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Sächsische Elbzeitung : 08.07.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-193607081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19360708
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19360708
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Elbzeitung
- Jahr1936
- Monat1936-07
- Tag1936-07-08
- Monat1936-07
- Jahr1936
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 08.07.1936
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ieWeltüberrasckung vom 10.7.19lb Zur Erinnerung an üie ZalM der „U-8eutscklanü" — Von Werner Len; Paul Leberecht König Hane vor dem Weltkriege dem 1 Bremer Norddeutschen Lloyd treue Dienste aus Ucbcrscc- chiffen der Linien nach Amerika und Ostasicn geleistet. Zeiner Tätigkeit als „Dicker-Dampfcr-Kapitän", wie man «cherzhaft für diese verantwortlichen Kommandos sagt, mar durch die sciudlichc Blockade eiu nnerwüuschicS Ende gesetzt worden. Und das ist hart für einen täiigkeitssrohen Seebären. Da fand dann — am Anfänge des zweiten Kriegsjahrcs — die Anfrage der Reederei, ob er eine - Sonderanfgabc lösen »volle, den Kapitän KiAiig srohbcreit. Es handelte sich nm etwas ganz Erstmaliges: MU einem Unterseeboot, welch neue Schiffsart man doch bislang mir !als schneidige Waffe der Marine kannte, wollte der Lloyd im Einverständnis mit der kaiserlichen Ncgiernng die , Feindblockade durchbrechen. Die Reederei halte in der i Germania-Werft zn Kiel ein großes U-Boot nach dem Konstrnktionsentwurs von Rudolf Erbach aus Stapel gelegt, und der zirkiinstigc Führer des Schisses nahm wäh- rend der mehrmonatigen Bauzeit — wie üblich — an allen i technischen Borbereitnugen sachverständigen und fördern den Anteil. Das „Boot" hatte eine Länge von 65 Meter, eine grösste Beite von 8,!) Meter, Tiefgang von -1)4 Meter, ' Tragfähigkeit von 750 Tonnen nnd eine Wasserverdrän gung von >000 Tonnen. Einschliesstich Kapitän und Offi zieren betrug die Besatzung 2!» Mann. „Es war", schreibt Pank König, „ein Schiss, an das ein alter Seemann schon sein Herz hängen konnte!" Und als cs glücklich vom Stapel gelaufen war nnd den Ramen „Deutschland" er- z halten hatte, begannen bald auch die Probefahrten, die bei der NcuartigkcU des Verkehrsmittels doppelt gründlich vorgcnommcn werden muhten. Dann ist es soweit, dah die wertvolle Ladung verstaut werde« kouute: Chemische Farbstoffe. Als Gegenwerte sollten Rohstoffe gebracht werden, die nns seit der Blockade jj fehlten, zumal die enorm kriegswichtigen Produkte Roh- ; gummi, Nickel uud Zinn. Am 23. Juni verlieh das Schiff, l dessen Existenz nur wenige« emgewcihtc« Kreise« bekamst : war, die Wescrmü«du«g n«d hielt Knrs nordwärts. Aenhcrste Vorsicht war notwendig, wenn der Blockade- Dnrchbrnch gelingen sollte. Drohtet« doch überall die feind lichen Wachtschifsc nnd die — für die Marine-Untersee boote eingerichteten — U-Voot-Fallcn. Wie gewagt das ganze Unternehmen bei der damals zumal in England überciztcn Kriegspsychose war, schildert König in seinem Erinncrnngsbnch über diese erste Fahrt der „U-Dcutsch- land". So kam cs also auch zu allerhand Ucbcrraschungen, denen aber das wendige Schiss immer wieder entging, wenn auch Dinge wie der „Kopsstand ans dem Meeres gründe" — eine gewih höchst peinliche „Lage" — über wunden werden muhten Trotz der wütenden Stürme, die das Schiff tagelang zwangen, die Luken dicht zu halte», so dah man bei 53 Grad Celsius mitten im brühwarmen Golfstroms kaum noch . citiucii und schlafen konnte — nnd wie anstrengend war die Arbeit bei den Glut- uud Oclduust sprühenden Dieselmotoren! - gelangte man ohne Unfall bei Balti more an die amerikanische Küste — am lO. Juli vor 20 Jahren! Ja, man hatte von den 4200 Seemeilen nnr 100 als Unterwasserlinie zurücklegen müssen! Als man NN« dem Lotsenkapitän funkte, er möge ein deutsches Schiff cinbringcn in den Hafen, soll dein alten Seemann die Puste wcggcblicben sein. Deutschland schickt ein Handelsschiff? Und als ihm Name und Art gesendet wnrdc, muhte er mehrmals Rückfrage stelle». Ei» Handels- U-Boot? Gab's denn so etwas? Aber dann war die Freude grob für den Amerikaner, dah er als erster das nene Mcerwnnder betreten konnte. Solche Rekorde weih man drüben zn schätzen! Und auch das amerikanische Publikum drängt sich - nach der unermüdlichen Vorhut der Reporter und Kiuoopcratcure — zu dem „stählernen Fisch". Allerdings — Vorsicht hält auch die stürmischste Liebe zurück. Die Entlöschung und die Ncnbcladung der „U-Deutschland" wird von Negern, ungelernten Stau- arbeitern durchgcführt, bei denen Gewähr dafür bestand, dah sie keine wichtigen Technika „abgnckcn" konnte«. Aber aithcrhalb des Haseus, i« Clubs uud öffent liche« Lokale«, werde« die wackere« deutsche« U-Booter gleich sericnweisc ciitgeladen. Die Stadl ist i« einer Auf regung! Die dcutschstämiuigen Amerikaner geben König und seinen Lcntcil zu Ehren ein Fest, dessen Ertrag mau an das Note Krenz absührt. Sehr korrekt ist die Negie rung von USA. Trotz der Unterstellung der englische» Presse, U-Boote seien Kriegsschiffe und müssen so bc- handelt werden, bleibt „U-Deutschland" für das ncntralc Amerika ein Handelsschiff Und trotz der Versuche der Feiudflottcu, das Unterwasser-Frachtschiff auhcrhalb der amerikanischen Hoheitszonc „abznschnappcn", wird auch die Rückreise programmähig znrückgclcgt und die kostbare Fracht geborgen. Unter den Bcgrühenden am Wcscrhafc« steht der Sicacr der Lust — der alte Gras Zeppelin. Ganz Deutsch land jubelt über das Geliugen der Fahrt, die uicht uni Werle herciu- und herausbrachte, souoe-n auch deutsche« Lebenswille« herrlich verkündete. Noch 'inmal durchbrach Kapitän König mit „U-Deutschland" Vic Blockade, dann wurde das Schiff in den Dienst der Kriegsmarine einge stellt; nach Versailles verfiel es, als avgavcpilichtig, der Zerstörung. Kapitän König aber Hal dann vcm Rord- dcnlschen Lloyd noch lange Jahre in leitender Stellung — er stand an der Spitze der nautischen Abteilung — dienen können. Vor drei Jahren ist König gestorben, er, der einzige Handels U Bootf ü hrcr der Wcl t. Mle Weiten werden tropenMig! Bedeutsame Ergebnisse eines gewaltigen Versuchs. Von Heinrich Schulz-Berlin. In englische» geographischen und tropennledizinischcn Zeitschriften wurde kürzlich auf einen Versuch aufmerksam ge macht, der in seiner Größe und Einzigartigkeit in der Geschichte der Tropcnkolonisaliou erstmalig ist. Der Sinn dieses Vcr- ! snchcs, de» die auSstralische Negierung durchführt, ist, die dauernde Akklimatisation der meisten Rasse im tropischen Ticf- ! land in niöglichsl kurzer Frist schlagend zu beweise». Der Vcr- j such lief imbcachlct die letzten Jahrzehnte hindurch. Jetzt ist i er zu einem gewissen Abschluß gekommen und zwingt die Welt, ! sich mit seinem Ergebnis anscinandcr zu setze». Eitle Akklimatisation der Meiste» Nasse i» rei» tropische» Gebieten bedeutet, dast der Meiste Mensch, der die Tropen be siedelt, die volle körperliche Leistungsfähigkeit, die ursprüug- ! liche Gesundheit uud Lebendigkeit, die geistige und moralische Kraft sich erhält und fortpflanzt. Akklimatisation ist die An passung an die tropische Umgebung nicht nur für die ersten Eiuwandcrer, sondern anch für deren Nachkommenschaft. Un zählige Versnche, Angehörige der Meisten Rasse an ein tropi sches Ticflaudklima zu gewöhnen, sind gescheitert, ja, haben zu Katastrophe» geführt. Zwei Hiuderttisse scheine» sich »»» »ach dem augenblick- lichc» Staiid unseres Wissens einer Akklimatisation ganzer Generationen Meister Menschen in den innere» Trope« in de» Weg z« stellen. Einmal die T r o p e ii k r a u k h c i t c n und dann vor allem das fcuchthciste T r o p c n k l i m a. Und gerade das Klima ist es, das cs den Angehörigen der Meisten Nasse so schwer macht, sich de» Tropen anzupasscn. Ueber die Klima einflüsse, wie Sonnenstrahlung, Wärme, Feuchtigkeit, Luft druck und ihre physiologischen Wirkungen ans den nicnschlichen Körper konnte man sich noch nicht hinwcgsetzcn. Jetzt kommen die Australier und behaupte», die Akkli matisation der Meiste» Nasse im feuchthcistc», tropische» Tief land sei gelungen. Die innere Tropcnzonc stehe der Meisten Menschheit znr Besiedlung offen. Es gebe keine klimatischen Grenzen für die Meiste Nasse. Der Meiste Mensch sei kraft seines Willens zum Herrn seiner Umgebnng geworden, Um diese kühne Behauptung zu verstehen, müssen wir ans jenen grohartigeu Versuch aufmerksam machen, den die austra lische Negierung an der Ostküstc Nordgucenslands durchführt. Es herrscht dort eiu reiu tropisches, fcuchtMarmcs Tiefland klima mit starken Niederschlägen. Der kühlste Monat weist noch 25 Grad Wärme ans. In diesem Gebiet wohnt nun seit mehreren Jahrzehnten eine rein Meiste Bevölkerung arischer Nasse, die sich iin Laufe der Zeit auf mehr als 400 000 Men schen enimickclt hat. Sie führen ein gesundes Dasein mit guten LebcnSbcdingungc», und sie genügen körperlich und geistig allen Anforderungen, die man für das Gelingen einer dauern den Akklimatisation stellen kann. Vier Faktoren scheinen für de» Erfolg dieses Versuches waßgebcnd gewesen zu sein. Vor allem wurden die Trope u- kraukhciteu mit dein Rüstzeug der Seuchen- und Schädliugs- bekämpfnngsmissenschaft nach und nach zurückgedrängt. Ter Erfolg hing wesentlich davon ab, den einzelnen Siedler znr Mitarbeit zn erziehen. Bedeutsam ist ferner das Feruhaltcn der Farbigen. Kein Farbiger darf den Boden des Vcrsuchs- ' aebietcs betreten. Denn erfahrnngsgemäst finden Tropenkrank. Tornado über der Prärie Von Fred Nodon. Es ist gegen Ec sechste Nachmittagsstunde. Ich schleppe mich müde aus der Fenz zurück nach dein Farinhause. Auf der letzten Bodenwelle, hinter der die armseligen Holzbauten der Farin liegen, bleibe ich stehen und blicke nach der Nachbarfarin. Da sehe ich das erste kleine Wolkenkiud, ganz fern im Südostcn. es lugi soeben ncngierig über den Horizont, dort, Ivo die kana dische Prärie in die Vereinigten Staaten hineinläuft. Regenwolken? Ich must bitter auflachcn. Gütiger Mani- lau! Hier im sogenannten „Trockenen Gürtel" gibt es schon seit Jahren keinen wirklichen Siegen ««ehr. Das mit den Wolken ist der tägliche schlechte Witz deS Wettcrmachers. In dichten Bündeln, wie Brandpfeile fallen tagsüber die Lichtstrahlen der Scnnmersonne herab, seit Wochen, seit Monaten schon. Niemand vermag sich ihnen zu entziehen, kein Mensch, kein Tier. Tief dringen sie in den ansgedörrlen Boden, als fürchtet n sic, er könnte einen letzten Rest kostbarer Feuchtigkeit bergen. Und dann, regelmäßig in den späten Nach- mittagsstunden, segelt sie über uns hinweg, so grost wie eine Untertasse — die Narrcuwolke. Die Narren sind wir, die wir Lmfangs, vor einigen Wochen, als sie zuerst auftanchte, in enl- zückle Schreie ausbrachen: es gibt Regen! Und doch irgendwie sieht das heute etwas anders aus als gewöhnlich. Was de hinten im Südostcn heraufkriecht, ziemlich schnell sogar, ist nicht mehr nnr unsere harmlose alte „Narren» wolle", sondern das sind richtige Wolkenbergc, dunkel und dro» chend, wie vor einem Gewitter. Auch die Gophers, die possier» lichen Erdcichhörnchen erscheinen mir so sonderbar aufgeregt, mit schrillem Pfeifen hasten sie von Erdloch zu Erdloch, als fühlten sie eine heranziehendc Gefahr. Und das tiefe Gemuhe der beiden Kühe hat eine andere Klangfarbe bekommen, Unrnhe cklingt daraus. „Sieh mal naä Nordwesten! Da zieht auch was heraus", vom Hause ruft es der Farmer. Teufel! Das habe ich ja hier <mf der Prärie noch niemals beobachten können: aus zwei ver« schicdcucn Himmclsrichtuugeu sich entgcgenzieheiidc Gewitter wolken. Jetzt merke ich anch, dast die Sonne verschwunden ist. Unaufhaltsam schieben sich von beiden Seiten die Wvlken- gcbirge höher uiid höher hinauf, gehen in die Breite, rücken auf- einander zu wie zwei feindliche Heere. Was wird ans dem Zu- ammcnprall entstehen, welche Richtung wird siegen? Ich fühle, >ast sich eine Katastrophe hcranszulösen begiunt. Dunkelheit hat ich sich inzwischen über die Prärie gelegt. „DaS ist heute genau o wie vor zwanzig Jahren, als ein Tornado hier alles ver nichtete", bemerkt mein Farmer, als wir ins Hans treten. Die Farmerin nnd die zehn Kinder, alles Mädchen, sitzen ängstlich zusammen. Und dann, urplötzlich, wie von Zaubcrhänden hingesctzt, steht rundherum am Horizont eine Flammenmancr. Das ist kein einzelner Blitz mehr, das sind Tausende von Blitzen, dicht an dicht, lückenlos. Das ist, wie wenn Himmel und Erde sich in lohenden Fcnersgluten vereinen wollten. So steht diese Blitz maner ringsum am Horizont, wirft ihren feurigen Schein über die Prärie — nnd dabei weht kein Lüftchen, kein Donner brüllt, eine unheimliche lautlose Stille brütet. — „Meine armen Kinder! Mann! O Mann!" lant schreit in sinnloser Angst die Farmerin und starr! durchs Fenster, reist, die beiden jüngsten Mädchen an sich nnd wirft sich mit ihnen aufs Bett, als könnte sic sich damit vor dem Granen verbergen, das nnn auf uns zuschreitei. In das laute weinende Jammern der andere» Kinder, die sich der Mutter nachdräugeu, mengt sich das ängstliche Winseln des HlmdcS — denn was da über die Prärie kommt, daS ist das Ende... Eine Fencrsänlc, scheinbar aus der Erde gewachsen, in den Himmel ragend, schreitet über die Prärie auf unser Farmhaus zu. Lähmeudes Entsetzen Hai auch mich gepackt. Meine Knie schlottern. Ich will etwas sagen, doch meine Kinnladen schlagen nnr stammelnd zusammen. Bin ich wahnsinnig? Ist das der Weltuntergang? Unsere große Scheune ist Plötzlich eine lohende Niesenfackel. Dann rollt die Fcnersäule wieder hervor — un aufhaltsam schreitet sie vorwärts — riesengroß reckt sie sich vor unserem Hauie ans. heilen gerade in einer Farblgeiibcvöllerung einen günstigen Nährboden nnd gute Ausbreitungsmöglichkeiten. Das Aus- schalteu der Farbigen bedingt einen anderen wichtigen Faktor. Die weißen Siedler in Nordguecnsland müssen selbst zufasscu, nm die notwendigen Arbeiten in Haus, Feld uud Pflanzung zn leisten. Und diese körperliche Arbeit scheint die Gesnndhcit dieser Siedler günstig zn beeinflussen. Endlich aber — und nicht als geringfügiges Moment — ist noch eine planmäßig vorbeugende Gesundheitspflege zu nennen, die sich auf Häuscrbau, Kleidung, Ernährung, Wasser versorgung usw. erstreckt. Diese Hygiene verlangt vom einzel nen Siedler große Willensstärke und moralisches Rückgrat. Alles in allem sicht man in der Akklimatisation mehr als eine bloße Gewöhnung. Man versucht vielmehr die Gefahren des Tropenklimas bewußt zn meiden. Nebenbei bemerkt, mit dem Nordgueenslandversuch will inan nicht nur die Akklimatisation der Weißen Rasse in den inneren Tropen beweisen. Der Versuch ist auch eine Folge der immer stärker betonten „Wcißaustralicnpolltik". Australien will zeigen, daß cs fähig ist, seine noch leeren Großräume aus eigener Kraft mit Menschen zn erfüllen. „Der Säugling ist der beste Einwanderer" ist das Schlagwort der australischen Bevölkerungspolitiker. Wohl sind Versuch uud Ergebnisse auch in Australien dein Streit der Meinnngcn untcrwvrfc». Aber die begeisternde Be jahung überwiegt doch bei weitem. Man hält den Versuch für unbedingt gcluugeu uud beweiskräftig. Ja, mau spricht von einer endgültigen Ucbcrwindung des Tropenklimas. Die übrige Welt beurteilt den NordguccuSlaudversuch etwas zurückhaltender. Man warnt davor, die Ergebnisse zu verallgemeinern. Es sei mindestens ein Jahrhundert der Er fahrung erforderlich, nm ein wirklich sicheres Urteil zu er- niöglichcn. Wissenschaftler, welche die Ergebnisse des Nord- gnecnölnndversuches nachprüfen konnten, weisen darauf hin, dast im Versuchsgebiet tatsächlich bei ciuer grostcu, mehr als 100 000 Personen zählenden Bevölkerung eine Akklimatisation über mehrere Generationen hinaus erreicht worden sei. Mau könne die bcdeutsanic Frage der Akklimatisationsfähigkeit des Meisten Menschen in den inneren Tropen mit gewissen Ein schränkungen im bejahenden Sinne beantworten. Unter Be rücksichtigung der oben erwähnten Bedingungen, unter Vor- aussetzung grostcr Vorsicht in der hygienischen Durchführung nnd besonders genügender Mittel sei eine ähnliche Akklimatisa tion hcute vielleicht möglich und erreichbar. Verschiedenes. 100 Jahre Ciscubahnfracht. Am II. Juli 1836, also vor 100 Jahren, beförderte die Lildwigs-Eisettbahi« Nüru- ! berg—Fürth zttm ersteiittial Frachtgut. Es bestand ans zwei Fäßchen Bier, die eine Nürnberger Brauerei aus ! diesem „uugewöhulicheii" Wege dem Gastwirt zur Eisen- > bahn in Fürth sandte. Das war die Geburtsstunde des Eiscubabn-Gütcrvcrkchrs in Deutschland, nachdem ein . halbes Jahr zuvor die Ludwigsbahn als erste deutsche j Eisenbahn ihren Personenverkebr ausgenommen hatte. Der ! erste Zug dieser Bah«, der «ach alte« Plä«c« ««d Sliz- ! zen wiedcrerstaild, wird übrigens zur großen Olympia- Ausstellung „Deutschland" nach Berlin komme«. Ahncttfvrschttng im Handwerk. Das Deutsche Handwcrksinstitut ist im Begriff, ein „Biographisches Lexikon des dcntschen Handwerks" znsammenznstetten. Für dieses Lexikon kommen bedeutende Vertreter jeglichen Handwerks in Frage, bedeutend als Handwerker, als Politiker, als Kunstler oder sonst in irgendwelcher Hiu- i sicht; z. A. sollen auch solche Handwerker, dje es zu Wirt schaftsführern oder Großindustriesten gekracht Haven,' ; ausgenommen werden, Daneben aber sollen auch Hgnd- j werrsgeschlcchter, die auf mindestcus fünf bis sechs Gcnc- rationell zurückblicken, in diesem Lexikon Aufnahme fin- ! den. Bei solchen Handwerksgeschlcchtc'rn sind die folgende« , Angabe« erwünscht: Der Stammvater des Geschlechts, seine Daten, Gebart, Tod, wo als Handiverker ansässig , gewesen, Hcindwcrksgaltimgen, evtl, ebrcnamtlichc Tätig- . keil als Ratsherr, Bürgermeister oder Zunftmeister, beson- dcre handwerkliche oder soziale Leistungen, Erfindungen oder dergleichen. Der verkannte Lnndcsvater. Vor der Münchener j Hauptwachc stand einmal ein Soldat Posten, als der alle § König Ludwig vorüberging. Da der Soldat ihn ilictzl i kannte, ries er auch die Wache nicht ins Gewehr. Der § König trat darauf zu ihm und fragte: „Warum präsentiert Er nicht? Kennt Er seinen Brotherrn nicht?" — „So", entgegnete der Soldat, „du bist also der lumpige Kom- mißbäcker, der die schlechten kleinen Brote macht, und du willst auch noch präsentiert haben? Mach, daß du weiter kommst, sonst gibt's noch was ab!" — Der alte Herr soll großen Spaß an diesem Mißverständnis gehabt haben. Ein nniichtbare Gewalt schleudert mich zu Boden. Flam me» stehe» im Zimmer. Die Wände erscheine» wie weggewischt. Dann völlige Dunkelheit uud abgrundtiefe Ruhe. Ob eine Sekunde — oder eine Minute — vielleicht auch ist bereits eine Ewigkeit vergauge» — ich weist cs uicht. Tan- mcliid richte ich mich hoch, suche einen Halt au der Wand — da Der Tornado! Wie wenn Millionen kleine Teufel ein Pfeifcnlonzert veranstalteten, wie wenn alle Winde aller Wind- cckcn sich vereinigt hätten — jo pfeift, heult und brüllt cs heran. Ich versnche mich sestzuhaltcn — vergeblich. Eine über natürliche Kraft reiß, die ganze Längswand heraus. Eiu Tei! des Daches verschwindet in der Dunkelheit. Aus der Kammer dringen Schreie. Jcb will hin — sehe im selben Augenblick, wie' eine unsichtbare Faust den schweren eisenbeschlagenen Küchen- wagcn, zwanzig Meter vom Hanse entfernt, hochhebt — schon kracht er schräg hernieder auf die Haustrümmer. Ein rasender Wirbel reißt mick in diesen« gleichen Augenblick über Xu Boden und schlendert mich gegen einen abgedrehten und abgebrochenen Baumstumpf. Ich sehe gerade noch, wie unser Hühnerhaus, aus schwere» Baumstämmen errichtet, mit seinen vierhundert In sassen hernmgcwirbeli und davongctrageu wird — dann nickys als Dunkelheit. Ist es Tag? Ist es schon, wieder Nacht? In meinen Ohren rauscht es, wie wen» alle Wasserfälle der Welt sich vereinigt hätten. Krachen und Prasse!» am allen Seiten — Hagel! Lang sam begreife ich, daß ich geschützt unter einer dicken Planke liege, die ans der einen Seite auf dem Baumstumpf ruht. Faustgroß schlagen die Eisstücke herab, die Zerstörung zu beenden. Dann ist auch dieser Spuk vorüber. Ich krieche hervor und schleppe mich mühsam nach der Stelle, an der vorher das Farmhau? gestanden hat. Die Farmcrsfamilie, die ebenfalls wie durch ei» Wunder unversehrt geblieben ist, weint vor einem wüsten Trümiucrhaufen. Hell steht der Mond am wolkenlose» Himmel und gießt scm Silber.lich« über die Stätte der Vernichtung...
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