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Sächsische Elbzeitung : 16.10.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-193610165
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19361016
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19361016
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Elbzeitung
- Jahr1936
- Monat1936-10
- Tag1936-10-16
- Monat1936-10
- Jahr1936
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 16.10.1936
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Bcilincr Efscktcnbvrsc. > Tas Geschäft an der Berliner Aklienbörse schrumpfte am ! Donnerstag nach weiter zusammen. Besondere Anregungen ! laaen nicht nor. Im allaenieincu zechten sich Abschwächungen j No» I bis 2 Prozent. Der Ncnlcumarll war nur geringen , Veränderungen ansgeftbl. Der Geldmarkt tvnrdc dnrch den Alcdio kaum iu Anspruch j sicnommcn. Am Devisenmarkt des Auslandes Ivar das Psnnd einigen ' Schivankungcn nntcrworscn. Devisenkurse. Belga (Belgiens 41,89 «Geld> 11,97 «Bries», dän. Krone 51,37 54,47. cngl. Psnnd 12,175 12.205, sranp Franc 11,59 11,61, holl, t^nldcn 132,95 133,21, inst Lira 13,09 13,11, norw Krone 61,19 61,31, ösicrr Schilling 18,95 19,05, polir Zlow 17,01 17,11, schwcd. Krone 62,78 62,90, schweiz. Franken 57,19 57,31, span. Peseta 23,98 21,02, tschech. Krone 8,761 8,779. amcr. Dollar 2,188 2,192 Amtlicher Grvßmarkt für Getreide- und Futtermittel zu Berlin. DaS Angebot in Brotgetreide war nach wie vor gering Die Mühlen lonnicn nur vereinzelt die gewünschten Mengen Waren erwerben. Im allgemeinen war Weizenmehl besser gefragt als Aoggcnmchl. Auch Induslriehaser war knapp an- gcbolen. Fortbildungsletzrgänge !ür Beamte und Angestellte Erlaß des Reichsstallhallers Ncichsstatthaltcr Mutschmann richtete an die Be amten und Angestellten des öffentlichen Dienstes folgenden Erlast« Die Vcrwaltuunsakadcmic Dresden und die Deutsche Arbeitsfront, Kau Sachsen, haben im Einvernehmen mit der Kauwaltung Sachsen des Ncichsbundes der Deutschen Beamten unter Billigung des Gauschulungsamtes Fortbil- dungslchrgänge sür Beamte und Angestellte öffentlicher Kör perschaften eingerichtet, die dazu dienen sollen, die Beamten des einsachen, mittleren, des Kanzlei- und des unteren Dienstes und die Bchördcnangestellten allgemein be ruflich w c i t c r z u b i l d e n. Die Teilnehmer sollen in geistiger Arbeit und in klarem Denken geschult und in den allgemein erforderlichen technischen Fertigkeiten unterrichtet und vervollkommnet werden; es soll ihnen aber auch die Einsicht in die staatlichen und wirtschaft lichen Zusammenhänge ermöglicht und erleichtert werden. Der in zwei Stufen aufgebaute Grundplan umfasst folgende Fächer: Deutsch und Rechnen, Kurzschrift und Maschineschreiben; Organisation, Bürakunde und Kauzlei- wescn; Rechnungswesen und Kassenvarschristen; Volks- und Rassenkunde; Ausbau des Staates. Ich sehe in diesen Lehrgängen eine wertvolle Ergän zung zu den von der Verwaltungsakademic gebotenen Fort bildungseinrichtungen und eine weitere Voraussetzung für die Auslese der Besten. Vor allem sind sie für alle diejenigen Beamten und BchördemmgcstelHeu von Be deutung, die glauben, nicht ohne weiteres in der Lage zu sein, den Vorlesungen und Hebungen der ordentlichen Lehr gänge der Vcrmaltungsakademie mit Verständnis und Nutzen zu folgen, lind denen die neucrrichteten Kurte als Vorstufe zur Verwaltungsakademie willkommen sein werden. Unbe schadet der Teilnahme an bestehenden fachlichen Ausluldvngs- cinrichtungen einzelner Verwaltungen ist hier Gelegenheit gegeben, die sür die Berufsarbeit der Beamten und Behör- denangcstellten heute mehr denn je notwendigen allgemei nen G r u n d k c n n t n i l i e und -scrtigkeiten aufzufrischen und zu vervollkommnen. Wer an seine Aufgaben im Dienst der deutschen Volks gemeinschaft und des nationalsozialistischen Staates cinsatz- vercit und verantwortungsbewußt hernngeht, wird stets auf Leistungssteigerung bedacht sein und sich verpflichtet fühlen, seine Fähigkeit auch auszerdienstlich weiterzubilden. In Er gänzung meines Erlasses vom 1. Oktober 1935 mache ich daher auf die bezeichneten Lehrgänge nachdrücklichst auf merksam und erwarte eine rege Beteiligung. Erforschung der bäuerlichen Sippen Der Landeshauptabtcilungsleiter I der Landesbauern schaft Sachsen, Bauer Schumann, erlässt folgenden Aufruf: Die Landcsbauernschaft Sachsen (Freistaat) Hal ein gewaltiges Werk in Angriff genommen. In gewissenhafter Arbeit sollen die bäuerlichen Sippen erforscht und ihre Ge schichte ergründet werden. Dazu werden eine grosze An zahl ehrenamtlicher Mitarbeiter benötigt: solche, die aus eigener Familiensorschung Erfahrungen ge sammelt haben, und solche, die aus Liebe zur Scholle und Heimat gern ihre Kraft einseszen, wenn ihnen Gelegenheit geboten ist. Die Arbeit wird durchgesührt unter Billigung der Reichsstelle sür Sippenforschung und in Zusammenarbeit mit den zuständigen Vereinen und staatlichen Stellen. Wir sind alle vom Bauer gekommen und müssen wieder zum Bauer hin! Jeder, der Freude an der Familienforschung hat und gewillt ist, diese Arbeit zu leisten, möge seine Anschrift einsenden an die Landesbauernschast Sachsen (Frei staat), Hauptabteilung I, Dresden-A. 1. Sidonienstrasze 14. Von dort werden Mitteilungen und Richtlinien zugchen. Fachleute und Freunde der Familiensorschung, meldet Euch! hunderttausend sammeln in Sachsen im Zeichen der Grenzlondwappen Am Sonnabend und Sonntag sammeln für das Win» kerhilfswcrk mehr als Hunderttausend im Gau Sachsen. Sämtliche Politische Leiter, Walter und Warte der DAF., die Betriebsführer, Vertrauensmänner und Werkscharcn werden sich an der Sammlung beteiligen; sic sammeln am Sonnabcnduarmittag in den Betrieben, nachmittags auf Straszen und Plagen, in Häusern und Läden und abends in den Gaststätten, Lichtspielhäusern, Theatern. Am Sonn tag sammeln sie den ganzen Tag über auf allen Straszen und Plätzen, in den Häusern, abends wieder in Gaststätten, Lichtspielhäusern und Theatern. Sämtliche Betriebskapellen sowie die Kapellen der SA., SS., HI., des Arbeitsdienstes und der Wehrmacht rufen auf Straszen und Pläjzen die Bevölkerung zusammen; auch die Vetriebschöre, KdF.» Gcsangkreise und die Werkscharen werden in der Oeffent- lichkeit für das WHW. werben. Damit sind alle Voraus- sejzungen erfüllt, das; jeder Deutsche am Sonnabend und Sonntag die Gelegenheit erhält, sein Scherflein für das WHW. zu geben und die schönen Grcnzlandwappen zu erwerben. - Selbstverständlich stellen sich auch die führenden Män ner der DAF. in den Dienst dieser Sammlung. Der Neichs- organisationsloiter der NSDAP, und Neichsleiter der Deut schen Arbeitsfront, Dr. Lei), wird am Sonnabend van 15 bis 16 Uhr und am Sonntag von 11 bis 13 Uhr in ! Zwickau sammeln. Der Gauobmann der Deutschen Arbeitsfront, Gaumaltung Sachsen, Pg. Peitsch, sammelt j am Sonnabend inDresden und am Sonntag in Zwickau. > Der sächsische Minister für Wirtschaft und Arbeit, Pg. Lenk, wird als Mitglied der DAF. am Sonnabend in C h e m n i jz sammeln. Die Kreisobmänner der DAF., die Mitarbeiter der Gauwaltung und der Krciswaltungen werden selbst verständlich überall mit gutem Beispiel vorangehen. Die hunderttausend Sammler im Gau Sachsen wollen am Sonnabend und Sonntag — dem Willen des Führers entsprechend — ein Sammelergelmis erzielen, das alle bis herigen in den Schatten stellt. Die Schaffenden unseres Sachscngaucs werden sicherlich auch dabei ihre Pflicht erfüllen! In einem Aufruf des Gauobmannes der Deutschen Arbeitsfront im Gau Sachsen, Peitsch, wird ausgeführt: Im Gau Sachsen haben seit der nationalsozialistischen Machtübernahme mehr als eine halbe Million Menschen wieder Arbeit gefunden und dadurch die Möglichkeit be kommen, sich durch ihrer Hände Schaffen ihr Brot selbst zu verdienen. Hunderttausende und aber Hunderttausende, die vordem kurz arbeiteten, sind wieder Tag für Tag von früh bis abends beschäftigt. Alle würden m den Genus; dieser gewaltigen Leistmig der nationalsozialistischen Volks- voukSk«-akcxr»»c»uir ovacu 18. Forlseyung (Nachdruck verboten.) „Tja . . ." der SauitätSrat bltrkt sic nachdenklich an, „... so langsam sang ich an, Ihren klugen, kleinen Kopf zn begreifen. Sic haben eine Partie verloren, trotzdem Sic gar nicht ans Spiel gelangt sind. Na, und nun sind Ihnen natürlich alle Felle wcggcschwommen. Was wollen Sie denn nun beginnen?" „Ich werde mich beim Geheimrat melden, ihm alles erklären, ihn um Verzeihung bitten und noch heute abend reisen. Allerdings ... ich must ja erst einmal wissen, was mit Peter ist!" Mit einem Nicsenschrecken fällt's ihr plötzlich ein, datz sic ja noch gar nicht nach ihm gefragt hat. Aber das ist eben so . . . auf den Gedanken, das; Peter, dem ruhigen, sicheren Peter etwas geschehen könnte, kommt man gar nicht. „Peter? Ist das der grostc Mensch, der das Flugzeug geführt hat?" „Ja . . .!" „Oh, der ist längst nnten im Dorf. Hat mächtigen Krach mit unsrer Ortspolizei gehabt. Wenn ich mich nicht telephonisch dazwischcugcstcckt hätte, hätte ihn der Bürgermeister wahrscheinlich eingespcrrt. Sonst ein prächtiger Kerl, der Herr Bürgermeister, und spielt an ständig Schach, aber dienstlich versteht er leider gar keinen Spast. Er glaubte an Spionagcvcrdacht! Hab' ihm den Blödsinn natürlich ausgcredet!" „Herr Sanitätsrai . . Sie sind wie eine Ananas." „Wieso Ananas?" „Austen stachlig, aber innen äusterst wohlschmeckend. Was wollen Sie zur Belohnung?" „Von Ihnen? He . . . Sic haben wohl ne kleine Million geerbt, das; Sie so freigebig sind. waS?" „Nein ... so viel ist'L Gott sei Dank nicht. Außcr- dcm dachte ich weniger an schnöden Mammon. Soll ich Ihnen einen Kutz geben?" In ihren Augen blitzen tausend Schalkteufel. Der Sanitätsrat springt in komischem Entsetzen zurück. „Sind wohl verrückt geworden, was? Wo käme ich denn hin, wenn ich ans diese Weise mein Honorar ein- kassierte? Geben Sie Ihre Küsse gefälligst Ihrem Peter oder Paul oder wie der Beugel sonst heisst und bleiben Sic mir altem Knaben vom Leibe!" Nun must Babett wirklich laut lache«. Trommsdorff schimpft zwischen Ernst und Spatz. Er ist so verblüfft, erzürnt und belustigt, datz sein kluges Gesicht nicht wcitz, ob es töricht, fröhlich oder traurig dreinblicken soll. Nun schimpft er aus lauter Verlegenheit. „Halt!" unterbricht sie ihn mit gutgespicltcm Ent setzet:. „Ich bin bekehrt und ziehe mein Angebot zurück. Lassen Sie uns Frieden schlichen und helfen Sie mir lieber zu einer Unterredung mit dem Herrn Geheim rat!" „Ich denke gar nicht daran!" wehrt er energisch ab. ,^ch hab doch Krach mit ihm! Nööö, den Brei löffeln Sie nur ruhig alleine aus . . .! DaS einzige, was ich Ihnen saget: kann: Lassen Sie sich auf keine:: Disput nnt ihn: ein! Wenn man keine eigne Meinung hat, ist er ganz umgänglich. Ich hatte leider eine und hab' sie noch. Na, und darum haben mir eben den Stunk." „Aber Herr Sanitätsrat! Sie als Arzt und Men- schenkenncr sollten doch etwas grotzzügiger sein!" „Unsinn! Ich bin, wie ich bin. Daran hat meine Wirtschafterin leit drcistia Iabre« nichts aeändert, nnd i daran werden auch Sie nichts ändern können. So, und nun packe ich meinen Laden hier zusammen und empfehle Sic dem Schicksal. Wenn Ihnen der kleine Finger ivch tut, oder wcuu Sie Lust haben, mit mir altem Eisbär mal ein Maul voll zu erzähle« . . . es sind keine zehn Minute« von hier Ins zu meiuer Baracke. Wcuu Sie komme», freue ich mich. Das ist keil: Höflichkeitögcschmafel, sondern Wahrheit. Aber bitte zu Fus; . . . nicht mit den: Flugzeug! Leben Sie wohl, klemes Fräulein . . . und Hals- und Beinbruch!" Er schüttelt ihr die Hand. Sie kommt gar nicht dazu, feine Abschteüögrützc zn erwidern, da ist er schon an der Tür, dreht sich aber ge schwind noch einmal um. „Weuu Sie zum Geheimrat wollen, müssen Sie mit Herbolzheimer sprechen! Das ist autzcr uns beiden der einzige vernünftige Mensch in diesem Hause!" Er winkt ihr noch einmal zu, sein Nockschos; wedelt durch die Tttrspalte, daun dröhnt cö gewaltig auf, und der Herr Sanitätsrat ist verschwunden. Babett steht noch ein Weilchen unschlüssig, aber üanu reisst sic sich zusammen. Nein, iiiclst warten, nicht über- , legen . gleich alles ins reine bringen. In der Halle trifft sie Herbolzheimer. Seine ruhige Art, das stille, kluge Gesicht, alles an diesem Mann sagen ihr zu. ! „Bitte . . . hier tm Musikzimmcr! Der Herr Geheim- i rat wird Sie von dort ans in sein Arbeitszimmer bitten. Er lässt sich noch auf ein Weilchen entschuldigen. ! Er ist noch hinten im Garten." Babett tritt in einen grossen Naum, dessen Fenster ! vom Efeu fast verdunkelt sind. Nichts als ein Sofa an § der Wand, ein bequemer Stuhl am Fcuster und iu der : Mitte ein schöner, grosser Flügel. Babett wartet ein Weilchen still. Aber es kommt nie- j mand. Das Instrument lockt sic. j Ein Ton . . . dann ein Akkord. Nein und voll stehen - die Töne tm Naum. ! Wie lange hab' ich «ich! musiziert! denkt sie. Seit s Jahren nicht. Amerika ... ach Gott, wo war da Zeit für die Musik!? Bei der Tante in Wernigerode . . .? ! Die machte sich nichts aus Musik, und autzerdem , . j daS Klavier war schcusstich. Aber daheim! Oh, sie hatten daheim im Apothckerhaus einen wun- j verschönen Flügel, fast so prächtig wie dieser hier, und i die Mutter spielte ihn meisterhaft. Schubert, Brahms, Beethoven . . die drei waren bänfig Gast in stillen i Stunden dabcim gewesen ; Und welche Seligkeit, als sie dann fühlte: Du kannst es auch! - Ihre Fortschritte beim Organtsteu der Kirche, dann ' die wöchentlichen Fahrten zum Konservatorium in die ! nahe grosse Stadt! Musik, Musik! Iu jeuen Jahren war sie ihr alles, ihr, die die andern immer die kühle , Babett nannten. Freilich . . . sagen konnte sie es nicht, wie ihr ums Herz war, aber spielen und singen konnte j sie cs immer. j i Am schönsten aber war's. wenn niemand dabei war, wenn sie ganz allein zu Gast war bei einem der drei Großen mit den: B: Bach, Beethoven, Brahms. Ach, Brahms! . . . Der Mutter liebstes, schönstes Lied war auch das ihre! § ! Ob ich's noch kann?! Ganz zart schlägt sie die ersten, leise schreitenden Töne § an. Der Flügel beginnt unter ihren Händen zu klingen und zu singen. Sie fühlt: Noch immer folgen die Finger, laufen ohne Zögern, und als das Vorspiel die Singstimme in sanften: Zögern bittet, setzt sie auch ein. > Zaghaft zuerst: „O wützt ich doch den Weg zurück, ! Den lieben Weg zum Kinderland . . dann aber voll und schwingend, in klarem, süßem « F-dur: „O warum sucht ich nach dem Glück Und ließ der Mutter Hand?! . . ." Das klingt auf wie ein Sang aus vergangenen schöneren Tagen. Sie schliesst die Augen nnd lässt sich einhüllen von Wort und Weise, alles versinkt nm sie her und nur das eine bleibt: Der Mutter schönstes Lied. Sic bcmcrkl cs uichl, wic sich l;nncr ihr icife dic Tür vorn Ncbcnraum her öffnet. Sic sicht den hohen, leicht gebeugten Mann nicht, der, an den Türpfosten gelehnt, sic anftarri wic ein Wunder, dann die Augcu mit der Hand bedeck« und still zuhöri Unbeweglich. „Und nichts zn forsche«, nichts zu späh« Und nur z« träumen leicht und lind. Der Zeiten Wandel nicht zu sehu, Zum zweite« Mal ei« Kind . ." Co drang! nnd bittet hier ein müdes Herz, das sich nach der Mutter sehnt. So singt hier etn Mädchen, das in diesen Tönen Hcimai und Herz wicdcrfindct. Tori aber an der Tür lehnt ein stiller Mann. Er atmet kaum, er hält noch immer die Hand über die Augen und fühlt Jahre versinken, lange, bittere Jahre, und eine Zeit steigt herauf aus den: Dunkel, dic ihn glücklich sah. Das Lied aber schließt dunkel und trübe, im schweren, wuchtenden Schritt des Schicksals: „Vergebens such ich nach dein Glück! Ringsum ist öder Strand . . ." Still verklingen die letzten Tölle. Babcli lässt müde die Hände von den Tasten sinken. Sie fühlt sich sehr allein und verlassen. Langsam dreht sic sich um erwacht in die Gegenwart nnd erblickt den fremden Mann. Aber bevor sie er schrecken kann, ist seine Stimme bei ihr. „Bitte erschrecke« Sic nicht! Ich hab' Ihneli zu- gchörl." „Sic sind . . .?" „Geheimrat Hellmann. Ja. Sic wollten mich wohl sprechen. Aber wenn Sie mir eine große Bitte er füllen wollen, so lassen Sic mich erst noch ein wenig zu- hören. Ich . . . habe seit Jahren kaum Musik gehört." Diese stille Stimme zwingt. Babett fühlt, daß ihr Lied hier etwas angerührt hat, das sie nicht kennt, daS sie vielleicht nie erfahren wird. Aber für den Mann dort muß es wohl wel bedeuten. Vielleicht alles. Stumm wendet sie sich wieder, greift in den Noten ständer, nimmt das erste Heft, das ihr in die Hände kommt. Es ist ein Band Beethovensvnatcn. Sic wählt dic Mvndschcinsonatc daranS. Es ist dunkel geworden hier drinnen. Ter Geheim- rat dreht ihr die klei"-- in m,d setzt sich still in die Ecke des Sofas. So sieht er ihr Gesicht, ohne selbst gesehen zu werden. Und während Babett spielt, taufen seine Gedanken zurück tn die ersten Jahre seiner Ehe. Wie oft hat Karla an diesem Instrument gesessen! Damals, als sie noch in Leipzig wohnte«, zwei glückliche junge Men- schen! Genau so leuchtete ihr Haar, genau so schwang der Bogen ihrer Brauen. Welch seltsames Spiel der Natur, dies Mädchen so ähnlich zu bilden, daß ihm im ersten Augenblick der Atem zu stocken drohte! Ja, als er in die Tür trat, von: ungewohnten Klang des In strumentes augelockt, glaubte er, sie . . . dort neu er standen zu sehen, und das Herz setzte einen Schlag aus. Hätte er nicht selbst an jenem verlassenen Grabhügel in der Wiener-Neustadt gestanden, er wäre irr geworden au sich selbst. Nun aber, da er genauer steht, bemerkt er auch den Unterschied. Nein, jenes Kinn, das von Tatkraft und Entschlossenheit zeugt, fehlte bei Karla, und der herbe Schimmer an den Schläfen jenes fremden Mädchens ist ihm neu. (Fortsetzung folgt.)
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