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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 14.10.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-189210142
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-18921014
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-18921014
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1892
- Monat1892-10
- Tag1892-10-14
- Monat1892-10
- Jahr1892
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 14.10.1892
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*—Mülsen St. NiklaS, 11. Okt. Die künftigen Sonntag stattfindende 350jährigeJubiläumS- feier der Einführung der Reformation im Schön» burgischm wird in hiesiger Gemeinde wie folgt be» gangen: Sonntag früh fl»9 Uhr Frstzug der Kor porationen und sich anschließender Kirchgänger mit Musikbegleitung vom unteren Schulhause nach dem Gotteshause, 9 Uhr Festgottesdienst; abends von 7 Uhr ab Familienabend in Petzold'S Saal, blos für Erwachsene und unentgeltlich, wobei musikalische und andere Vorträge geboten werden. *— Lug au, 10. Okt. Heute Nacht verletzte sich der Lehrhäuer Hermann Guido Möschler aus Lugau auf einer hiesigen Steinkohlengrube dadurch, daß er beim Fördern eine« vollen Kohlenhundes mit der linken Hand zwischen die Oberkante des Hundes und eine Eisenkappe geriet, wobei ihm der Zeige finger abgerissen und der Mittelfinger gebrochen wurde. — DaS „Gl. Tgbl." schreibt: Zur Erinnerung an die 350jährige Jubelfeier der Einführung der Reformation in den schönburgischen Rezeßherrschaften wird auf Veranlassung des Diözesanausschuffes eine Gedenkschrlft des Herrn Dtakonus P. Friedrich Seyfert in Waldenburg unter dem Titel „Kirchliche Zustände im Gebiet der Schönburgischen Rezeßherrschaften bis zur Einführung der Reformation am 18. Ott. 1542" herausgegeben, die wir den weitesten Kreisen hiemit empfehlen möchten. Die mit großer Sachkenntnis und in anziehender Form verfaßte, mit einem wohl gelungenen Bilde Luthers gezierte Schrift enthält die Geschichte der schönburgischen Reformation und Be richte über die der Reformation voraufgehende Zeit und giebt u. a. so wertvolle Aufschlüsse über die Urbevölkerung unserer Gegend, die Einführung des Christentums rc., daß wir sie geradezu als einen Fortschritt unserer chronistischen Litteratur bezeichnen möchten. So recht geeignet, die Erinnerungen an die Segnungen der Reformation zu befestigen und zu erneuern, ist somit das Gedenkbuch eine unserer Jugend wie den Erwachsenen gleich willkommene Festgabe. Der außerordentlich billige Preis von 10 resp. 15 Pf. macht es auch wenig Bemittelten mög lich, sich daS im besten Sinne populäre Schriftchen, das bei R. Dulce erschienen ist, anzuschaffen. — An erster Stelle der mit Nummer 11 gleich zeitig zur Ausgabe gelangten Nummer 10 des „Konsistorialverordnungsblattes" veröffentlicht das Landeskonsistorium eine die Einführung und den Ge brauch des revidierten Perikopenbuchs betreffende Ver ordnung, aus welcher wir entnehmen, daß das letztere an Stelle des in den Jahren 1840 und 1842 herans gegebenen Perikopenbuches treten und mit dem ersten Sonntage des AdventS — den 27. November, als Beginn des neuen Kirchenjahres — in allen evan gelisch lutherischen Kirchen des Landes in Gebrauch zu nehmen sein wird. — Nachdem infolge einer von der letzten Landes synode gegebenen Anregung das Königl. Ministerium des Innern die Ortspolizeibehördcn hat anweisen lassen, bei neuanziehenden Ehepaaren auch darnach zu fragen, ob, wann und wo die kirchliche Trauung stattgefunden hat und da, wo diese Frage verneint oder deren Beantwortung abgelehnt wird, dem zu ständigen Pfarramte des neuen Wohnortes entweder sofort oder in angemessenen Fristen Nachricht zu geben, sind durch eine in Nr. 11 des Konsistoral- verordnungsblattes erlassene Bekanntmachung des Landeskonsistoriums auch die Kirchenbehörden und die Landesgeistlichkeit behufs Vornahme der ihrer seits erforderlichen Maßnahmen hiervon in Kenntnis gesetzt und mit entsprechender Anweisung versehen worden. Brandenburg über Alles. Historische Novelle von Wilhelm Grothe. Nachdruck verdaten. I. Am Havel ström. Ein feuchter Westwind blies über die Havel und schüttelte von den Tannen des Waldes dicke Tropfen hinab, welche auf den feuchten Erdboden klatschend fielen. Der Januarfrost des Jahres 1675 war schon seit einigen Tagen gewichen und je strenger er mit seinen Schneemassen aufgetreten war, desto schneller schien ihn der Februar mit seinen Regen güssen zu vertreiben, welche wie Wolkenbrüche auf die märkischen Fluren herabstürzten und die Wege und Straßen in wahre Kothlachen verwandelten. Der Umschlag der Witterung war so bedeutend gewesen, daß das Eis der Havel, über welches man noch am 29. Januar mit einem belasteten Wagen fahren konnte, am 3. Februar, in dessen Nacht wir uns befinden, fast ganz verschwunden war und dem Treibeise Platz gemacht hatte, welches in größeren oder kleineren Schollen dahertrieb. An solchen Tagen und namentlich in solchen Nächten pflegt jeder zu Hause zu bleiben und das weiche Bett oder die Ofenbank einem Gange durch die Tümpel vorzuziehen. Das war bei den beiden Männern nicht der Fall, welche durch den Föhrenwald schritten, als kümmere sie weder Nässe noch Wind. Es waren markige Gestalten, welche auf den ersten Blick zeigten, daß sie Kampf und Unwetter wohl zu trotzen vermochten. Auch bedienten sich die beiden — Die auf die Linderung de» Notstandes in den von der Cholera heimgesuchten Städten gerichteten Bestrebungen werden auch von den Eisenbahnen unter stützt. Die Sächsischen StaatSeisenbahnen haben an geordnet, daß freiwillige Gaben an Lebensmitteln, Kleidungsstücken, Decken und ähnlichen Bedürfnissen, die zur Unterstützung der notleidenden Bevölkerung in Hamburg, Altona und Wandsbeck von Staats oder Kommunalbehörden, Vereinen oder auch Privat personen aufgegeben werden, frachtfreie Beförderung finden. Die Frachtbriefe müssen mit dem Vermerke: „Freiwillige Gaben für die notleidende Bevölkerung in N." versehen sein. Die gleiche Vergünstigung ge währen auch die preußischen Staatsbahnen. — Ein Heim für LehrerStöchter. Gewissermaßen als ein Vermächtnis des kürzlich verstorbenen Schul rats Heger, des Mannes, der sich um den sächsischen Pestalozziverein hohe Verdienste erworben hat, be schäftigt den Vorstand genannten Vereins seit Jahr und Tag die Idee, für alternde und unversorgte Lehrerstöchter ein Heim zu gründen, ähnlich dem in der Lößnitz bestehenden Pfarrerstöchterheim. Um diese Idee, welche auch von der hohen Protektorin des Vereins, I. Maj. der Königin, mit huldvollem Interesse begrüßt wurde, zu verwirklichen, gedenkt der Vorstand ein Buch herauszugeben, welches den Titel „Bunte Bilder aus dem Sachsenlande" führen und dessen Erträgnisse zum Grundstock für gedachtes Heim bestimmt werden. — Ein beachtenswertes Wort zu Gunsten der Jugend. Zu einem Aufsatze in der „Sächsischen Schulzeitung" über „Zur Strafrechtsreform" bemerkt das „Sächs. Kirchen- und Schulblatt" zustimmend: „Hinzugefügt könnte noch folgendes werden, nicht zur Entschuldigung, aber doch zur richtigen Beurteilung der traurigen Erscheinung der sich mehrenden Ver brechen seitens Jugendlicher. Gerade in Sachsen tragen die gesamten Knlturverhältnisse, die dichte Be völkerung, die Wohnungsverhältnisse u. s. f. nicht wenig zur Vermehrung der jugendlichen Verbrecher bei. Ist es doch oft so, daß die Jugend sich gar nicht mehr ausspringen, ausspielen, außtoben kann. Wo sie geht und steht und spielt und rennt und den Kreisel oder den Reifen treibt und Schlitten fährt, kommt sie in Konflikt mit Schienen und Drähten und Stangen und Häusern und Wegen. Die fast jedes Frühjahr und jeden Herbst ergehenden Straf anordnungen der Ortsbehörden, die über der Jugend welt wie ein Damoklesschwert schweben und denen sie nur durch ihre schnellen Beine entrinnt, sind ein Zeug nis dafür. Kann sich aber die jugendliche Kraft nach dieser Seite nicht mehr austoben, so bricht sie eben nach anderer Seite aus. Dazu kommt der Bildungs dusel. Wie viele Knaben kommen auf schwere Ab wege, weil sie durch denselben, ohne jegliche Be fähigung zu haben, den höheren Bildungsanstalten zugeführt werden! Wie mancher jugendliche Selbst mord hat auch hier seinen tiefsten Ursprung!" — Die Perlenfischerei des Vogtlandes machte in den letzten Wochen des Septembers noch schöne Perlenfunde, besonders in dem perlenmuschelreichen Görnitzbache bei Oeisnitz, sodaß das Gesamtergebnis wesentlich günstiger ist als das des Vorjahres. — Eine stehende Klage der Handwerkerkreise bildet das Submissionswesen mit seinen Auswüchsen. Durch die in Leipzig vereinigten Innungen ist nun dem dortigen Stadtrate eine Eingabe der Tischler- Innung unterbreitet worden, in welcher zunächst die meist kurzen Lieferfristen beklagt werden, die es dem Handwerker unmöglich machten, mit dem Fabrikanten zu konkurrieren, dem meist dadurch die Lieferung zu falle. Die Arbeiten sollen dagegen in kleineren Losen vergeben werden, so daß immer eine Anzahl Klein meister und dadurch auch ihre Gesellen Vorteile von Männer weder einer Laterne, noch blieben sie auf dem in der Dunkelheit kaum sichtbaren Wege jemals ungewiß stehen. Sie gingen schweigend, in wollene Decken gehüllt, hinter einander her, ohne daß em Unterschied im Stande bei ihnen geherrscht hätte. „Wir sind sogleich zur Stelle", unterbrach der erstere das Schweigen. „Ich sehe auch schon die Hellen Fenster der Wald schänke," erwiderte der andere. Die Stimmen der beiden Männer waren tief und rauh: „Ob wir über die Teufelslache gehen können?" „Wo denkst Du hin, Günther!? Wir müssen bei den Eichen vorbei", lautete die Erwiderung. „Ob Kraft und Gottfried Lange schon einge troffen sein werden?" „Ich weiß es nicht. Wäre Frost geblieben, so träfen wir sie an. Die Havel beim Eisgang zu passieren ist kein Kinderspiel." Die beiden gingen wieder schweigend hinter ein ander weiter, bis nach einigen Minuten ein Gehöft vor ihnen lag, dessen erleuchtete Fenster sie schon vor her durch den Tann schimmern gesehen hatten. Es war dies die damals in der Umgegend, den Pfarr dörfern Gothe und Stackelberg, und selbst weiterhin bekannte Waldschänke. Sie bestand aus einem Hause und zwei Wirt schaftsgebäuden, Alles mit Stroh gedeckt und nur aus Fachwerk gebaut. Das Haus, die Schänke, besaß sechs Fenster nach dem Fußwege hinaus, welchen die beiden Wanderer eingeschlagen hatten und der, dnrch denForst führend, die genanntenDörfer verband. Der Zaun, welcher das Gehöft umgab, war fast zu solid und zeigte, daß es hier einen Ueber- staatlichen oder kommunalen Arbeiten haben würde«. Auch wird gewünscht, daß die Eröffnung der Offerten in Gegenwart aller Submittenten geschehen möge. Die Antwort de» Rate» steht noch aus und ist man in Handwerkerkreisen sehr gespannt auf den Ausfall derselben. — Bezüglich des Verkaufs von Zeitungen auf den Bahnhöfen in Leipzig an Sonn» und Fest tagen ist entschieden worden, daß derselbe in der Zett von vormittags 11 Uhr bis abends 7 Uhr freizugeben fei, ausgenommen am Charfreitag, den beiden Buß tagen und am Totenfestsonntage. — Zwickau. Se. Maj. der König hat dem Oberlehrer am hiesigen Realgymnasium, Herrn Karl Friedrich Mehner, anläßlich seines Uebertrittes in den Ruhestand in Anerkennung seines langjährigen, treuen und segensreichen Wirkens das Ritterkreuz 2. Klasse des Albrechtsordens verliehen. Die Ordensdekoration ist Herrn Oberlehrer Mehner am 11. Oktober durch den Vorsitzenden des Rates als der Realgymnasial kommission, Herrn Oberbürgermeister Streit, im Bei sein des Herrn Rektors Professors Dr. Lippold über reicht worden. — Crimmitschau, 12. Okt. Der Milch frau Flämig im nahen Dorfe Gablenz wurde in ver» gangener Woche aus ihrem verschlossenen Sekretär mittels Nachschlüssels eine Summe Geld von über 300 M. gestohlen. Der Thäter wurde heute durch den hiesigen Gendarmeriebrigadier in der Person deS Handarbeiters Günther aus Gablenz ermittelt und festgenommen. Das gestohlene Geld wurde außer einem Betrage von 50 M., mit welchem er eine Schnciderrechnungbegltchen hatte, wiedererlangt. Außer dem ist Günther dringend verdächtig, vor kurzer Zeit auf dem Rittergut Gablenz eine eiserne Kassette mit verschiedenen alten wertvollen Silbermünzen gestohlen zu haben. — Der Kirchenbau in Dorfchemnitz schreitet rüstig vorwärts. Die alte baufällige und unschöne Kirche, die sich bei dem Wachstums der fast 1600 Seelen zählenden Gemeinde völlig unzureichend er wies, ist vollständig abgetragen und neben dem Platze derselben der Neubau in richtiger Orientier ung mit der Turmfront nach Westen begonnen und bereits im Mauerwerk bis über den unteren Sockel hinaus fertiggestellt worden. Den Plan der neuen Kirche, welche auf etwa 570 Sitzplätze berechnet ist, hat der bekannte Kirchenbaumeister Schramm in Dresden angefertigt, unter dessen Oberleitung der Bau durch Baumeister Wendler in Oelsnitz i. Erzg. ausgeführt wird. Bekanntlich ist der Gemeinde zu ihrem Kirchenbau eine allgemeine Kirchenkollekte be willigt worden, welche einen Betrag von rund 100Ö0 Mk. ergeben hat. Immerhin hat die nicht vermögende Gemeinde für ihren Kirchenbau noch auf lange Zeit hinaus nicht geringe Opfer zu bringen. — Hartha. In Flemminger Flur wurde eine von einer zahlreichen Kinderschaar verfolgte und in die Enge getriebene 2jährige Hirschkuh gefangen, welche, da in den näheren Wäldern kein solches Hoch wild existiert, wahrscheinlich aus den meilenweitent fernten Forsten von Colditz oder Wernsdorf versprengt ist. Das Tier befindet sich munter in der sorgfäl tigen Pflege des Jagdpächters Fichtner in Flem mingen. — Zum Lebensretter mit eigner Lebensgefahr wurde am 1. d. M. in Questenberg b. Meißen ein erst 9 Jahre alter Knabe, Namens Staar. Ein dreijähriger Knabe war beim Spielen m der Nähe der 4. Mühle in den Mühlgraben gefallen und wurde in die Nähe der 3. Mühle geführt. Hier sah der kleine Staar das dem Ertrinken nahe Kind, schnell entschlossen, entledigte er sich völlig seiner Kleider, sprang nackt in das kalte Wasser und holte, ungeachtet der Gefahr, seinen kleinen Hausgenossen aus dem fluß an Holz gab; er bestand aus einer Reihe un gleicher Pfähle, die palisadenartig oben zugespitzt waren. Als sie vor das Thor dieser Umzäunung traten, erhob sich im Hofe ein mächtiges Rüdengebell. Der Voranschreitende ließ sogleich seine Stimme erschallen. „Ruhig, alter Tilly! Ruhig, Holk!" rief er, während er gegen das Thor heftig pochte. Die Worte ver fehlten ihre Wirkung nicht; das Gebell hörte auf, die Hunde hatten einen Freund erkannt. Ein in einen Schafpelz gekleideter Mann, dessen Füße in Holzschuhen steckten und in dessen Händen sich eine Laterne befand, öffnete gleich darauf das Thor und ließ die beiden mit einem „Grüß Gott!" eintreten. „Sind die Rathenower da?" fragte Günther. „Seit einer halben Stunde", lautete die Ant wort, „sie kamen noch im Regen." „Wetter! So haben sie uns den Rang abge laufen", meinte der Ersteingetretene, „das kommt von Deiner Verzögerung, Günther." „Pah, der Tropfen Warmbier hat uns doch wohl gethan," erwiderte dieser. Sie traten in die Schänke, wo sie von zwei Männern begrüßt wurden, welche an gewaltigem Körperbau ihnen nichts nachgaben, während ein Dritter auf der Ofenbank sitzen blieb und abzuwarten schien, bis man ihn mit ben beiden bekannt gemacht hätte. Er war ein kleiner, verwachsener Mann mit blinzelnden Augen. (Fortsetzung folgt),
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