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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 22.04.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-189204221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-18920422
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-18920422
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1892
- Monat1892-04
- Tag1892-04-22
- Monat1892-04
- Jahr1892
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 22.04.1892
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§ Frankfurt a. M., 20. April. Die „Frkf. Ztg." meldet betreffs des Verschwindens des Haupt- kasstererS des HauseS Rothschild, Rudolf Jäger, daß derselbe seit Donnerstag abwesend ist. Die Familie desselben sandte heute früh die Kassenschlüssel mit der Mitteilung, Jäger habe sich entfernt. Die Höhe des MancoS ist noch nicht festgestellt. 8 Heydekrug, 19. April. Beim Hechtstechen sind die Fischer Bleil, Rink und Kaspschitzki im Moor versunken. Die Leichen derselben wurden erst am 3. Tage nach dem Unglückfalle gefunden. Z Nürnberg, 19. April. Auf dem Ver bandstage der baierischen Gewerbevereine wurde eine Rede gegen Zwangsinnungen und Befähigungsnach weis gehalten, die sehr beifällig ausgenommen wurde und keinerlei Widerspruch fand. ß Stuttgart, 20. April. Wie der „Staats anzeiger für Württemberg" meldet, werden der König und die Königin von Sachsen zum Besuch des Königs und der Königin von Württemberg am 30. April hier eintreffen. 8 Flensburg, 19. April. Ein Unglücksfall, dessen nähere Umstände noch nicht ganz aufgeklärt sind, hat sich am ersten Ostertage auf der Föhrde ereignet. Von dem Dampfer „Falke" aus bemerkte man Nachmittags unweit Glücksburg ein anscheinend herrenloses Segelboot treiben. Als man letzteres erreichte, fand man in dem aufrechten Boote, dessen eines Segel quer über demselben lag, einen Mann rücklings tot auf dem Boden liegen, die Füße auf der einen Bank. Wie sich herausstellte, war der Tote der Gastwirt SchUep von hier, der erst am 1. d. M., von Kappeln hierher übersiedelnd, die Wirtschaft „Mühleupavillon" übernommen hatte. Derselbe hatte hier mit einem in der Hökerei seiner Mutter beschäftigten früheren Kommis Thomas Hansen die Nacht durch gezecht und mit ihm am Ostermorgen früh von dem Bootsführer v. d. Wehl am Dampfschiffspavillon ein kleines Seegelboot gemietet, mit dem die Beiden nach Kollund fuhren. Von dort segelten sie weiter nach Glücksburg, obgleich der Wirt, bei dem sie eingekehrt waren, infolge ihres Zustandes und des windigen Wetters ihnen davon abgcraten und sogar das Boot mit Gewalt zurückzuhalten versucht hatte. Was weiter geschehen, ist nicht genau bekannt; nur verlautet, daß die Insassen sich unterwegs oder vielleicht schon bei der Abfahrt von Kollund uneinig geworden seien, indessen ist es jedenfalls zweifelhaft, ob der Unfall darauf oder nicht vielmehr auf eine bloße unvorsichtige Hantierung mit den Segeln zurückzuführen ist. Hansen ist offenbar aus dem Boote herausgefallen und ertrunken, während Schliep in dem Fahrzeuge selber in dem allerdings nur wenige Zoll hohen Wasser, welches das Boot vielleicht bei einem vorüber gehenden Kentern geschöpft hatte, erstickt sein muß. 8 Am 2. Osterfeiertage nachmittags 2 Uhr war die Berliner Liedertafel zu Gesangsvorträgeu vor dem Kaiser und der Kaiserin im Schloß zu Berlin erschienen. Der Kaiser äußerte sich über die Leistungen der Berliner Liedertafel sehr befriedigt, reichte dem Dirigenten Herrn A. Zander die Hand mit den Worten: „Sie haben mir imponiert, Sie haben Ihre Sänger am Taktstock wie ein komman dierender General sein Armeekorps" und wünschte der Berliner Liedertafel zu ihrer Sängerfahrt nach Wien gute Reise und beste Erfolge. — In Wien sind die Mitglieder der Berliner Liedertafel nächsten Sonnabend Gäste der Stadt; ihnen zu Ehren findet im Festsaale des Wiener Rathauses ein Früh schoppen statt. 8 Das italienische Königspaar wird, wie das W. Telegr.-Bür. erfährt, am Donnerstag nach «MLN'S.»» >»»»«»! „Mein Gott, wo will sie denn hin!" „Ich führe sie zu meinem Vater". „Wer sind Sie denn, liebes Kind? Wie heißt denn Ihr Vater?" „Mein Vater ist der Gefängniswärter Walther". „Gefängniswärter Walther? Dann dürfen Sie doch —" Rosa hörte jedoch nicht mehr auf die Worte des Mannes; sie eilte jetzt der bereits voran gegangenen Frau Braun nach. WKNoch einmal klang die mahnende Stimme des Kassierers die Treppe herab; doch weder Frau Braun noch Rosa achteten auf seine Worte. Sie eilten aus dem Hause hinaus. „Verdammt! Sollte auch dieser Plan gescheitert sein?" knirschte jetzt Kassierer Fuchs und seine Züge verzerrten sich in ohnmächtiger Wut. W Noch eine Weile blieb er oben an dem Geländer der Treppe stehen; dann stieß er einen Fluch aus und eilte in das Zimmer zurück. „Es ging alles so vortrefflich, und doch, doch ist der Plan gescheitert! Aber ich lasse sie nicht; sie muß doch die Meine werden!" Nach diesen Worten warf er sich ingrimmig auf einen Stuhl. Die Freude, ihrem bittersten Feinde entronnen zu sein, gab der unglücklichen Frau Braun ihre physischen Kräfte wieder. Sie eilte raschen Schrittes an der Seite des jungen Mädchens dahin. Ihre Augen leuchteten freudig und hoffnungs voll auf. Pfingsten, den 9. Juni, vormittags, zum Besuch deS Deutschen Kaiserhofes in Berlin eintreffen. Königin Margherita wird bei diesem Anlaß zum ersten Male in der Reichshauptstadt weilen. Noch ist in Aller Erinnerung der überaus glänzende Em pfang, welcher am 21. Mai 1889 dem König von Italien in Berlin bereitet wurde. König Umborto befand sich damals in Begleitung des Kronprinzen und des Ministerpräsidenten Crispi. Hatte die Entrevue im Jahre 1889 einen ausgesprochenen po litischen Charakter, dürfte es sich diesmal mehr um einen Familienbesuch handeln; darauf deutet schon der Umstand, daß Königin Margherita ihren Gemahl begleitet. 8 Der Schnelldampfer Aller, Kapt. H. Christof fers, vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welcher am 9. April von Bremen und am 10. April von Southampton abgegangen war, ist am 18. April 1 Uhr nachmittags wohlbehalten in Newyork an gekommen. * * Luxemburg, 21. April. Die Unter suchung der Bomben, welche in der Nacht zum 13. ds. in dem aus Brüssel hier eingetroffenen Güter zuge voigefunden wurden, hat ergeben, daß die Bomben leer waren. Die Polizei hat sämtliche ausländische Anarchisten aus dem Großherzogtum ausgewiesen. * * In der Nähe von Brixen in Tirol war seinerzeit ein preußischer Major von einem öster reichischen Soldaten in räuberischer Absicht verwundet worden. Bei der Dunkelheit und dem Umstande, daß der Major bewußtlos wurde, war kein Anhalts punkt für die Ermittelung des Thäters geboten. Später verriet sich der Verbrecher selbst. Es ist ein gefährlicher Mensch, der trotz des Soldatenrocks fast das Leben eines Strolches geführt hatte. Er ist ein Czeche und wurde jetzt vom Militärgerichte in Innsbruck trotz seines Leugnens zu 12 Jahren schweren Kerkers verurteilt. Mit diesem Vorfälle hängt vielleicht die Thatsache zusammen, daß bald nach dem Angriff auf den preußischen Major der Kommandant und die beiden Hauptleute der in Brixen liegenden Infanterie-Abteilung, bei der der Thäter diente, in andere Garnisonen versetzt wurden. * * Petersburg, 21. April. Der Direktor des Zuchthauses in Cherson wurde gestern im Korridor des Gefängnisses von einem Sträfling angefallen und mittelst eines Taschenmessers erstochen. * * Ruß l an d.Wie man meldet, entstand in derOster- nacht in der Kirche desWinterpalais Feuer. Diese ander weitig noch nicht bestätigte Meldung ist insofern von Bedeutung, als die Nachtfeier des Osterfestes (von Sonnabend auf Sonntag) neben dem Jordanfeste am 6. Januar in der griechisch-katholischen Kirche sowohl als beim russischen Hofe besonders glanzvoll begangen wird. Zur Osternachtmesse versammeln sich in der Kirche des Winterpalais die ganze Czarenfamilie, der Hof, alle Minister und Würdenträger. Nach Mitter nacht beglückwünscht der Czar jeden einzelnen An wesenden und küßt ihn drei Mal mit den Worten „Christ ist erstanden", wobei auch die anwesenden Soldaten nicht vergessen werden. Hierbei teilt der Czar den mit Orden und Auszeichnungen Bedachten ihre Beförderung mit, zeigt etwaigen neuen Ministern ihre Ernennung an und verteilt in der Osternacht überhaupt eine ungewöhnlich große Zahl von Belohn ungen. Das Osterfest wird in Petersburg stets mit großer Spannung erwartet, und der Ausbruch von Feuer in der Palaiskirche dürfte von den bekanntlich sehr abergläubigen Russen leicht als böses Omen ge deutet werden. * * Rußland. Das ganze öffentliche Tages interesse wird augenblicklich von der Erkrankung dreier Immer und immer wieder Preßte sie den Knaben an ihre Brust und flüsterte ihm zu: „Sei still, sei still, Edmund; wir gehen zum Vater!" Endlich war das Ziel erreicht. Rosa führte Mutter und Kind über die Schwelle ihrer väterlichen Behausung. „So! Jetzt ruhen Sie sich aus und seien Sie uns herzlich willkommen! Der Himmel segne Ihren Eintritt in unsere Wohnung!" begann Rosa und rückte rasch einen Stuhl herbei, auf welchem Wally erschöpft niedersank. „O, hier herrscht der Friede; hier werde ich mich wohlfühlen!" weinte Wally. Da öffnete sich die Kammerthür und Walther trat in die Stube. „Mein Vater!" begann Rosa! Doch Frau Braun vermochte ihm nur einen bittenden Blick zuzuwerfen. „Seien Sie mir willkommen, Frau Braun!" begann der Mann in tiefer Rührung mit gepreßtem Tone. Wally reichte ihm stumm die Hand. „Du bist lange geblieben, Rosa!" wendete sich jetzt Walther an seine Tochter. „Ach Gott, Vater, ich habe die kurze Zeit Schreckliches erlebt! Doch ich werde Dir alles nachher erzählen. Frau Braun ist der Ruhe be dürftig; ich werde ihr mein Bett zurecht machen. Nicht wahr?" Der Alte nickte zustimmend und Rosa eilte rasch in die Kammer. „Was das für ein hübscher Knabe ist!" begann Minister, des Herrn v. Gier«, des Herrn v. Bunge, Präsidenten des Ministerkomitees und des Finanz- minlsterS Wirchinegraski, in Anspruch genommen. Al» zweifellos kann e» gelten, daß in dem einen oder anderen Falle, vielleicht auch in allen drei Ministerien, in der Person ihrer Chefs Veränderungen bevorstehen, ob damit jedoch gleichzeitig ein Systemwechsel ver bunden ist, läßt sich natürlich nicht im Voraus be stimmen, Minister des Auswärtigen dürfte voraus sichtlich der Botschafter in Wien Fürst Lobanow- Rostowski werden; Finanzminister: Geheimrat Witte, der soeben ernannte Verkehrsminister; Herr v. Bunge wird wahrscheinlich durch den Minister der Volksauf klärung, Graf Deljanow ersetzt, und das Portefeuille des Letzteren soll dem Kurator des Petersburger Lehrbezirks, Geheimrat Kapustin, übergeben werden. Letzterer hat sich während seiner mehrjährigen Thätig- keit in den Ostseeprovinzen durch die Zerstörung der deutschen Schule daselbst ein trauriges Denkmal ge setzt. Es läßt sich noch nicht übersehen, welche Be deutung diese eventuellen Personal-Veränderungen haben werden. Vorläufig sind es nur Vermutungen, die man aussprechen kann, wenn aber irgend etwas erwartet werden darf, so sprechen die Umstände weit eher für ein schroffes Festhalten an der bisherigen Absperrungspolitik, als für ein allmähliches Einlenken in mildere Bahnen, speziell soweit Deutschland in Frage kommt. * * Heftige Schneestürme haben am 15. und 16. April den ganzen Süden und Osten Groß- britaniens heimgesucht. Am Mittag des 16. April waren alle telegraphischen Verbindungen zwischen London und den Küstenstädten von Lowe stoft bis Portsmouth unterbrochen. Eine derart heftige Störung der telegraphischen Leitungen durch Witterungseinflüsse im Monat April ist kaum bis her in der Geschichte der Telegraphie dagewesen. Das schlechte Wetter wurde durch eine barometrische Depression hervorgerufen, die sich längs des Kanals bewegte und auf ihrem Wege nach der Nordsee die Südostküste Englands berührte. Der Schnee fiel, gelegentlich durch Regen unterbrochen, in dichten Massen; auch London hatte intensives Schneegestöber. Gleichzeitig herrschte im Süden Englands scharfer Frost, der sich auch den mittleren und nördlichen Landstrichen des Königreichs mitteilte. Besonders in Kent sielen in der Nacht vom 16. April große Schneemassen, so daß früh weit und breit die Winterlandschaft herrschte. Durch die Unterbrechung des telegraphischen Verkehrs entstanden auch auf den Eisenbahnlinien zahlreiche Schwierigkeiten. Erst um 2 Uhr nachmittags war die Störung im Tele graphenbetriebe einigermaßen beseitigt. * * San Francisco, 20. April. Gestern wurde Ealifornien von einem Erdbeben, dem heftigsten seit 1866, heimgesncht. In San Francisco wurden mehrere Gebäude in ihren Grundvesten erschüttert. Das Zentrum der Bewegung war Vacaville, wo eine Anzahl von Gebäuden ganz zerstört wurde. Vermischtes. * Friedrich des Großen Schutzengel. Bei seinem Aufenthalt in Dresden 1757 war Friedrich in Gefahr, vergiftet zu werden, doch ein kleiner Knabe war sein Schutzengel und verhinderte das gräßliche Vorhaben des Kammerlakaien Glasau. Diesen betreffenden Knaben hatte der König so lieb gewonnen, daß er ihm erlaubte, auch ungerufen in sein Zimmer im Brühlschen Palaste zu kommen. Eines Morgens kam nun dieser eiligst zum Könige, der sich eben mit seinem Adjutanten unterhielt, und sagte mit kindlicher Freimütigkeit: „Da, wenn sie Dir Kaffee bringen, trink' nicht!" — „Warum nicht?" Walther und legte die Hand auf das Haupt des Kindes. Edmund lächelte ihn freundlich an. „Himmel, Du bist ja ganz naß!" „O Gott, nehmen Sie mir das Kind ab!" bat Wally. „Mir wird unwohl!" Im nächsten Moment hielt auch Walther schon den Knaben in seinen Armen, währender müder frei gebliebenen Hand d'e erschöpfte Frau stützte, damit sie nicht vom Stuhle herabsallen konnte. „Rosa, Rosa, komm geschwind!" rief er. Das junge Mädchen kam herbei. „Das habe ich mir gedacht! Wir wollen sie nun zu Bett bringen. Dann werde ich wohl den Doktor holen müssen." „Den Doktor? Um Gotteswillen, Kind, das geht doch nicht. Aber rasch, rasch! Du hast recht; sie muß zu Bett gebracht werden. Komm, kleiner Mann, setze Dich hierher. Deine Mama will schlafen; wir führen sie nach der Kammer." Wiederum lag Frau Wally wohlgebettet und an ihrer Seite ruhte der Knabe. Rosa und ihr Vater saßen neben dem Lager. Der letztere hörte mit der innigsten Teilnahme auf die Erzählung seiner Tochter. „Fuchs — Fuchs — hm, ich erinnere mich, daß der Mann früher viel mit dem Herrn Major ver kehrte," murmelte er, als Rosa geendet hatte. Das junge Mädchen achtete nicht auf diese Worte. Sie beugte sich über das Lager und lauschte. (Fortsetzung folgt).
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