2. Kapitel. Die Einführung der Reformation in Döbeln. Ganz still im Verborgenen, aber mit unwiderstehlicher Gewalt hatte der Geist einer neuen Zeit auch in unsrer Stadt Einzug gehalten. Das sollte der Ablaßkrämer Tetzel gewahr werden, als er im Jahre 1508 auch hier eingezogen war. Im Jahre vorher war es ihm noch im nachbarlichen Freiberg so sehr wohl gelungen. Ganze zweitausend Gulden hatte er mit hinwegnehmen können. Nun kam er mit bester Erwar tung auch nach Döbeln und ließ es an lästerlicher Keckheit wahr lich nicht fehlen. Aber gerade hier hatte er sich gründlich ver rechnet. Seine grobe Art erregte heftigste Entrüstung. Dazu war es wohl bekannt, daß auch sogar der Bischof von Meißen, Johannes VI. (von Saalhausen) ernstliches Ausfallen an Tetzels Treiben hatte. So wandten sich denn die Döbelner Bürger kurz entschlossen mit einer Beschwerdeschrift an Herzog Georg den Bärtigen. Und fo wirksam waren ihre aus tiefster Ge mütserregung kommenden Bitten, daß dieser sonst so eifrige Verteidiger der Papstkirche nicht widerstehen konnte. Er gab wirklich den scharfen Befehl, daß dem Ablaßkrämer das Gnaden geld, welches er in der Hauptkirche im Stock gesammelt hatte, nicht verabfolgt werden solle. Bitter enttäuscht und mit uracht losem Zorn zog Tetzel ab. Sehnsüchtig und hoffnungsvoll wandten sich bald die Blicke auf Luther. Ja, aus dem hoffnungsvollen Aufblicke wurde Helle Begeisterung für den gewaltigen Reformator. Da