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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 31.07.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-07-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-191507314
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-19150731
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-19150731
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1915
- Monat1915-07
- Tag1915-07-31
- Monat1915-07
- Jahr1915
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 31.07.1915
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Mülsen St. Michel». (Elfrü.ng.) Gestern konnte dem Kirchenvorsteher Herrn Privatus Gottlieb K n!> n Ine: zu seinen: 80. Geburtstage in Anwesenlwit der sämtlichen iibrigcn Kircheuvoresthcr durch den Orts- Pfarrer, Herrn Pastor Ranft, eine Ehrenbibet über reicht werden, welche durch Vermittlung der Kicchen- iuspektion in Glauchau dem Hochbetagten in dank barer Anerkennung seiner besonderen Verdienste nm das hiesige kirchliche Leben seitens des Evangel. lnth. Landeskonjistorinms gewidmet worden ist. - .Zur kirchlichen Gedenkfeier am Jahrestag des Kriegs- ansangs, nächstem: Sonntag, findet auch ('-0 uh,-) Beichte und nach dem Preditgtg altes dienst, Kommu nion statt. Oberlungwitz. iVoni Zuge überfahren', ließ sieh Mittwoch mittag der t 2jährige Schulknabe Erich Heinig von hier. Zwischen den Stationen Hohen- striu-Er. und St. Egidicn, aus Hermsdorfer Flur in dec Nähe der Ueberbrückung !der Waldenburger Strafe batte sich der Junge vor den Zug geworfen. Er war sofort tat. Tie Ursache zu dem Selbstmorde liegt da rin, das, sich der Knabe Unredlichkeiten hatte zu schulden kommen lassen, für die er Strafe zu ge wärtigen hatte. Sein Pater, der Strmnvfwirk.w ist, steht im Felde. Chemnitz. (Tas Kanihalls M. Schneider,, hier, daL sich feit mehreren Monaten in Zahlungsschwie rigkeiten befindet, macht, wie der „Kons." mitteilt, stimm Gläubigern seht einen VergleichSvorsthlag von ZI'/.< Prozent, Tie Pastiven betragen 418<00 Mark, demn 118000 Mark Aktiven gegenüberstehen. Chemnitz. (Ein gröberer Brandi brach vorgestern nacht gegen 12 Uhr in dem Grundstück Leouhardl- straße. 7 aus. ES brannte das den Schindlerscheu streben gehörige, von der Firma E. E. Meher be nutzte. ea. .80 Meter lange Schnppcngcbäude. Ter Beend wurde von der städtischen Feuerwehr, wel cher sich auch Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr angeschlossen hatten, mit fünf Schlauchleitungen be lämvst. Bürenstcitt. ,Jm Berufe verunglückt.! Am ver gangenen Dienstag nachmittag sturste der iu den 80er Jahren stehende Tachdeckergehilfe Karl Klans aus Oberbärenstein bei Vornahme von Tacharbeiten von einem 20 Meter hoben Dache und erlitt anher einem Rippenl-ruche schwere innere Persehungen. Hainewalde. iErschvsscnä hat sich der Kriegs freiwillige Paul Köhler von hier, der sich vor kurzem von seinem Regiment entfernt hatte und steckbrief lich verfolgt wurde. Verere-. (Feuer.) Im nahen Untcrgcisendorf ist. das Gehöft des Gutsbesitzers Wittig, genannt Berg- wittig, niedergebrannt. Acht Schweine, sämtliches F-d^rvieh sowie die reiche diesjährige Heuernte und einige Fuhren neueingebrachter Roggen sind mit verbrannt. Lauenstein. /Feuer.) Am Sonntag früh ist die ^genannte Franmiüble im Geisinggrunde, in der s eit eine Holzschleiferei befindet, niedergebrannt. Last ter. Gieberfall.) Auf dem Wege von Bockau noch der Sommerfrische Jägerhaus ist Ende voriger Woche eine SteindruckerSehesrau aus Ehemnitz, die sieh im Jägerhaus zur Sommerfrische aufhält, von einem unbekannten jungen Menschen Plötzlich ohne allen Grund angefallen, mit der Faust ins Gesicht geschlageh und zu Boden geworfen worden. Ter Bursche riß ihr dabei ein Büschel Haare, aus und Ivars ihr eine Hand voll Pfeffer ins Gesicht. Auf die lauten Hilferufe der Nebersallenen ergriff er die Flucht. WaS den srechen Burschen zu diesem kleber- fall veranlasst hat, ist noch unbekannt. Leipzig (Streikbewegung im Leipziger Spedi- lionSgewerbe.) Bei der Leipziger Speditionsfirma Albert Metier (Leipziger Paketfahrt) ist ein Streik der Spediteure und Transportarbeiter ausgebroeheu, da die Firma Forderungen ihrer Arbeiter auf Er höhung des WoehenlohnS und Gewährung von Ferien- Vergünstigungen nicht entsprochen hat. Tas Gene ralkommando hat der Firma für solche Arbeiten, bei d. nen eS sich nm KriegSlieferungcn handelt oder die mit solchen in Zusammenhang stehen, Trainsol- daten zur Verfügung gestellt. Ein Gesuch der Lei- ti'ng deS TranSvortarbeitervcrbandes an das Gene ralkommando, die Trninsoldaten zurückzuziehen, ist abschlägig befchieden worden, Möglicherweise greift der Streik auch auf die Arbeiter anderer Spedi tionsfirmen in Leipzig über. vsnlcgsgekSft ^lmäbnw uuä VtzröMMvA von vtzpOAttzlwivlÄßM Aranzens-ad. (Großer Diebstahl.) In Oberloh ma hat ein bisher unbekannter, etwa 25 Jahre alter ' Monn bei den: Ockonomen Niklas Böhm einen Bar be trag von 600 K., ferner eine goldene Ilhr mit Kc/'-' und andere Schmucksachen im Werte von MOS K ^nen gestohlen. Der Dieb hatte in dein Hause 'L-cbettekt. (Hgblonz a. N. (Eine Kindesmörderin.) Tie 36 Jal re alte Dienstmagd Franziska Schulz aus Gab lonz spreng unweit Turnan in die Iser, wurde aber gcrGtct. Als Eirund des Selbstmordversuches gab sie Gewissensbisse darüber an, daß sic ihr drei Monate altes Kind mit einem Stein er,chlagen und dann die Leiche in einem Walde bei Gablonz vcr- schamk habe. Sie wurde zu der Stelle im Walde g: führt, wo tatsächlich die KiudeSleiche mit zertrüm- v.rrtem Schädel gefunden wurde. Die Schulz wurde dem Gerichte Gngclieferi. Staab. lEin verhängnisvoltcr Schutz.) Der hie sige Hausbesitzer Lorenz Puchta hatte sich mit dem städtischen Waldansseher Albrecht ans den Anstand begeben, um Kaninchen zu schießen. Als Puchta aus dem Heimwege sich im Forsthause bei der Gattiu Albrechts verabschieden wollte, während er das ge- lamne Jagdgewehr ans der Schalter hängen hatte, e> tlut- sich plötzlich, das Gewehr; die Ladung riß, Puchta das halbe Ihr weg, verbrannte ihm Gesicht unk Hals, drang sodann der unglücklichen Frau :u den Mund und zerschmetterte ihr den Kopf. Die Frau war ani der Stelle tot. Pnchta stellte sich sofort der Gendarmerie. Frau Albrecht stammte aus Gottcs- gab tikslIkSLiciliio lSlDi^ oci u rs 06ULK8^6«^ VLN LL8ÜHI)LI6HLN, cmsonäi"!^- UNO 1'itivLi'- VLLLLW 1VLLVLN 861114111,1. IN MOVLRNLR ^1131'ÜSIkIINS SLi-ini'im'r VON 0710 KVLtt L Wil-tt. ?L8ILfr lS O Hl cn LIL! Hl 2 LI 020 LI 2222202222 cs 2 VS 2222 » 2 2 2 cs cs 2 N MemMl. Zisman aus der Mark von Annp Wothe. 4V. (Nachdruck verboten) Und dann, als die Sonne schon im Scheiden, da war auch der Hochzeitstag aus dem Falkenwiukel heraugenaht Die Wagen hielten vor dem Torf, und zu Fuß,schritt man durch die kleinen Häuser der schma len ('lasse in die Kirche. Ter Lehrer hatte eS sich trotz aller Aufregung der letzten Tage nicht nehmen lasten, die Torfjugend nutcr der großen Linde zu Versammeln, um mit festlichem Sang das Braut paar zu grüsteu, das heute den gleichen Schmerz imr.hkämpfw wie die schlichten Paare, die vor ihnen an dein, kleinen morschen Altar gekniet, die vor ihnen hier geweint nnd gebetet hatten. Süß und wehmutsvoll und doch so herzensfroh nnd erhebend klang der Kindersang dem Brautpaare ent gegen : „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren." Sibylle, die bis dahin stolz, mit unbewegten Mie neu an ArnimS Seite das bräutlich geschmückte Hanvt getragen, neigte das Antlitz kies auf die Brust, und eine heiße Träne gnoll ihr unter den gesenkten Wimpern hervor. Es war gut. daß der Schleier ihr Antlitz verbarg. Arnim, der in der Leutnantsinn form des Kaiser Alexander-Garde-Grenadierregi ments, dem er wie fein Brnder angehörte, sehr stan lich aussah, gewahrte aber doch die Träne, die über Sibylles Wange floß, nnd sie dünkte ihm der tost lichste Schmuck der Oieliebten, die sich heute ihm zu eigen gab. Vor dem Brautpaar streute die kleine Ruth von Nordeck mit ein paar anderen Kindern in weinen Klei dern Blnmen. Rosen waren es. Wie rote Blntstrov scn leuchteten sie aus dem Wege. , Hiuter dem Brautpaar schritt Freda mit ganz ver weintem Gesicht an Volkers Seite, der noch für ein paar Stunden kwn Berlin herübergekommen war, ehe er morgen ins Feld rückte. Ihr folgte Albrecht in der weißen, goldblitzenden Uniform eines Rittmei sters der Gardeducorps mit Mechthild am Arm. Dann kam Anton, der das Hamsterchen führte: der Großvater mit Tante Bathildis, zuletzt Nordcck und Raitz v. Görtz, der Inspektor. Die Dorfbewohner, obwohl jeder mit seinem eigenen Schmerz und seinen Angelegenheiten beschäftigt war, säumten doch den Weg und schlossen sich dem Zuge zur Kirche an, zu der die Glocken so feierlich riefen. Auf dem kleinen. Dvrfkirchhoi mit den schwarzen Kreuzen entstand dann noch ein Gedränge, weil ein jeder Freda nnd dem lustigen Volker, den sie alle so gerne hatten, die Hand drücken nnd srohe Wün sche für das Brautpaar sagen wollte, das so schreck lich ernst und feierlich nuu vor dcu Altar trat. „Lebcn wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir. o sterbe», wir dem Herrn. Darum, wir leben oder kerben, so rind wir des Herrn", begann der Geist- ia»e, und wie ein Schicksalsrnf klopsten seine Worke an alle Herzen. Und dann führte er aus, wie ich in der Stunde des Scheidens hier vor Gottes Altar ans ewig zwei Herzen einen wollten, die sich chov lange einander zugeneigt in Liebe. Ernst und groß sei die Stunde, wo die Braut den geliebten Manu gleich wieder dahingeben müsse, weit daS Va terland seine Söhne zum Kampse rusc. Biele würden ansziehen, todesmutig uud sicgeS- froh, i,'ud viele würden nicht wiederkehren au den heimischen Herd. Und ans die bange Frage: Wird der, den du liebst, sür deu du betest, für den du zitterst, auch unter diesen sein, die nicht, wieder kehren? kündet die Schrift: „Wir wissen aber, so unser irdisches .Haus dieser Hütte zerbrochen wird, daß wir einen Bau haben, von Gott erbaut, ein Haus, nicht mit Händen ge macht, das ewig ist, im Himmel". Und er schilderte in schlichten, zn Herzen gehenden Worten die Begeisterung, die, einer brausenden Wo ge gleich, in jedem jungen nnd alten Prcußenherzen lebe. Wie jeder bereit sei, Gnt nnd Blut fürs Va terland zu lassen und sein Teuerstes dahinzugcben im Dienst-, seines geliebten Königs. Und sei der Weg, den so viele kampfeSlnstige Männer so viels opfersrendigc Frauen jetzt gehen müßten, auch schwer, vou Tränen benetzt, eS bliebe doch ein herrlicher verheißungsvoller Weg ans geweihtem Boden, der durch schwarzdnntle Tiescn hinaufführe iu strahlende Seligkcitm. „Durch Schmerzen müssen wir alle, wie Jesus Chri stus emst, deu Leidensweg wandeln, durch Schmerzen aber auch dereinst helljauchzend die Sonne schauen." Und wieder brauste die Orgel. Fest klang das Ge lübde des Brautpaares, „eins zn sein in Freude und Leid, bis daß der Tod cs sclKide". Und zuletzt hallte feierlich durch die armselige kleine Torfkirche -die Kirche wurde bald nachher wie fast das ganze Torf Rahnsdorf ein Rand der Flammen. An- mcrtmig der Verfafscrim der alte Brantgesang: „Jcf.i, geh voran, ' , Aul der Lebensbahn, Und wir wollen nicht verweilen, Dir getreulich nachzueilen. ' ' Führ' uns an der Hand Bis ins Vaterland." "" Und dann war auch das vorüber. Tie Kinder war fen d.m Brautpaar blühende Lindenzweige zu, und der Lindindust zog mil ihm in den Falkenwinkel. Es war ein stilles Festmahl, das noch einmal die Familie vereinte. Volker nnd Albrecht brachen auf, noch ehe die Tafel beendet. Es war ein über stürzter, haltiger Abschied. Anton hielt die Hände seines Jüngsten heiß um fußt. „Eich mit Gott, mein Junge", sagte er weich, „ich folge dHr bald." „Tas wolle Gott verhüten, Papa' Bleib du bei deu Weibern, die ja schon die reinen Träneuwsideu sind." Roch einmal drückte Anton den Sohn an sich, dann war Bolter hinanSgceilt. FredaS und Tante Bn- thildis weinende Angen konnte er nicht ertragen. Albre.ht aber war noch einmal in das Kiuderzim- mer zu seinem Sohne getreten. Tiefbewegt beugte er sich über das Pettchen, wie zum Segen legte er seine Hand leise aus das schlafende Kind. Ta rich- ' tete sich eine Gestalt aus dem Bettchen ans und klam merte sict' an das Gitter, während sie angstvoll, mit groß, n Augen zu Albrecht aussah. „Vernibe", kam es tonlos von Mechthilds Lippen. „Ich möchte dir nicht vor all deu anderen Lebewohl sage.:. Hier, bei Wölfchen, dachte ich, würdest du uo.M io Vari gegen mich sein, Albrecht." Ein cn-ger Zug trat auf daS gebräunte (Besicht pes MGüsiiecs. bin nicht hart gegen dich, Mechthild", gab ec zurück. „Iw habe dir uur deinen Willen getan, nno du mußt dich uuu damit absurden." „Albrecht, ich bitte dich, wenn du nicht wieder- lebrst! Was soll ich Wolf von seinem Vater sagen?" „WaS du willst. Du wirst es ja Wohl tragen, es vielleicht als eine Erlösung betrachten. Latz uns dcu Abschied kurz machen, Mechthild. Ich wünsch» auch nicht, daß du morgen noch einmal auf deu Bahntzos kommst -- ich weiß, die andern haben es vor. - Es genügt vollkommen, wenn wir uns hier am Bett unseres Kindes zum letztenmal die Hani> reichen." „Albrecht, du bist grausam!" „Nur gerecht, Mechthild!" Die junge Fra» »ahm das schlafende Kind aus scinem Bettcinm. „Küsse deinen Sohn", sagte sie plötzlich wie be- sehlend, damit er nicht ohne den Segen seines Va ters bleibt, der seine Mntter von sich wies." DaS Kind lächelte im Schlaf, dann schlug es hell die Auaeu auf. Erst blinzelte cs Mcchthild und- daun ganz schalkhaft Albrecht an. „Tata, Olf dicht sein", bettelte es daun. , . , ! ! (Fortsetzung folgt.) : . ' , ( ,
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