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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 10.04.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-04-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-189204101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-18920410
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-18920410
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1892
- Monat1892-04
- Tag1892-04-10
- Monat1892-04
- Jahr1892
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 10.04.1892
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mals sich ihren Lippen — dann eilte sie, wie vom Wahnsinn gepackt, zurück nach ihrem Stübchen. Aechzend brach sie an dem kleinen Lager auf ihr Kind nieder. „O, Edmund, Edmund, mein Kind, Dein Vater ist für uns zum Verbrecher geworden!" rief sie klagend aus und im bittersten Seelenschmerze ließ sie ihr Haupt auf die harte Kante des Lagers sinken. Und Heller, immer Heller wurde es in dem Stüb chen, der junge Morgen leuchtete sonnig durch das kleine Fenster. Aber das schmerzgebeugte, verlassene Weib dort an dem Lager ihres Kindes bemerkte es nicht. Die Sonne stieg triumphierend am östlichen Himmel empor, und golden drangen ihre Strahlen auch in das Dachkämmerchen. Frau Wally Braun rührte sich nicht. Es wurde lebendig auf der Straße und im Untergeschoß des kleinen Häuschens, und noch immer gab die Aermste kein Lebenszeichen von sich. Doch jetzt streckten sich Plötzlich ein paar kleine Nermchen nach dem Haupte der Regungslosen aus, und eine Stimme rief zärtlich: „Mama, meine liebe Mama!" Blitzschnell richtete sich nun die junge Mutter in die Höhe. Die Stimme ihres Kindes hatte sie aus der betäubenden Verzweiflung erweckt. Schöne lächelnde Augen blickten ihr entgegen. „Edmund, mein süßer Knabe!" rief die Mutter und zog das Kind an ihre Brust. „In diesem Augenblicke löste sich der Bann ihres Schmerzes — sie brach in ein heftiges Schluch zen aus. „Nicht weinen, Mama, nicht weinen!" schrie der Knabe mit weinerlicher Stimme, als ihn die Mutter gar zu heftig an die schmerzerfüllte Brust Preßte. „Wenn Du weinst, weine ich auch, und Papa will es doch nicht!" fuhr der Kleine fort. Frau Wally hatte sich ausgeweint. Sie beugte sich herab, küßte das Kind und flüsterte: „Du hast recht, meiu Kind; wir wollen nicht weinen!" Sofort zog der Kleine wieder ein freundlich lächelndes Gesicht. „Ist es morgen!" rief er dann. „Ja gewiß, mein Engel!" „So bekomme ich meine Semmel, Mama!" Diese Worte gingen der Frau durch Mark und Bein. „Ja, Du bekommst Deine Semmel und auch Deine Milch!" sagte sie wahrhaftig. Dann erhob sie sich, um dem Kinde das Gewünschte zu über reichen. Ihr Blick fiel aber auf den Thaler, der auf den Fußboden lag. „Sündengeld!" stieß sie aus und beugte sich herab, um das Geldstück zu ergreifen. Sie eilte an das Fenster. Schon streckte sie ihren Arm aus, um dasselbe zu öffnen, da zuckte sie leicht zusammen. „Nein, noch weiß ich nicht, ob meine Angst begründet ist. Ich darf Franz noch nicht verurteilen! O, vergieb mir, geliebter Mann, vergieb mir, wenn ich Dir unrecht gethan habe und in meiner Angst das Vertrauen zu Dir verloren hatte! Die Sorge um Deine Lieben hat Dich fvrtgetrieben; aber Du wirst wiederkommen — ich darf Dich erwarten, Du kommst, Du kommst und bringst uns Hilfe!" Das Lächeln der Hoffnung erfüllte die Züge des jungen Weibes. Sie eilte wieder zurück nach dem Lager, um ihr Kmd anzukleiden. Die Minuten vergingen — der Erwartete wollte immer noch nicht eintreffen. Schon mehrere Male war Wally Braun im Be griffe gewesen, das Stübchen zu verlassen, um für den Thaler Lebensmittel einzukaufen, aber es war, als ob eine unsichtbare Hand sie bei ihrem Kinde zurückhielt — sie konnte ihren Vorsatz nicht ausführen. Da plötzlich vernahm sie das Geräusch von raschen Tritten, welche die Treppe herauf kamen. „Es ist der Vater! Papa kommtrief sie dem kleinen Knaben zu, der sich spielend beschäftigte. Sie wollte sich erheben, um dem Erwarteten entgegenzugehen, aber sie vermochte es nicht; wie festgebannt blieb sie auf dem Stuhle sitzen. Da klopfte es an der Thür. „Das ist nicht der Papa!" rief der Kleine. Die Augen der Mutter waren weit geöffnet; ein unbeschreiblicher Ausdruck leuchtete aus ihnen. Jetzt wurde die Thür geöffnet und ein Kriminal beamter trat herein. Frau Wally Braun rührte sich noch nicht; aber ihre Augen hingen fragend an den Zügen des Ein- tretendcn. ES war der Kriminalkommissarius, welcher den unglücklichen Franz Braun verhaftet hatte. Sein Gruß blieb unbeantwortet. Die Starrheit der jungen, schönen Frau, der stiere Blick ihres Auges ließen den Beamten nicht ! unberührt — ein Ausdruck des Mitleids glitt über - seine Züge. „Sie sind doch Frau Braun!" begann er jetzt. „Papa ist nicht zu Hause!" rief der kleine Ed- i münd. Da erbebte die Gestalt des geängstigten Weibes. ' Eine jähe Röte schoß in ihr Antlitz, um jedoch in der nächsten Minute wieder einer tiefen Blässe Platz zu machen. „Ich bin Frau Braun!" bejahte sie leise. „Ihr Gatte ist nicht zu Hause, wie ich höre", fuhr der Beamte fort. „Nein." „Wann ist er von hier fortgegangen?" „Gestern abend!" „Und Sie wissen, wohin er sich begeben wollte?" „Nachbar Günther rief ihn ab!" „Hm, ganz recht!" „Um Gotteswillen! — Herr, sagen Sie mir, was ist geschehen ? Wo ist mein Gatte, mein unglück licher Franz?" stieß jetzt Frau Wally aus, erhob sich blitzschnell von ihrem Sitze und trat dicht an den Kriminalkommissarius heran. „Haben Sie vielleicht eine Ahnung, weshalb ich hier bin?" „Eine Ahnung? Gott im Himmel — nein! Herr, ich beschwöre Sie, sagen Sie nur, was ist ge schehen ? Was hat mein unglücklicher Mann gethan? Wo ist er?" „Hm, sollten Sie nicht gewußt haben, daß sich Ihr Monn in Gemeinschaft Ihres Nachbars nach der Wohnung des Herrn Majors von Krause be geben hat?!" „Allmächtiger! — Mein Mann, mein Franz soll — ist bei dem Major? O, das ist zu viel — zu viel!" schrie die unglückliche Frau auf und tau melte zur Seite. Der Kommissarlus trat rasch vor und hielt sie mit seinen Armen auf. „Herr, wenn Sie unsere Not, unser ganzes Elend, unseren Jammer wüßten, Sie würden meinen Gatten nicht so verdammen können! Er that es — er that es, um uns vom Hungertode zu retten!" „Also L>ie haben Kenntnis von seiner Absicht gehabt?" „Kenntnis? Nein, nein, bei Gott, nicht die ge ringste! Ich höre von Ihnen zum ersten Male, daß mein Gatte in der Nacht noch beim Major gewesen sein soll! O, sprechen Sie doch! Die Verzweiflung hat ihn zum Diebstahl getrieben, nicht wahr? Crist ertappt und — gefangen?!" „So ist es! Er wurde mitirem berüchtigten Diebe Günther auf frischer That ertappt und befindet sich im Gefängnis!" „Im Gefängnis! Das ist das Ende unseres Elends! Nun ist alles ans! O, Edmund, Edmund, mein süßes Kind, wir müssen sterben !" schrie die ver zweifelte Mutter auf und sank auf ihre Kniee nieder, um den Knaben heftig an sich zu pressen. „Nicht doch — fassen Sie sich, Frau Braun!" fiel der Kommissarius ein. „O, geh' — geh', Du böser Mann! Was hat Dir meine Mutter gethan?" schluchzte der Knabe und versuchte sich aus den Armen der Mutter, welche ihn mit krampfhafter Gewalt umschlungen hielt, zu befreien. Diese kindliche Zornesrede berührte das Gemüt und das Herz des Beamten. Wiederum erwachte das innigste Mitleid in ihm, nnd was er schon vermutet halte, das wurde ihm zur Gewißheit: Franz Braun hatte diese schreckliche That in der Verzweiflung über seine elende, jammer volle Lage ausgcführt. „Stehen Sie auf, Frau Braun! Wenn Sie von der verbrecherischen Absicht Ihres unglücklichen Gatten keine Kenntnis hatten, so haben Sie auch von dem Gesetz nichts zu fürchten. Im Gegenteil, die Behör den werden sich Ihrer Not annehmen! Um Ihres Knaben willen dürfen Sie nicht der Verzweiflung an heimfallen — es ist ihre Pflicht, zu leben!" „Leben! Ha! — werde ich es denn können? O, Franz, Franz, jetzt wünschte ich, ich hätte Deinen Vorschlag nicht zurückgewiesen!" stöhnte die unglück liche Frau. „Welchen Vorschlag?" fragte hastig der Beamte. „Gemeinschaftlich sollten wir sterben — er, ich und unser Kind!" rief Wally, indem sie sich wieder erhob. Die Miene des Beamten wurde ernster. Nach dem er noch ein Weilchen vor sich hin geschaut hatte, begann er plötzlich: „Frau Braun, ich verpflichte Sie, dieses Zimmer nicht zu verlassen. Sie werden jedenfalls heute noch eine Vorladung erhalten. Im Interesse Ihres ver hafteten Gatten ersuche ich Sie, dieser Einladung Folge zu leisten und dort offen und ehrlich die Wahr heit zu sagen und ihre traurige Lage zu schildern. Vergessen Sie nicht, Ihr Zeugnis kann von großem Wert für Ihren Gatten werden! Sie erkennen also, daß es Ihre heilige Pflicht ist, den verzweifelten Ge danken des Selbstmordes aufzugeben? Versprechen Sie mir, vor Gericht zu erscheinen, wenn Sie ge fordert werden?" „Und wenn ich unser Elend schilderte und den Richtern beweisen könnte, daß mein Franz nur verführt worden ist, daß er nur in der Verzweiflung jenen unseligen Schritt gethan?" sprach die zitternde Frau. (Fortsetzung folgt). Sei milde du! Sei milde du dem Kind des Armen Und scheuch's nicht von der Schwelle fort; Giebst du ihm sonst nichts — hab' Erbarmen Und gieb ihm doch ein freundlich Wort. Vielleicht, daß einst in böser Stunde — Von Not zur Siind' fft nur ein Schritt — Dies eine Wort aus deinem Munde Vor ihn als ernstes Mahnen tritt. Wer weiß, ob einst im wüsten Toben, Dies Wort nicht durch das Herz ihm geht, Daß dann die Hand, zum Schlag erhoben, Sich Plötzlich faltet zum Gebet. Kursus 1822/24. vorzüglich gut. recht gut. sehr gut. recht sehr gut. recht gut. ! ganz vorzüglich, vorzüglich, gut. recht gut. tadellos. Vermischtes. * Moltke wär, im Gegensatz zum „tollen Bis marck", schon von Jugend an ein Mustermensch. Sein erstes Zeugnis von der allgemeinen Kriegsschule (der heutigen Kriegsakademie) lautet: Leutnant von Moltke, 8. Infanterie-Regiment, Analysis des Endlichen Terraintehre Allgemeine Geschichte Statistik Taktik Theorie des Aufnehmens Aufnahmen Französische Sprache Pferdekenntnis Aufführung * In Köln kommt ein feingekleideter Herr in einen Laden und wünscht für 10 Sgr. Syrup in seinen Hut und setzt hinzu, er wolle Jemand mit dieser Kopfbedeckung beglücken. Der Ladendiener meint, das gäbe einen rechten Spaß, wiegt den Syrup vor und schickt sich an, auf einen Thaler Kleingeld herauszugeben. Ehe er sich's versieht, sitzt der Hut ans seinem Kopfe und als er sich den Syrup aus den Augen putzt, ist der Schalk mit der Geld schublade unsichtbar geworden. * Hundertjährige Personen sind unter der Bauern bevölkerung der Herzegowina keine Seltenheit, und es giebt einzelne Gebirgsdörfer, in denen ein Sterben unter 80 oder 90 Jahren gar nicht vorkommt. Ein Bauer mit 130 Jahren ist aber doch eine Rarität und dabei lebt derselbe noch. Der Betreffende heißt Anton Juritsch, arbeitet noch in seinem Weingarten und besucht, er ist ein Katholik, jeden Sonntag die zwei Wegstunden von seinem Dorfe entfernt liegende Kirche. Diesen Weg macht er zu Fuß, hin und zurück. Dabei sieht er auch noch recht gut, denn auf 100 Schritt unterscheidet er Alles sehr deutlich. Merkwürdig sind seine Augenbraunen, die dicht wie ein Schnurrbart gewachsen, übermäßig lang sind und häufig gestutzt werden müssen, damit ihn die selben nicht am Sehen hindern. Sein Gedächtnis ist klar und er versteht es auch, angenehm zu er zählen. So viel er auch im Verlaufe seiner 130 Lebensjahre erlebt, hat er die wichtigsten Einzel heiten doch in Erinnerung, er weiß Alles logisch auseinander zu halten und ebenso zu schildern. In Bezug auf Gesundheit und Naturell gerät er seiner Mutter nach, die 120 Jahr alt geworden ist, während sein Vater als ein „Jüngling von 92 Jahren" starb. * Zum Bronzieren von Holz, Steingut, Porzellan, Bilder- und Spiegelrahmen ist eine nicht zu sehr verdünnte Wasserglaslösung das geeignetste Mittel. Man braucht dazu nur den betreffenden Gegenstand mittels eines zarten Pinsels ganz dünn mit der Wasserglaslösung zu bestreichen und un mittelbar darauf das zarte, in einem mit feiner Gaze überbundenen Glas mit weiter Mündung be findliche Bronzepulver aufzustäuben, den Ueberschuß des Pulvers durch schwaches Klopfen vom Gegen stand zu entfernen und ihn hierauf, falls ' der bronzierte Gegenstand aus Porzellan oder Steingut besteht, schwach zu erwärmen. Das Bronzepulver haftet so fest, daß der Gegenstand selbst eine Poli tur mit einem Achatstein verträgt. * Malzbäder. Die Anwendung dieser stärkenden Bäder ist bei schwächlichen Kindern, die nicht recht gedeihen wollen und an Strophelkrankheit leiden, sehr zu empfehlen. Die Herstellung eines solchen Bades geschieht am zweckmäßigsten, wenn man für Kinder ein Kilo, und für Erwachsene 2 bis 2'/s Kilo geschrotetes Gerstenmalz (in einen leinenen Beutel gethan) etwa eine Stunde lang in einem eisernen Topfe oder Kessel mit 6 bis 8 Liter Wasser kocht, dann ebenso lange auf einem warmen Ofen (Herd) ziehen läßt und alsdann das abgegossene Wasser dem lauwarmen Badewasser zu schüttet. Kinder, welche 4—6 Wochen lang auf diese Weise täglich oder wenigstens wöchentlich mehrmals gebadet werden, bekommen ein besseres Aussehen, werden kräftiger und lernen bald laufen. Auch älteren schwächlichen Personen sind Malzbäder oft von großem Nutzen. FamilieHachrichte«. G e st o r b e n: Fr. Jenny Julie Zuckschwerdt geb. Arnold in Kötzscheubroda. — Hr. Constantin Eduard Knorr sen. in Scheibenberg. — Fr. Generalin von Seyde witz geb. von Schlieben in Halle a. S. — Fran Cäcilie verw. Pastor Ackermann geb. Steidel in Annaberg. — Frau Florentine verw. Jacob geb. Hesse in Leipzig. — Frau Rosalie verw. Reinhard geb. Köhler in Leipzig. — Frl. Kathinka Gurlitt iu Leipzig. Redaktion, Druck und Verlag von Carl Matthes in Lichtenstein (Markt 17S),
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