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Sächsische Elbzeitung : 01.02.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-02-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-193602011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19360201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19360201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Elbzeitung
- Jahr1936
- Monat1936-02
- Tag1936-02-01
- Monat1936-02
- Jahr1936
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- Sächsische Elbzeitung : 01.02.1936
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Oressurproben auf dem Zckifferkakn Besucli beim ersten stlunimmenüen Zirlrus der Well. / Reportage non Hermann Reiner Harburg-Wilhclmsbnrg — preußische „Borstadl" des Well Hafens Groß-Hamburg, ivenn inan so sagen will. Hin reges Leben und Treiben; mächligc Nanchwollen steigen znm Himmel, Pfiffe gelle» über die lausendarmigcn Schiencnslräugc; Spciie- feltc, Gnmmi, Pelrolcnin, Benzin, alles ist hier zu Hause, wird weilcrvcrarbeilel, als Ncuprodukl »ach alle» Lauder» der Erde verschick!. Um uus surrl es wie i» einem Bienenkorb... „Elbe-Schiffswerft? Drüben rechts!" rnft uns ein Ocl- arbciier zu, dcu wir um de» Weg frage«. Wenige Minnieu später lanacu wir an. Gewöhnlich erkennt man eine Werft schon von weitem am ! Hämmern nnd Klopfe». Das ist a»s der ganze» Welt so, von ! Hamburg bis Schanghai, von Oslo bis Konstantinopel. Um so erstaunter ist man, wenn die Begrüßung auf der Elbe-Schiffs werft iu einem mächtigen Löw enge brüll besteht, das einen alle Knochen zusammeusahren läßt. Löwen auf der Werft? Ja, uud sogar hundert Exemplare dieser „zahmen" Gnunng au; einmal! Sie sind alle schön in der Montagehalle nniergebracht, wo einige Wärter gerade da mit beschäftigt sind, die Fütterung der Raublicrc vorznnehmcn. Die Gedanken schweifen zurück. Wir ciltsinucn uns der hundert Quo-Badis-Löwcu des Kapitäns Schneider. Wir entsinnen uns weiter des gigantischen Zusammenbruchs dieses Unternehmens, damals in Neapel, als die Italiener plötz- lich die Dcvisenspcrrc verhängten. Wir fanden den weltberühm ten Zirlus in einem Hamburger Boron als Nummelplahzelt wieder. Bou deu 300 Mauu Pcrsoual waren 28 übrig geblieben. Dann kam das Entsetzlichste: einer der Löwen fiel über einen ausgewachsenen Stammcsgcnvssen her, zerfleischte ihn nnd fraß ihn zur Hälfte ans — Hunger, Elend, keinen Pfennig Geld für Tierfulier! Es sah aus, als sei dies das Ende eines großen und wagcmuligcu deutschen Löwenbändigers. Und dann kam die große Wende: Der Gauwirtschaflsbcraler griff ein, Pläne wur den ausgcnrbcilct, der Führer und Reichskanzler genehmigte sic durch direkte Befürwortung und eines Tages ging die Meldung durch die Presse: Kapitän Schneider soll den ersten schwimmenden Zirlus der Welt bekommen! Eine Jahres,zeit ist darüber verstrichen — jetzt, im Früh jahr, ist cs soweit. „Mein schwimmender Löwen- zirlus startct!" sagt Kapitän Schneider mit strahlendem Lachen. Damit keine Zeit verloren geht, sind die hnndcrl Naub- licre bereits an Ort nnd Stelle gebracht worden nnd warten nun darauf, auf die Kähuc verfrachtet zu werden. Ein Gang durch die Werft zeigt uns, daß cs sich nm mehrere mächtige Kähne handelt, Schifferkähne, Plauer Kähne, oder wie sie sonst in den verschiedenen deutschen Ganen genannt werden. Dicke eiserne Stäbe vor den „Kabinen" der Löwen sorgen dafür, daß die Könige der Wüste nicht ansbrcchen kön nen. Im übrigen ist das Personal ans einem besonderen Kahn nntcrgebracht, damit man jede Zersplitterung in der Unterbrin gung vermeidet nnd die wilden Tiere auf eiuem festen Komplex zusammen hat. Auch die Büros, Wcrbcabteiluug, Kasse usw. siud sclbstvcrstättdlich nicht bei den Löwen einanarliert. „Inwieweit unterscheidet sich der schwimmende Zirkus vou einem Landzirlus?" fragen wir. „In der Leistung durch nichts!" lautet die Antwort. „Wir haben einen richtigen Zirkus mit Gitter käsig nnd der üblichen Manege gebaut, so daß die Zuschauer ihr ge- wohiilcs Bild zu scheu bekommen." „Erlauben Sie — so etwas kann man doch nicht auf einem dieser Kähne veranstalten, die wir hier sehen!" „Nein, die Sache verhält sich anders", kommt die Erwide- rnng, mit eine in Kahn kann man cs natürlich nicht machen. Vielmehr fügen wir die einzelnen Kähne nach einem besonderen, sorgfältig ansgcdachten nnd in Kleinmodcllen erprobtem System dergestalt zusammen, daß in der Mitte eine große Fläche ge bildet wird, auf der unter Beiwohnung der Znschanerschafl die Löwcudressnrcn vor sich gehen. Sobald wir fertig sind und wie der Weiterreisen wollen, treu neu wir die Kähne mit Leichtig keit, io.daß sie in einer Reihe davvnschwimmcn können..." Mir wanoern weiter. Zelte werden hcraugeschleppl, Holz- böckc gesägt, Drähte gebogen, Nägel ciugchämuicrt, Büromöbel aufgchäuft — es ist ein ewiges Kommen und Gehen, ein ständi ges Schaffen und Werken. Dazwischen erheben die hnndcrl Löwen in der Montagehalle ihr schauriges Gebrüll, das einem durcb Mark uud Bciu geht. Unmengen' Pferdefleisches und anderer „Lebensmittel" werden auacsahren. Bermag sich ein Laie vorzu- stelkcn, was cs hcißt, Tag für Tag cinhnndcrt gefräßige Löwen mäuler falt zu machen? Leo, der König der Wüste, wird sich wnndcrn, wenn er sich eines Tages ans den Fluten wicdcrfiudet, dem geliebten rollende» „Wohnwagen" Ade sagen mnß. Die Ersparnis? Sic ist gewaltig, mnß cs auch sciu, wcuu mau weiß, daß ciu rollender ZirluswägcnTranSpori im Jahres durchschnitt rund »Ott 000 Marl lostet. Da kommt der schwim mende Zirkus doch erheblich billiger weg. Lö w c u bä u d i g u u g auf dem Schiffcrkahu — daS ist einmal etwas anderes, für die Dompteure wie für die Löwen selber. Ein riesiges Zeltdach, das mit seinen Masten und Pfählen die Anbringung strahlender Lichlesfeklc erlaubt, ist aus- legcferlig. Motorc werden montiert, Kraftstrommaschinen an- gelassen — der Weg für den deutsche» schwimmende« Zirkus ist frei! Iu diesem Sommer schon wird er die Flüsse bcsnhrc». sich überall bestaunen kaffen. Als wir wieder abfahrcu, dringt noch ans ocr großen Montagehalle das dumpfe Brüllen der Wüstenkönige herüber. Sie stampfen und springen an die Giller, sic fauchcn und »recken begierig die Krallen aus, sic scgcu mit dem mächligcii Schwcik ganze Staubwolke» hoch uud fletsche» die Zähne wir aber sehen cs nicht mehr. Der „WasscrzirkuS" wird schon mit ihnen fertig werden... 8er Sternenkimmel im Zebruar Bon Or. On Carl G. Cornelius. Außer dem schönen Himmelsanblick, den schon im Bor monat die Nachtstunden boten, zeigt das Firmament nn Februar nicht viel Neues. Zum ersten Male wieder über den Horizont kommt seit verflossenem Herbst nur abcuds der Löwe (Anfang des Monats um 23, Mitte um 22, Ende um 21 Uhr). Neben seinen bogenförmig angeordnctcn Lichtpunkten, als deren hellster der gelbliche Regulus als Knaus des sichel- ähulichcn Gebildes strahlt, gehören »och mehrere östlicher stehende Sterne zu dem Bilde, die tatsächlich dem Ganzen das Aussehen einer Sphinx oder eines ruhenden Löwen geben. Unterhalb taucht die Wasserschlange etwas weiter über dcu Gesichtskreis empor als im Januar: ihren Hauptstern, Alp- Hard (2. Größe), findet man, wenn man die beiden untersten Sterne der erwähnten Sichel verbindet und die Linie über Regulus hinaus ums Doppelte verlängert. Dieses Bild — auch Hydra genannnt — ist durch seine Länge bemerkenswert, denn cs erstreckt sich über 106 Nektaszeusionsgradc, also über fast ein Drittel des Himmelsgewölbes. Nach Osten uud Nördostcn zu folge«, nur wenig über die Dünste des Horizontes hinausrcichcnd, die nördlichen Teile von Jungfrau und Bootes, aber vornehmlich ziehen die prächtigen Konstellationen des Südhimmcls noch den Blick auf sich. Mii mächtigem Glanze flammt dort Sirius als unterster Eckpunkt des Großen Sechsecks, als dessen Spitze Capella im Fnhrmann etwas westlich vom Scheitelpunkt des Himwels stchl. Kastor und Pollux in deu Zwillingen und Procyon im Kleinen Hund bilden die „linke", der rötliche Aldebaran im Stier nnd die auffallenden Sterne des Orion die „rechte" Verbindungslinie zwischen den beiden Spitzen. Rechts und links sind ebcnfo wie „oben" und „unten" durchaus irdische Begriffe, die im Welt raum keine Geltung haben, zur Veranschaulichung aber hier gebraucht seien. Den nordwestlichen Himmclsranm füllen die vielgestal tigen Konstellationen Pcrscns, Andromeda, Cassiopeia und darunter Widder und Walfisch aus. Im Norden finden sich Großer und Kleiner Bär sowie Cephens. Wega und Deneb als Hanptstcrne von Leier und Schwan können an klaren Abenden tief an der Scheidelinie von Himmel und Erde erblickt werden. Die Liclstminima des Veränderlichen Algol im Per seus sind am 4. Febrnar nm 0 Uhr 6 Minuten," am 6. des Monats nm 20 Uhr .60 Minuten, am 9. nm 17 Uhr 40 Minn ien, am 26. nm 22 Uhr 3.6 Minuten nnd am 29. nm 19 Uhr 2.6 Minnien gnt zu beobachten. Die Planeten stehen im Febrnar in kciner besonders günstigen BcobachtnngSlage. Mcrknr nnd Salnrn bleiben praktisch unsichtbar. Die Bcobachtnngszcit von Benns am Mvrgcuhimmcl verkürzt sich ans eine Stunde vor Sonnen aufgang, die von Mars ans 2 Stunden am Abcndhimmel nach Souucnuutcrgaug. Da Uranns (bis 23 Uhr im Widder) nnd Neptun (im Löwen die ganze Nacht) mir mit optischen Hilfs mitteln zu verfolgen sind, bleibt lediglich Jupiter als dauk- bares Objekt unter den Wandelsternen. In der vierten Morgenstunde steigt er über den Osthorizont und beherrscht hier in Siriushelligkcit das Firmament. Der Mond, dessen abnehmende Sichel am 17. unterhalb von ihm steht, überholt am 20. die sich in der gleichen Richtung fortbewcgcudc Benns. Am 20. tritt die Sonne aus dem Zeichen des Wasser manns in das der Fische. Die Tagcslängc steigt von 9 Stun den 2 Minuten am 1. Februar auf 10 Stuiideu 44 Minuten am Monalslctztcn. Die HanpUichtgcstaltcn des Mondes fallen auf folgende Zeitpunkte: Bollmond am 7. um 12 Uhr I9 Minuten, Letztes Viertel am 1.6. nm 16 Uhr 45 Minuten, Neumond am 22. nm 19 Uhr 42 Minnien nnd Erstes Viertel s am 29. nm 10 Uhr 28 Minnien. I — t Der Wurf hat sein Ziel erreicht. Von Thcaterdircktor a. D. Richard Erdmann. Mein Hcldcnvatcr August Maier, fünfuudzwauzig Jahre ! im gleiche» Fach bei mir tätig, war ei» großer Pechvogel. Als geborener Münchener sprach er mir auf der Buhne Schriftdeutsch, ; i«i gewöhnlichen Leben aber seinen echten Münchener Dialekt. Im Apostellhcatcr in Göppingen gab ich das Schanipiel. s „Die Fischerin von Island". Als Erster Held u«d Liebhaber ! spielte ich den Fischer Ringo Maier als Heldeiivaier gab den allen j Fischer Kronberg. Das Stück spielt am Meer. Zum Schlich des ersten Aktes befinde! sich Ringos Fran in Lebensgefahr, da sie im Kahn bei der Mccresbrandnng das Ruder verlor uud oas Ufer mcht mehr erreichen kann. Sie schreit ihrem Mann zu: j „Ringo, wirf ein Ruder, wirf ein Ruder, Ringo!" Ich stand ans einen, Felsen mitten ans der Bühne nnd ! antwortete lauthals: „Margaretes gib acht, ich wcr>e!" Ich warf s ihr das Ruder durch die Kulisse zu. Unglückseligerweisc kam 1 mein alter Maier in die Flugbahn, nnd mein Ruder iraf seine Nase. Ein Blutstrom ergoß sich über seine Kleider. Nach meinem Wnrf hätte Maier anftrcien sollen, aber er erschien nicht, und ich mußte längere Zeit frei vorlragcn. Die Schauspieler Himer dcm Kulissen drängten ans Malier ein, er solle doch ausirclen, da hone ich, Ivie er stöhnend in seinem Münchener Dialekt jagte: „I ko doch net, i blnt ja wie ü San! Der Direktor hol mir's Ruder auf mein Zinla g'worscn!" i Mil mgstlichcn Blicken aus die Seite hin, wo Maier auf- ! treten sollte, sprach ich aus dem Stegreif weiter. Was für eine ! Schaudcrgeschichlc ich erzählt habe, weiß ich nicht mehr. Endlich i sah ich, wie die Kollegen Maier auf die Bühne schoben. Mit ! schnellen Schritten trai er auf mich zu, das ganze Gcsichi"'voll s Blut, uud mit seinem kräftige» Organ sprach er, indem er mir I seine blutige Hand reichte, die Worte: „Ringo, daS war ein Wurf, er hat sein Ziel erreicht." Dabei griff er aber nnwillkür- Ilch nach feiner Nasc...! Bei diesen Worten war der erste Akt « ;n Ende, nnd es fiel der Vorhang. Der alte Maier durfte auf sich daS Sprichwort auwcudcn: ; Wer dQ'l Tchadcu hat, darf für den Spott nicht sorgen. ! Falsch getroffen. Der Große Kurfürst mußte einst in der Kirche zu seiner ! nicht geringen Verwunderung hören, daß der Geistliche ihm in ! seiner Predigt ganz gehörig ins Gewissen redete. Trotzdem zog ! Friedrich Wilhelm den Zürnenden an seine Tafel und fragte ! ihn: „Na, Herr Pastor, Er hat mir ja heute ganz ordentlich eins auf den Pelz gegeben." Der Gefragte zuckle die Schulter»: s „Es lut mir wirklich leid, Kurfürstliche Gnaden, daß ich nur ! den Pelz getroffen habe. Ich hatte eigentlich auf das Herz i gezielt." Vergiftetes Gold Moderner Gigantcnkampf in der Schatzgrube. Von Walter Hartwig. Sie hat erst vor wenigen Jahren das Licht der Welt er blickt, die Bolidcngrubc in Schweden. Sie wurde mil den modernsten Mitteln der Schcchsnche erschlossen. Und sie hat die auf sie gesetzten Hoffnungen mich nicht enttäuscht. Es wurden ! dort große Schätze gefunden. Vor allem an rotem Gold. In ! den letzten Jahren förderte man dort jährlich etwa 7500 Kilo i Gold, was einem Wert von 20 Millionen Mark entspricht. Leider macht sich auch ein schwerer Nachteil mehr uud mehr bemerkbar. Denn in den Erzen, die das Gold führe», findet sich ; Arseni k. Wir kennen diesen Stoff ans den Skandalgcschichten des Mittelalters, da man unbcgneme Nebenbuhler durch Speisen j zu beseitigen suchte, die mit diesem „Gewürz" versehen waren, i Und mich" heute noch stellt es vielfach seine vergiftende Kraft ui ! den Dienst der Menschheit. Aber droben in der Bolidcngrubc > ist das Arscuik doch gar zu eug mit dcm Golde verschwistert. Mau ! sagt, daß die Erze zum zehnten Teil ans dem giftigen Stoffe s bestehen. Es wurden alljährlich nicht weniger als 40 000 Ton nen „geerntet". Man wußte nicht gleich, wo man mil diesem ! Gift bleiben sollte. Die Grube konnte im Jahre 1933 nur ganze tausend Tonnen davon verkaufen. Also sah man sich genötigt, ' ein riesiges Betondecken zu erichten, das die Massen des lästigen > Giftes änfuchmen mußte. Gegenwärtig sind die Vorräte ans ! nicht weniger als 200 000 Tonnen angewachscn. Nun erschallt der Schrei: Nehmt uns das Arsenik ab.' Eifrig suchen die Chemiker neue Verwendungsmöglichkeiten aus- s findig zu mache«. Bislang Hal man das Gift vor allem zur Be kämpfung des Ungeziefers gebraucht. Besonders die amerikanische ! Landwirtschaft bedient sich dieses Mittels. Aber der ganze Welt- s verbrauch ist nicht höher als 35 000 Tonnen. Und soviel fördert ' allein jene Grube. .. j Soll man den Beton damit vergiften? Das würde den Vor- > teil haben, den Ansatz der lästigen Wasserpflanzen zn verhindern, die an den Hafcnbauten ihr Unwesen treiben. Man hat den Weltvcrbrauch an Zement auf hundert Millionen Tonnen er rechnet. Wenn mm auch nicht mehr als der tausendste Teil dieser Menge den Znsatz von Arsenik erhält, so könnten 30 000 Tonnen des Giftes damit verbraucht werde». Inzwischen, während also die Chemiker krampfhaft nach Mitteln suchen, sich des Giftes zu eutledigeu, wächst uud wächst der Berg des Giftes. Es ist wie bei dem Wasser, das der Lehr ling des Hexenmeisters gerufen hat uud das er nun uicht wieder in seine Schranken zurückweisen kann, weil er die Zanberformal verloren hat, die ihm der Meister gab. So guillt droben in Schweden das Gift ans der Erde. Für jedes Pfund Gold, das immer den Magdalena entlang der Mensch dem mütterlichen Schoß entreißt, muß er die sieben fache Menge Gist in Kauf nehmen. Wer wird den Sieg davon tragen, dcr Geist des Erfinders oder die Gewalt der neidischen Elemente? teile». Romantik aus Urwald mal ?8-Zabl... „Bevor wir es aber nicht erreicht hatten, daß der letzte Haziendero, der entlegenste Kaffecplanlagenbcsitzcr nnd die kleinste Station .hinter dem Gebirge', wo noch ein paar Weiße leben, ihre Verbindung mit unserem Flugdienst hatten, gaben wir keine Ruhe...", erklärte ddr technische Direktor, d. iReben der ehemalige Bordmonleur, der vor sechzehn Jahren zum crsteumal Bogota auflog. „So richten wir in ganz Kolum bien siebzig Agenturen ein — bei Kaufleuten, Hoteliers wdcr angesehenen Haziendenbesitzer», die dauernde Verbindung mit den Flugplätzen und den flngplanmäßigen Maschinen häklen. Wfll jetzt zum Beispiel irgendein Plantagenbesitzer, hundert oder mehr Kilometer von der Nächsten Agentur entfernt, Luft post äufgeben, so schickt er einen seiner indianischen Pcones los, der die Post in der Agentur abliefcrt. Der Agent wieder befördert sie durch seiue eigenen Lenke zum Flugzeug. Bringt indianischen Schnelläufer los? unheimlich zähe braune Bur schen, die selbst in gebirgigem Gelände einen Stundendurch schnitt von zehn und mehr Kilometer halten. Sind Wege vorhanden, befördern auch Reiter die Post, iu einigen Fälle» sogar Autos und, falls es eine Eisenbahnlinie gibt, Anto- draifincn!" „Waldiudianer als Postboten so eine Organisation kriegen auch nur die Germans fertig!" bemerkte dazn ein Amerikaner. Ein wenig Neid klang darin, aber die Anerkennung ließ sich nicht unterdrücken... Romantik mal P3. Deutsche Flieger über Urwold und Kordillere. Von Werner Zibaso. Als im Jahr 1919 ein deutscher Kampfflieger a. D. und sein Bordmontcur über den großen Teich nach Kolumbien dampften, hatten sie gewiß keine Ahnung, daß sich ihre beiden Junkers-Flugboote unten im Laderaum einmal zn einer gewichtigen Fluggesellschaft mit einem Präsidenten, mil Direk toren und dicken Kassenschränkcn auswachsen würden. Schon einmal hatten kurz zuvor ein paar Franzosen in Kolumbien versucht, über Urwald, Kordillereugebirgc uud Flußläufe hiuweg tropisches Neulaud zu befliege«; sie wäre« daran gescheitert. Die Schlußfolgerung, die sich daraus ziehen ließ, Ivar allein die, daß Holzmaschincn mit Stoffbespannung für den Tropcuflugvcrkehr denkbar ungeeignet waren. Also mußte eS mit den Ganzmetall-Flugbooten besser gehen! Uud cs gelang zunächst einmal von Baranguilla aus, dem größten kolumbianischen Hafen am Karibischen Meer, den Rio Magdalena hinanf bis Girardot. Die Kolumbianer lernten, daß der Verkehr mit den beiden Flugzeugen der Deutschen weit besser klappte als mit den,,Raddampfern, die auf unberechen baren Urwaldflüsseu in Tagen und Wochen Strecken zurück legten, wie sic die Flugboote iu Stunden leisteten. Doch die beiden Deutschen wollten sich nicht mit dieser einen Linie — lich nnr wenig begeistern ließ! Heute brausen die schweren dreimotorigen Verkehrs- i schlitten der Deutsch-Kolnmbianischen Luftverkehrsgesellschaft von Bogota aus uud der Kaffcestadt Medellin, von San Mar- ' cos und Buenaventura über die drei Gebirgsketten der Kor- , dillere, hcnte kann man noch moraens sein Frükstück in immer den Magdalcpa entlang — ^zufrieden geben. Der, ! Gedanke, qner über Ine Zentralkordillerc hinweg eine Bcr- ; bindung mit der Landeshauptstadt Bogota herzustelleu, lockte s weit mehr. So setzten sic eznes schönen Tages ihr Wasser- ; flugzcng in Girardot am oberen Magdalena kurz entschlossen ! Kingston ans der schönen Insel Jamaika nehmen nnd doch bereits nm fünf Uhr nachmittags nach den Klängen der Tango- kapclle ans der Terrasse des Hotels „Granada" in Bogota i — 2600 Meter über dem Meere — tanzen. Fliegen Sie aber s weiter nach Tnmaco, dcm südlichsten kolumbianischen Hafen . am Pazifik, so kann es Ihnen passieren, daß dem wassernden Flugboot plötzlich die buntbemalten Edclholzlanns dcrNariüo- Jndianer emgegenschießen: Nicht, nm den „bösen Zauber" zn vertreiben, nein, sondern um leere „Tins" zu bekommen, d. h. die berühmten Fünf-Litcr-Oelkanistcr, die den gesnchlcsten Markenartikel Südamerikas bilden, weil sich aus ihnen Kämme nnd Sägen, Fcllschabcmesser nnd Kopfputzc, Flick- § material nnd alles, was sich ein Jndiohcrz sonst nnr vorstellen ; kann, schneiden läßt. Der Urwald, den man immer noch j nnr am Rande und Schrill für Schritt mit dem Buschmcsser ; in der Faust mühsam bezwinge» ka»», scheint eine heitere, j buntfarbige Landkarte tief nnicr dem Fahrgestell der Vcrkchrs- ! Maschine, nach deren regelmäßigen Flugzeiten sich die Indios > am Rio Magdalena und an der Külte bereits ihren Tag cin- ' j im umgekehrten Fall eine Verkehrsmaschinc Post für - sagcn aus Rader nnd brausten mit diesem selbstverfcrtigwn wir: eine Urwaldstation, so schickt der Agent einen seiner bmm quer über das Gebirge nach Bogota ab. Sw schafften ' -- cs. In einer eleganten Kurve giugeu sie zu einem freien FJd hinunter. Aber, aber... das Räderwerk splitterte, uud aüs dem Amphibium war im Haudumdrehcu wieder ei« Wasserflugboot geworden, das sich für eine Erdlauduna nalür-
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