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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 26.07.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-190007262
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-19000726
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-19000726
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1900
- Monat1900-07
- Tag1900-07-26
- Monat1900-07
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- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 26.07.1900
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eingetroffen und hat den Angehörigen desselben über seine letzten Augenblicke mündlich berichtet. Er sah den Kapitän in voller Kaltblütigkeit ans dem Deck des Schiffes stehen, sah, w'? er wortlos ihm mit der Hand zuwinkte, sich rasch zu retten, worauf der Steward vom Hinterdeck des Schiffes sich in das Wasser stürzte, während Kapitän Mirow ruhig auf seinem Platze blieb. Daß eine Marine, die sich solcher Helden der Pflichterfüllung bis zum Tode rühmen kann, wie Kapitän Mirow einer war, ihrer Zukunft sicher ist, darüber herrscht auf beiden Seiten des Atlantischen Ozeans nur eine Stimme. Kaditz. Bei dem Versuche, über die Elbe zu schwimmen, ertrank hier am Sonntag vormittag der in Stetzsch stationierte 24jährige Briefträger Hocker. Die Strömung am diesseitigen Ufer riß den jungen Mann, dessen Leiche bis abends noch nicht geborgen war, mit sich fort. MitGottinden Kampf! Im Döbcritzer Lager fand am Sonntag für die Freiwilligen im ostasiatischen Expeditionskorps ein Feldgottesdienst statt. Auf den: Kaiser Wilhelmplatz hatte man einen Altar errichtet, zu dessen beiden Seiten Kanonen standen, feierlich geinahnend an die ernste Situation und die für die tapferen Soldaten heran nahende schwere Zeit. Drei Kanonenschüsse ver kündeten den weit über 500 Personen zählenden Andächtigen den Beginn des Gottesdienstes. Die Abschiedspredigt hielt Divisionspredioer Schmidt von der neuen evangelischen Garmchukirche in Berlin, derselbe Seelsorger, der freiwillig mit den Truppen gegen China zieht. In markiger, er mutigender Rede, deren Grundidee wurzelte in den Worten des Evangeliums St. Markus, Kap. 13, Vers 7: „Wenn Ihr aber hören werdet von Kriegen und Kriegsgeschrei, so fürchtet Euch nicht, denn es muß also geschehen. Aber das Ende ist noch nicht da!" entflammte der von seiner hohen Mission erfüllte Geistliche die Herzen der jungen Soldaten, und andachtsvoll vernahmen sie der ernsten Worte tiefen Sinn. Anschließend au den Gottesdienst verabreichte Divisivnsprediger Schmidt den Scheidenden das Abendmahl. Am Mittwoch verlassen die bis dahin kriegstüchtig ausgebildeten Freiwilligen Däberitz, um sich nach Wilhelmshaven, bezw. Bremerhaven zur Einschiffung nach China zu begeben. Ausland. Oesterreich-Nng. In Wien bemerkte kürz lich in der Nacht um 1 Uhr ein Sicherheitswacht mann während seines Rundganges in den Park anlagen nächst den: Rathausplatz den 52jährigen Privatdiener Florian R. auf einer Bank sitzend und fest schlafend. In der rechten Hand hielt N. einen geladenen Revolver. Der Wachtmann weckte den Schlafenden und führte ihn, nachdem er ihm die Schußwaffe abgenommen hatte, in das Haus kommissariat der Polizeidirektion. Florian R. gab an, daß er die Absicht hatte, sich durch einen Re- volverschuß zu töten. Vor Ausführung der That sei er aber e i n g e s ch l af e n! Schweiz. Zürich, 21. Juli. Eine Lie bestragödie macht hier großes Aufsehen, weil der Maler Hans Böcklin, ein Sohn des be rühmten Malers Arnold Böcklin, darin die Haupt rolle spielt. Hans Böcklin unterhielt seit zehn Jahren mit der 28jährigen Kassiererin Rosine Va terlaus ein Liebesverhältnis. Es kam aber zwischen dem Paar häufig zu erregten Szenen, weil Hans Böcklin nicht fähig mar, sich eine eigene Existenz zu gründen. Infolgedessen hatte aucb Vaterlaus ihm in letzter Zeit das Haus verboten. Trotzdem kam Böcklin heimlich öfters wieder. Dies führte deshalb zu solchen Auftritten, daß gelegentlich die Polizei eingreifen mußte. Vorgestern nun hatte sich Böck lin heimlich in das Zimmer der Vaterlaus Eingang zu verschaffen gewußt. Bald jedoch entstand ein Wortwechsel. Der Streit drang zu Ohren des Va ters Vaterlaus; dieser eilte nach dem Zimmer seiner Tochter und öffnete rasch die Thür, kam aber ge rade dazu, wie seine Tochter Rosine blutüberströmt ausrief: „Gott, ich bin gestochen, ich muß sterben!" Vaterlaus sah in der Hand Böcklins ein Messer. Er eilte in das Wohnzimmer zurück, holte seinen Totschläger herbei und behandelte dann den rasen den Böcklin so energisch, daß dieser überwältigt und der herbeigeeilten Polizei übergeben werden konnte. Schwer verwundet, vorn und hinten von zahlreichen Wunden bedeckt, wurde Fräulein Vaterlaus in das Cantonsspital übergeführt. Ihr Zustand ist nach Aussage der Aerzte hoffnungslos. Aus dein Ver hältnis stammt bereits ein siebenjähriges Töchterlein. Eifersucht ist das Motiv der unglückseligen That. Serbien. Belgrad, 24. Juli. Wie ver lautet, hat König Alexander die Demission König Milans als Armeekommandant angenommen. Belgrad, 24. Juli. Wie man sich hier er zählt, soll König Alexander sich dem Metropoliten gegenüber dahin geäußert haben, daß die Hoch zeit beschleunigt werden müsse, da er wünsche, daß der Thronfolger in Konak geboren werde. (O weh, armer Alexander, da hättest Du Dich ja gründlich blamierü Im gebenedeiten Serbenlande ist ja eben alles möglich.) Serbien. Belgrad, 23. Juli. Auf die Kunde von der Verlobung des Königs Alexander telegraphierte König Milan an den serbischen Kriegs minister, er möge dem König Alexander die Bitte unterbreiten, ihm vom Oberkommando der serbischen Armee zu entheben. An König Alexander tele graphierte Milan: Als Vater bedauere ich den Schritt, den Du gethan, als Kommandant der ak tiven Armee trete ich zurück. Der Widerstand, dem der König in seiner nächsten Umgebung aus Anlaß seiner Verlobung mit Frau Draga Maschin begegnete, erklärt sich einerseits daraus, daß Exkönig Milan und das Ministerium wohl doch noch auf eine Vermählung Alexanders mit einer Prinzeß aus einem der alten regierendenHäuser gehofft hatten, andererseits scheinen auch Gründe, die in der P e r s o n der Braut liegen, mitgewirkt zu haben. Nach einer Meldung soll sie 39, nach einer anderen sogar 42 Jahre zählen, d. h. noch ein Jahr älter sein als die Königin Natalie. Ein solcher Altersunterschied würde es allerdings begreiflich erscheinen lassen, wenn die Ratgeber des Königs von der künftigen Ehe kein Glück erwarten, ganz abgesehen von der in einem Berliner Blatte austauchenden Behauptung, daß die Braut als Hofdame — häufig Anlaß zur Eifersucht zwischen Milan und Natalie gegeben habe. Das ist wohl nur eine boshafte Erfindung einer sensationslüsternen Reporterphantasie. Türkei. Konstantinopel, 23. Juli. Der Dragoman des französischen Vizekonsuls in Kirk-Kilise im Vilajet Adrianopel, wurde von Räu bern entführt, welche ein Lösegeld von 4000 türkischen Pfund verlangen. Die französische Bot schaft hat Vorstellungen bei der Pforte erhoben, welche daraufhin mitteilte, daß Maßregeln zur Be freiung des Gefangenen getroffen werden würden. Nustland. Wie das offiziöse „Fremdenblatt" meldet, gewinnt die Nachricht, daß sich Gr af Mura- wiew wegen der Dinge in Chinn vergiftet habe, an Glaubwürdigkeit. Frankreich. Das ezechisch-nationülistische Verbrüderungsfest in Paris. Der „Rhein.-Wests. Ztg." wird aus Paris geschrieben. Die Czechen, die unter Führung des Prager Bürgermeisters Srb nach Paris gekommen sind, können jetzt mit dem wohlthuenden Bewußtsein in ihre Heimat zurück kehren, von den Nationalisten im Stadthause be weihräuchert worden zu sein. Wenn sie freilich aus dem Baukettaumel am Donnerstag die Vor stellung mitnehmen, daß die gesamte Pariser Be völkerung ihnen begeistert zugejubelt habe und ihrem „nationalen Kampfe" gegen das bedrückende Deutsch tum mit heißen Sympathien folge, so würden sie sich einem gewaltigen Irrtums hingeben. Denn nicht nur die republikanische, sondern die Pariser Bevölkerung im allgemeinen, hat sich um die An wesenheit der czechischen Abordnung nicht im ge ringsten bekümmert und den Auszug der Srb'schen Schar in Begleitung einiger nationalistischer Staüt- räte mit herzlich geringem Interesse vorüberziehen sehen. Und es ist niemandem eingefallen, in patrio tischer Entrüstung über die „Bedrückung" dieser edlen slavischen Brüder den zahllosen Deutschen, die über die Boulevards wandelten und sich zwang los in ihrer Muttersprache unterhielten, irgend et was in den Weg zu legen. Wenn je, so ist also auf die Verbrüdernugsfeste der Czechen mit den Pariser Nationalisten die Bezeichnung „platonisch" anzuwenden. Eine ganze Masse nationalistischer Stadträte hatte übrigens in richtiger Erkenntnis, daß mit den Czechen in Paris kein Geschäft zu machen ist, am wenigsten zur Ausstelluugszeit, sich dem ganzen Rummel ferngehalten, welchem selbstverständlich alle Republikaner ihre Teilnahme versagt hatten. Rührend war's aber doch. Zuerst führten die zwölf nationalistischen Stadträte die czechischen Brüder nach dem Pavillon des Pariser Stadthauses auf der Ausstellung, um die Schätze des alten Paris bewundern zu lassen und gleich zeitig einige Lobhudelungen von ihnen, wie Srb's Trinkspruch auf die „Hauptstadt der Welt", von Centv's Aufruf nach bewährten Vorbildern: „Man hat zwei Vaterländer; nach dem seinigen Frank reich!" u. a. m., selbst hinzunehmen und mit herab lassender Würde einige Worte der Anerkennung für die Czechen darauf zu erwidern. Beim großen Bankett im Pavillon d'Armenonville am Abend wurde man vom Weine angefeuert etwas über mütiger, sprach von den „Vertretern der brutalen Kraft" in ziemlich heftigem Ton, phantasierte vom „Widerstand beider Völker gegen die fremde Inva sion", wobei sich auch der rabiate Bekämpfer der deutschen Entwickelung in Osteuropa Chesadame sehr laut vernehmen ließ, um sich zu vorgerückter Nachtstunde und in ebenso vorgerückter Stimmung mit lärmenden Hochrufen aller Art von einander zu trennen. Asien (China). Die Agentur Laffan verbreitet einen telegraphischen Bericht über das Verhalten der fremden Truppen nach der Erstürmung des Chinesenviertels in Tientsin. Darnach sei der nach der Erstürmung folgende Tag einer Generalplün derung gewidmet gewesen. Die gesamte Chinesen stadt sei überfüllt von fremden Truppen aller Na tionalitäten, die mit einheimischen Pöbelhaufen bei der Brandschatzung von Läden und Magazinen ge wetteifert hätten. Auf dem Wege zwischen dem Chinesenviertel und den Fremdenniederlassungen habe sich eine förmliche Prozession von Soldaten bewegt, welche, beladen mit allen erdenklichen Ge genständen, Silberbarren, Seidenzeug, Pelzwerk, Schmucksachen und tausend anderen Dingen, ihre Beute in Sicherheit gebracht hätten. Sachen im Werte von vielen Millionen Taels seien gestohlen worden. Der Versuch, die staatlichen Schatzkammern vor der Plünderung zu schützen, sei mißlungen, da die zu diesem Zwecke entsandte Mannschaft vor einem falschen Gebäude Aufstellung genommen Hütte. Als der Irrtum bemerkt worden sei, seien die öffentlichen Gelder bis auf einen kleinen Rest bereits geraubt gewesen. (Die deutschen Truppen waren bei der Einnahme des Chinesenviertels nicht beteiligt, sondern nur bei der Eroberung der Forts am Tage vorher.) Aus Shanghai. Li-hung-tschang hat in einer Unterredung erklärt, die Mitglieder der Ge sandtschaften in Peking seien nm Leben, doch würde der Vormarsch der Verbündeten nach Peking wahr scheinlich der Vorläufer des Todes aller Weißen in Peking sein. Li-hung-tschang würde imstande sein, mit weniger als 20000 weißen Truppen die Ord nung miederherzustelleu. Vermischtes. * Aus Dover wird ein tragisches Ereignis gemeldet, daß sich auf einem transatlan tischen Dampfer auf hoher See ereignet hat. Eine Mutter, die mit ihren Kindern reiste, drohte eines Tages dem „Baby", als dieses unartig war: „Wenn Du nicht artig bist, werfe ich Dich durch das Fenster ins Wasser." Später mußte sie auf einige Augenblicke die Kabine verlassen. Bei ihrer Rückkehr vermißte sie die Kleine, und ohne die schrecklichen Folgen zu ahnen, die ihre Drohuug ge habt hatte, fragte sie: „Wo ist deuu Baby „O, Mama, Baby mar wieder uuartig, und da haben wir es aus dem Fenster geworfe n." Verzweifelt stürzte die Mutter auf Deck, der Kapi- täu ließ sofort Gegendampf geben und zurückfahren, aber das Kind war verschwunden. * Für die Kugelgestalt der Erde hat ein italienischer Privatgelehrter, angeblich als erster, einen neuen Beweis entdeckt. Der Beweis stützt sich auf das Gesicht des Mondes, das ein Bewohner Europas bei einigem guten Willen erkennen kann. Italienische Auswanderer, die nach Argentinien ge gangen waren, hatten nun bemerkt, daß in Argen tinien von dem Mvndgesichte nichts wahrzunehmen sei. Bei näherem Zusehen erkannten sie, daß das Mondgesicht zwar vorhanden sei, aber sozusagen auf dem Kopse stehe; die Augen unten und der Mund oben. Einer von ihnen, der kürzlich nach seiner Heimat znrückkehrte, sprach davon mit seinen Freunden, die ihm aber nicht glaubten. Der Streitfall wurde Herrn Andrae Fossati in Toscolano unterbreitet, einem durch treffliche Porträts be- kaunten Künstler, der sich in seinen Mußestunden mit Astronomie beschäftigt. Er erkannte nach gründlicher Erwägung, daß der Auswanderer recht habe. Das Gesicht im Monde muß für den Be obachter auf der südlichen Halbkugel der Erde in der That auf dem Kopfe stehen, weil ja der Be obachter unser Gegenfüßler ist. Man denke sich den Vollmond in einer Lage, wo ihn sowohl Beobachter auf der nördlichen wie auf der südlichen Erdhalb kugel sehen können. Was für uns der obere Teil des Mondes ist, muß dem Argentinier als der untere erscheinen und umgekehrt. Um seiuer Sache ganz sicher zu sein, wandte sich Herr Fossati an Prof. Schiaparelli, den Direktor der Mailänder Sternwarte. Dieser erklärte in einem Briefe, daß die Beobachtung richtig sei, aber ihrer anscheinend in keiner Naturbeschreibung und keinem astronomischen Werke gedacht werde, sodaß hier thatsächlich eine neue Entdeckung vorliege. Telegramme. Berlin, 25. Juli. Zwei Rowdies haben gestern einen Chinesen thätlich insultiert. Dieser begab sich nach den Geschäftsräumen einer Firma in der Ritterstraße; als er das Haus betreten wollte, zerrten die Burschen an dem Zopf und risse? an dem langen Kleid, schließlich versuchten sie, da der Chinese sich zur Wehr setzte, ihn zu würgen. Vor denHausbewohnern eilten die beiden Rowdies davon, wurden aber in einer Gastwirtschaft verhaftet. Dortmund, 25. Juli. Der Schnellzug Köln — Berlin karambolierte heute morgen 7 Uhr bei Car men mit einem Güterzuge, der Lokomotivenführer und der Heizer sind tot, 10 Personen verletzt. Bremerhaven, 25. Juli. Wie nunmehr fest steht, trifft der Kaiser hier morgen mittag von seiner Nordlandsreise ein und bleibt ungefähr zehn Tage hier. Bern, 25. Juli. Die Eidgenossenschaft hat kürzlich 5000 Wetterli-Gewehre famt Munition an einen Privatmann verkauft; dieser hat die Gewehre ,
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