am 11. März 1785 als Tochter des Gardegrcnadier-Unlcrossiziers Joseph Prochaska in Potsdam geboren, häuslicher Verhältnisse wegen aber ii» dortigen Mi- litärwaiscnhause erzogen. Hier lernte sic trommeln, die Flöte spielen und auch Wohl etwas exerziere». Sie trat später in das Liißowschc Freikorps ein, wurde am I6. September 1813 als Lützowscher Jäger unter den Namen August Reu;, in dcr Schlacht bei dcr Göhrdc lcincm Waldc) bci Hannover schwer verwundet, starb darauf am 5. Oktober in Dannenberg und wurde dort am 7. Oktober mit militärischen Ehren bestattet. Ihr Grab ist noch heute dort zu sehen. Das war das ganze geschichtliche Material, welches dem Verfasser zur Verfügung stand, außer den Helden des Lützowschcn Freikorps und zwei Originalbriefen aus den Akten in Potsdam, die beide im Wortlaut mit iu das Stück cingcfttgt sind. Es erscheinen im Stück außerdem noch die historischen Persönlichkeiten, wie Theodor Körner, Turnvater Ludwig Jahn und Freiherr von Lützow. Das Stück soll kein literarisches Kunstwerk, sondern ein wirksames Volksstück sein, wie Eleonore Prochaska eine Heldin aus dem Volke war, uud cs ist daher auch im allgemei nen in der Weise geschrieben, wie das Volk denkt, spricht und handelt. Die Uraufführung fand am 14. Dezember 1905 in Potsdam statt. Die Potsdamer Zeitung schrieb hierüber: Der Verfasser beherrscht den Stoff ausgezeichnet und verstand ihn auch bühncmvirksam zu bilde». Milieu n»d Mcnschcumatc- rial sind ihm gut geluuge» Rauschender Beifall folgte jedem Aktschluß und ertönte auch häufig bei offener Szene. Am 1. Januar, anläßlich des N c u j a h r s v e r g n ü g c n s verbunden mit dem 60jährigen V c r c i n s b cst c h c » des Gc w c r b s g eh i l f c n - F o r tv i l d u n g s - V e r c i n s „Union" findet die Aufführung dieses Stückes unter dcr Leitung Richard Richters mit seiner bewährte» Thcaler- schar statt. Es sind keine Kosten gescheut worden, um allen Teilnehmer» einige gc»ußrciche u»d fröhliche Stunde» i» die ser schweren Zeit zu bieten. Darum kommen und folgen Sie dcr herzlichen Einladung des Gewerbs-Gchilfcn-Fortbildungs- Vcrcins „Union" nm Neujahrstag 1933 im .Kurhaus Bad Schandau. Näheres in der kommenden Anzeige. R. R. -!- Altendorf. Am 3. Wcihnachtssciertag versammelte sich dcr Landwirtschaftlichc Verein „Sächsische Schweiz" mit Damen und Gästen im „Heiteren Blick" zu Altendorf zu seiner all- lährigcu Weihnachtsfeier. Der Verein Pflegt die schöne Sitte, Dienstboten, die sich 4 Jahre und länger auf einer Stelle befin den, für ihre Treue auszuzcichnen. In diesen. Jähre waren cs 7 Personen, und zwar Luis Worm, Fritz Leuner, Walter Böttcher, Maric Effenberger, Ilse Pfeifer, Hedwig Erben und Anna Jander. Mit herzliche» Wor te» begrüßte der Vorsitzende, 'Schulleitcr Haupt, Mitteln- dors, die Genannte», dankte ihnen für die bewiesene Treue und hoffte, daß sic auch weiterhin der Landwirtschaft die Treue halte». Als Zeichen des Dankes überreichte er jeden, einzelnen ein vom Verein gestiftetes Diplom. Dem Vorsitzenden sei auch an dieser Stelle für die vorbildliche Leitung des Vereins und für die herrliche» Feicrsttmdc», die er den Anwesenden bereitet hat, der herzlichste Dank ausgesprochen. Wettervoraussage der Sächsischen Landeswetterwarte für den 30. Dezember. Zeitweise auffrischende Winde aus südlichen Richtungen. Vorübergehende Bewölkung. Neigung zu Nebelbildung. All gemeine Temperaturverhältnisse wenig geändert. Keine nen- ncnswcrtei, Niederschläge. Nie Stantslanzlei zum Fall Hentsch Die flüchtta"« SA-Lenle im Ausland — eine weitere Festnahme Dresden, 29. Dezember. lieber die bisherigen Ermittelungen der Dresdener Staatsanwaltschaft zum Mord an dem SA-Mann Hentsch (nicht Höntzsch) gibt die Nachrichtenstelle der Staatskanzlei folgende Erklärung heraus: Nachdem nunmehr die Leiche des ermordeten National sozialisten Hentsch gefunden worden ist, wird der Oefsenllich- keit zur Vermeidung von irrigen Auffassungen mitgeteilt: Die Staatsanwaltschaft hat unmittelbar, nachdem ihr die Akten, die bis dahin das Kriminalaml bearbeitet hatte, am 18. November zugegangen waren, mit Nachdruck die Ermitt lungen betrieben, hak Haftbefehle gegen die vermutlichen Täter erwirkt und Steckbriefe erlassen. Sie hak in Erfahrung gebracht, das; die Beschuldigten bald nach dcr Tat ins Aus land geflüchtet waren nnd weis; seil längerer Zeit, wo d i e s e s i ch j e lz t a u f h a l t e n. Ueber die Ausführung der Tal und weitere Zusammenhänge schweben eingehende Erörterungen. Seit dcr Auffindung der Leiche ist außer dem Beschuldig- len Vormann noch ein Bruder dcr Braut des beschuldigten Schenk, dcr 21jährige Maschinenschlosser Eugen Beyer in Eoßmannsdorf, feskgenommcn worden." Die Braut des Schenk ist ebenfalls flüchtig. In weiten Kreisen dcr Bevölkerung in nnd nm Dresden haben die Auffindung der Leiche des Hentsch und die bisherigen Ergebnisse der Ermittelungen der Staatsan waltschaft und der Kriminalpolizei große Erregung ausgclöst. Aus dieser Erregung heraus ist es zu verstehen, daß vielfach offen gegen das Polizeipräsidium Vorwürfe erhoben wcrdcn, da das Polizeipräsidium noch am 2. Dezem ber erklärt habe, „auch neuerdings haben sich Anhaltspunkte dafür, daß ein Mord vorliegt, nicht ergeben", während sich jetzt ein ganz anderes Bild der Sache ergebe. Auf Grund , dieser öffentlichen Meinung sah sich die Nachrichtenstelle der Staatskanzlei veranlaßt, einzugreifen und in kurzen Worten das bisherige Untersuchungsergebnis zu veröffentlichen. Vom Polizeipräsidium wird u. a. erklärt, daß Schenk bei seinen ersten Vernehmungen nicht hätte ver haftet werden dürfen, da ein Tatverdacht damals noch nicht vorgelegen habe. Erst nach seiner Flucht in Tharandt habe sich Schenk nach Auffassung des Polizeipräsidiums verdächtig gemacht. Welcher Tat Schenk schuldig sei, halte vor der Auffindung der Leiche des Hentsch ebenfalls noch dahin gestanden. Die Erklärung des Polizeipräsidiums geht aller dings nicht auf die Art und Weise der Bewachung des Schenk während der Fahrt nach Tharandt ein. In der mangelhaften Bewachung wird nach Ansicht weiter Kreise ein nicht zu entschuldigendes Verhalten dcr verantwortlichen Polizeistel len erblickt, ebenso in der Tatsache, daß die Polizei nicht, wie cs in ähnlickpm Fällen gehandhabt wird, einen Zeugen bei widersprechenden Erklärungen, wie Schenk sic aiigab, vor läufig sestnahm. Staatsrcgierung sagt rasche und strenge Untersuchung zu Bei Innenminister Richter und Iustizminister Dr. Mannsseld sprachen mehrere Landlagsabgeordnete ver- schiedener Parteien vor, um eingehende Auskunst über die näheren Einzelheiten der Untersuchung des Mordfalles Hentsch zu erlangen. Die Minister sicherten den Abgeordneten eine rasche und strenge Durchführung der Untersuchung zu. Mit Rücksicht auf den jetzigen Stan/ dcr Untersuchung konn ten dis Minister nähere Einzelheiten nicht angcben. Sozialdemokratische Anträge im Landtag Die Landtagsfraktion der SPD behauptet in einem An trag erneut, daß Hentsch einem Fememord zum Opfer gefal len sei, daß das „unerhörte Verhalten der in Frage kommen den Polizeibeamten nicht nur die Flucht der Mörder begün stigt, sondern auch die rechtzeitige Aufdeckung des gemeinen Kamcradenmordes" verhindert habe Die Fraktion verlangt, daß diejenigen Beamten, die durch ihre unverständliche Hal tung die Mörder begünstigt hätten, zur Rechenschaft zu ziehen seien, daß dafür zu sorgen sei, daß keiner dieser Beamten an dem weiteren Ermittlungsverfahren beteiligt werde, die Mörder verfolgt und auch die intellektuellen Urheber, die in den Kreisen der Dresdner Partei- und Standartenführer der NSDAP zu suchen sein dürften, ohne Ansehung der Person zur Verantwortung zu ziehen seien. Die Fraktion verlangt weiter, daß dieser Antrag schon in der nächsten Vollsitzung des Landtages am 19. Januar zur Verhandlung komme. Die „Dr. V.-Ztg." teilt mit, daß die Mutter des ermor deten Hentsch der Leitung der NSDAP mitgcteilt habe, daß sie bei der Beerdigung ihres Sohnes weder ein Mitglied der Partei oder dcr SA, noch irgendeine Kranzspende von dieser Seite zu sehen wünsche. — Das Blatt veröffentlicht einen Brief des Standartenführers Herold, dem Vorgesetzten des Hentsch, an dessen Mutter. Der Brief schließt mit folgendem Satz: „Sollte eine durch den Parteidienst heroorgerufene strafbare Handlung vorliegen, so wäre zu wünschen, daß die^ inzwischen erfolgte Amnestie mit zu der erhofften Lösung bei tragen möchte." * Dresden. Zu dcr Ermordimg des SA.-Manncs H e ii t s ch ist ergänzend zu melden, daß die flüchtige» »uttmaßlichc» Tä ter, der SA.-Führer Schenk mid die beiden SA.-LcMe Fränkel und Woiciock, ebenso wie der Erinordete Mit glieder des Nachrichlcnsttirmes dcr Dresdner SA. gewesen sind. Wen» von einigen Blättern die Nachricht verbreitet wird, daß sich die mntmaßlichcn Mörder in Italien befinden, so liegt hier lediglich eine Vermutung vor. Irgendwelche po sitiven Angaben, die zur Begründung dieser Vermutung An laß geben könnten, bestehen nicht. Hentsch durch 3 Schlisse getötet. Zur Sektion des Nationalsvzialistcn Hentsch, die am Mittwoch durch Geheimrat Prof. Dr. Kockel, vvrgcnvmmen wurde, erfahre» wir noch folgendes: Der Befund ergab, daß drei Schüsse aus den Ermorde ten abgegeben worden sind. Der eine dcr Schüsse, dcr beim Durchgang durch die Lmigc eine Arterie aufgcrissc» hat, hat den Tod des Hentsch herbeigcsührt. Im Körper des Crmordc- tcn wnrdc ein Geschoß aufgcsnndcn, ein weiteres Geschoß, wahrscheinlich das, welches die Lunge durchbohrte, steckte in dcr Kleidung an de»- Stelle des Rückens. Der Tod des Hentsch ist nicht durch Ertrinken, sonder» infolge des Lmigcnschusscs eingetretcn.
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