Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 09.04.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-04-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-189204098
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-18920409
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-18920409
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1892
- Monat1892-04
- Tag1892-04-09
- Monat1892-04
- Jahr1892
-
-
-
-
-
-
-
-
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 09.04.1892
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich GtsWs-AnMrr für Hohndsrf, Ködlih, Kcrnsdirf, Wsdorf, A. Cgidirn, Heinrichsort, Maritnou u. Mülsen. Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. — — —— — 42. Jahrgang. ———— — Nr. 83. Sonnabend, den 9. April 1892. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends sür den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie oie Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. NksMichek Mittwoch ui SmOM 11 bis 12'!- Wr. Tagesgeschichte. "--—Lichtenstein, 8. April. Der heutige Tag war für die diesjährigen Konfirmanden ein Tag besonderer Wichtigkeit, galt es doch den Abschied von der Schule, welcher sie acht Jahre angehörten. In hiesiger Schule versammelten sich denn die Knaben um 9 Uhr, die Mädchen ^/s11 Uhr, um öffentlich in Gemeinschaft mit den Lehrern und, wie man gehofft hatte, auch mit den Eltern diese Feier zu begehen. Herr Dir. Poenicke und Herr Oberl. Liebert legten in ihren Abschieds Worten auf Grund der bibl. Text worte: „Gieb mir mein Sohn dein Herz und laß deinen Augen meine Wege Wohlgefallen" und „Bleibe fromm und halte dich recht, denn solchen wirds zuletzt wohlgehen" den Konfirmanden bez. Konfirmandinnen ans Herz, auf ihren ferneren Lebenswegen treu zu halten im Glauben an Gott und den Glauben nicht zu verlieren an die Menschheit und an sich selbst. Die Feier war eine recht erhebende, manches Kind verließ mit Thränen im Auge die Schule. Leider fand dieselbe in der Oeffentlichkeit fast gar keine Würdigung. *— Gestern abend gegen sieben Uhr wurde von mehreren Spaziergängern eine Himmelserscheinung in Gestalt eines hellleuchtenden Meteors wahrgenommen. *— Wiederholt sind wir in der bedauerlichen Lage gewesen, über Waldbrände berichten zu müssen. In fast allen bisher berichteten Fällen ist über die Entstehungsursache nichts mitgeteilt worden, ge wöhnlich steht geschrieben: „Entstehungsursache zur Zeit noch nicht aufgeklärt". In den meisten Fällen wird man Fahrlässigkeit (Wegwerfen von brennen den Streichhölzchen rc.) annehmen können, vielleicht liegt zum Teil auch die Absicht der Brandstiftung vor. In letzterer Beziehung mag auf die Para graphen 308 und 368 des Reichs-Strafgesetzbuches aufmerksam gemacht werden. Nach Z 308 wird wegen Brandstiftung mit Zuchthaus bis zu 10 Jahren bestraft, wer vorsätzlich Waldungen oder Torfmoore in Brand setzt, wenn diese Gegenstände entweder fremdes Eigentum sind, oder zwar dem Brandstifter eigentümlich gehören, jedoch ihrer Beschaffenheit und Lage nach geeignet sind, das Feuer anderen Räum lichkeiten mitzuteilen. Nach 8 368 wird mit Geld strafe bis zu 60 M. oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft, wer an gefährlichen Stellen in Wäldern oder Haiden oder in gefährlicher Nähe von Gebäu den oder feuerfangenden Sachen Feuer anzündet. *— Mülsen St. Jacob, 7. April. Bei der gestrigen Wahl eines neuen Ortsgeistlichen fiel dieselbe auf Herrn Pastor Schluttig in Satzung bei Marienberg, welchem auf telegraphischen Wege die Botschaft übermittelt wurde. — Die anhaltend prächtige Frühjahrswitter ung der letzten Tage hat in der Natur wunderbar gewirkt. Ueberall grünt und sproßt es. Die grünen Spitzen, welche sich teils noch schüchtern zeigen, teils dem Aufbrechen nahe sind, die ersten blühenden Frühlingsboten und die Sänger auf Baum und Strauch verkünden es, daß nun die Tage kommen, die uns am besten gefallen. Wie arm und unglück lich auch ein Mensch ist: wenn er aber das erste Grün erblickt, den ersten Gesang eines Vogels ver nimmt; wenn die laue, milde Frühlingssonne in sein Zimmer scheint, da wird es auch in seinem Innern hoffnungsfreudiger, und es ist ihm, als ver nähme er aus dem Evangelium der Natur die Worte: Menschenherz vergiß dein Leid, schwinge dich auf zu neuer Wonne! Wie schwer auch die Sorgen auf dir lasten, sie werden weichen, wie nach dem strengen Winter der Lenz von Neuem erwacht, die Vögel aus fernen Ländern wiederherbeikommen, die frisch und frei ihre Jubelhymnen auf die Auf erstehung des Lenzes anstimmen und dem trostbe dürftigen Menschenkinde zurufen: Nun juble empor voller Seligkeit: O du wunderbar herrliche Frühlingszeit! — Um vielen armen Leuten es zu ermöglichen, ihre Miete zu erschwingen, hat Kommerzienrat Meyer, Besitzer des Bibliographischen Instituts in Leipzig, auf Lindenauer Flur 32 Arbeiterhäuser erbaut. Jede größere Wohnung hat ein Gärtchen von 35 gm Flächeninhalt. Neben den Wohnungen bestehen Wasch häuser, Kleinkinderbewahranstalten, Knaben- und Mädchenhorte. In jedem Hause befinden sich 12 Wohnungen zum Preise von 41—212 Mk. Das Wohnungsgeld kann allwöchentlich bezahlt werden. — Die Gesellschaft der Waisenfreunde mit dem Sitze in Leipzig hat auch im Jahre 1891 eine segensreiche Thätigkeit entfaltet. Durch den Geschäfts führer Schuldirektor Mehner in Burgstädt wurden im verflossenen Jahre 2 Knaben und 3 Mädchen in guten Familien untergebracht, so daß durch den Verein seit 1878 60 Kinder versorgt worden sind. Außer diesen sind noch etwa 70—75 mittelbar untergebracht worden. Von den zuerst erwähnten 60 Kindern sind 16 bereits rechtskräftig adoptiert, während für andexe die Verhandlungen deshalb noch im Gange sind. Wenn nun von diesen Kindern nur die Hälfte zum Segen und zur Freude ihrer Eltern gedeiht und wenn ihnen in der glücklichen Lage, in welcher sie sich durch die Annahme befinden, Gelegenheit geboten wird, ganz anders und weit besser erzogen und aus gebildet zu werden, als es sonst möglich gewesen wäre, so ist nicht umsonst gearbeitet worden und der Aufwand, welcher durch Korrespondenz und Reisen verursacht worden, ist nicht zu groß und nicht nutzlos gewesen. Denn der Segen sür die Kinder ist in der Zukunft nicht allein in der Gegenwart begründet; sie sind gegebenen Falls für ganze Geschlechter die Grundlagen erhöhter Stellungen in der Gesellschaft. Gelegentlich feiner Reisen und auch sonst hat der Geschäftsführer versorgte Kinder und ihre Eltern besucht. So hat er solche in Meißen, Freiberg, Dresden, Glashütte, Rostock, Strahlsund, Berlin, Potsdam, Luckenwalde, Leipzig, Chemnitz, Hannover, Worms, Darmstadt, Naumburg und Borna besucht; zum Zwecke der Anknüpfung, bezw. Weiterführung von Verhandlungen ist er inDresden, Chemnitz,Leipzig, Geithain, Teplitz und Frankfurt a. M. gewesen. Ueberall, wo er hingekommen ist, hat er Glück und Unerforschliche Wege. Kriminal-Noman von A. Sündermann. (Nachdruck verboten). (Fortsetzung). Der Kleine sprang in die Höhe. „Es kommt wirklich jemand?" „Da — um Gotteswillen — ertappt — ge fangen?" stieß Franz Braun aus und taumelte zur Seite. Die Eingangsthür war in diesem Momente von außen heftig zugezogen worden. „Fort! Dort ist noch eine Thür!" keuchte Günther und sprang davon. Diese Thür aber war verschlossen. So sehr sich auch die Heiden bemühten, sie zu öffnen, es gelang ihnen nicht. „Hilfe!" — Diebe, Mörder!" ertönte draußen auf dem Korridore eine Stimme. Anton, der Bursche des Majors, war in Be gleitung des Arztes zurückgekommen. Beide hatten sich der geöffneten Thür zu nähern vermocht, ehe es Diebe verhindern konnten. Der Doktor, ein entschlossener Mann, hatte sofort, als er gesehen, was hier im Zimmer vorging, die Thüre zugezogen und von außen verschlossen. Anton öffnete das Flurfenster und rief nach Hilfe. Der Ruf war vernommen worden. Einige Passanten der Straße eilten herbei. Die Fenster der gegenüberliegenden Gebäude öffneten sich und er schrockene Gesichter wurden sichtbar. „Räuber, Mörder — Hilfe!" klang es noch einige Male aus dem Munde Anton's. Menschen kamen von allen Seiten herbei, auch einige Polizeidiener befanden sich unter ihnen. Unterdessen hatte der Arzt ein Wachslicht ange zündet, um den dunklen Flur dadurch zu erhellen. „Was ist vorgefallen, Herr Doktor?" fragte ihn der eine Polizist. „Man bestiehlt den Major! Wir haben die Diebe überrascht: sie müssen sich noch drinnen im Zimmer befinden." „So öffnen wir!" rief mutig der Beamte und zog sein Seitengewehr. „Aufgepaßt!" flüsterte er dann seinen Kollegen zu, während die Neugierigen scheu zur Seite traten. Mit einem überraschten und verzweifelten Diebe wollten sie nicht Zusammentreffen. Der Beamte aber hatte Mut. Es war ja auch seine Pflicht, den Verbrechern entgegen zu treten. Die Thür wurde geöffnet. Die Diebe ließen sich nicht sehen. Mutig traten die Gendarmen ins Gemach. Der Arzt und Anton folgten ihnen. Ihre Blicke fielen jetzt auf eine männliche Gestalt, die auf dem Fußboden dicht neben der ausgeplünderten Kommode lag. Sie traten näher. „Dort!" rief der Doktor. Anton sprang nach dem Fenster zu und erwischte den kleinen Günther noch an den Rockschößen — ein kräftiger Ruck und der Dieb lag auf dem Fußboden. „Fünf Jahre Zuchthaus!" murmelte dieser resigniert und ließ sich willig ergreifen. Jetzt rüttelte der Gendarm den jungen Mann dort an der Kommode kräftig am Arme und ermahnte ihn, aufzustehen. Ein unartikulierter Laut ertönte von seinen bleichen Lippen, und Franz Braun richtete sich lang sam in die Höhe. Die Beamten erschraken vor der tiefen gespen sterhaften Bläffe des Gesichtes und dem blöden stieren Ausdrucke der großen, dunkeln Augen. „Ja, ja, ich bin ein Dieb — nehmt das Ge stohlene zurück; aber führt mich fort, rasch fort!" begann jetzt Braun und warf eine Hand voll Gold stücke, die er aus seiner Tasche hervorgezogen hatte, zu Boden. „Gerechter Himmel! — Herr Braun!" stieß jetzt Anton, der Bursche des Majors, aus. Ein bitteres Lächeln erfüllte die Züge des Un glücklichen und seine Hand fuhr fort, die Taschen zu leeren. Anton wendete sich blitzschnell nach dem Lager seines Herrn und hob das Kissen auf. Ein Schrei des Entsetzens gellte durch das Ge mach. Anton hatte ihn ausgestoßen. Starr blick ten seine Augen auf das Gesicht des Majors. „Tot!" schrie er wieder auf. Der Arzt stand im nächsten Augenblick an seiner Seite und beugte sich forschend über den Leichnam herab. „Erstickt oder erwürgt!" tönte es ruhig von seinen Lippen. Die beiden Diebe waren wohl ebenso erschrocken, wie Anton selbst. „Barmherziger Himmel!" ächzte Franz Braun. Günther murmelte einen Fluch zwischen den Zähnen, und seine Hände ballten sich krampfhaft zusammen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht