Suche löschen...
Erzgebirgischer Volksfreund : 24.01.1938
- Erscheinungsdatum
- 1938-01-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-193801246
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19380124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19380124
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1938
- Monat1938-01
- Tag1938-01-24
- Monat1938-01
- Jahr1938
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 24.01.1938
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
27. Aortsetz««-. Oskar Meiste« in Werd an / Sachse«. Menschen unterwegs Roman von Hanna p a sser WWMWWWWWWWW dü!ch^".«'vÄa! Bernds erster Gang am folgenden Tag gilt dem Empfangschef des Hotels. „Grüß Gott, Herr Schüne." „Wünsche guten Morgen. Herr Doktor. Erken ja schon prächtig erholt auS, so -atz ich wohl auf Ihre vollste Zufriedenheit mit Wiesbaden im allgemeinen und dem „Nassauer Hof" im besonderen rechnen darf." „Dürfen Eie, mein Lieber, dürfen Sie allemal. ES behagt mir hier wirklich so ausgezeichnet, baß ich gern noch bleiben möchte, obzwar mich eigentlich die Pflicht schon nach meiner Berliner Kanzlet zurückruft." „Kann man dieser Pflicht nicht ein paar gute Worte geben, damit sie ihr Rufen noch eine Zeitlang unter läßt, oder aber sich wenigstens eines leicht überhörbaren PianissimoS dabei befleißigt?" „Sie haben die Situation erfaßt. Ich bin nämlich gerade im Begriff, mich gütlich mit der Gläubigerin „Pflicht" zu einigen. Wozu wäre ich denn sonst auch ein Rechtsanwalt, nicht wahr? Aber ich bedarf bei der Durchführung dieses gewissermaßen außergerichtlichen Vergleichs Ihrer gefälligen Mitwirkung." „Ich bin mit Leib und Seele dabet. Herr Doktor." „Ja. dann passen Sie mal, bitte, aut auf. Ich fröne also weiter meiner Erholung in Wiesbaden, widme aber täglich einige Nachmittagsstunden der Arbeit, die mir mein Bürovorsteher in Form von Korrespondenzen auS Berlin hierherschickt. Ich brauche nun zur Er» ledigung dieser Arbeiten eine Sekretärin von der Qualität Ihres Fräulein Steinhoff." „Aber bitte, Herr Doktor, das Fräulein steht Ihnen täglich zur gewünschten Zeit zur Verfügung." „Die Arbeit bei mir ist ziemlich anstrengend. Wenn ich der Dame dabei einen Tee. Kaffee, oder sonst eine Erfrischung auviete, ist das wohl eine ganz einfache Selbstverständlichkeit, nicht wahr?" „Gewiß doch, Herr Doktor." „Sollte eS irgend jemandem belieben, ein dummes Gerede darum anzuzetteln, dann wäre ich leider ge nötigt, mir ein anderes Hotel zu suchen." „Aber, ich bitte, Herr Doktor, das ist doch gänzlich ausgeschlossen." „Um so besser, Herr Schöne. UebrigenS hörte ich zu fällig durch Ihr nicht minder tüchtiges Fräulein Lenz, daß Fräulein Steinhoff nur aushilfsweise im „Nassauer Hof" angestellt ist. Sehen Sie. ich könnte Ihnen ja nun ohne weiteres diese ganz hervorragende wegengagieren. Sie dürfen mir ruhig glauben, daß in meinem Berliner Büro Platz für sie wäre. Aber so etwas tue ich nicht. Ich will nur..." „Ich weiß genau, was Sie wollen, Herr Doktor, und ich bitte, versichert zu sein, daß alles nach Ihrem Willen geschehen wird." „Na, dann wäre ja alles in bester Ordnung. Auf Wiedersehn, Herr Schöne!" „Empfehle Mick, Herr Doktor." Freundlich grüßend verläßt Bernd, gefolgt von sei- nem Lord, das Hotel und schlägt den Weg nach dem Kurpark ein. Am Nachmittag kommt Suse zum Diktat. Mit keinem Wort wird auf den gestrigen Tag zurück, gegriffen und auf die große Aussprache, die er brachte. Er war da gewesen, um die beiden Menschen ein- ander näherzubringen. Er hat die Verbundenheit ge schaffen, die in wortloser Selbstverständlichkeit empfun den wird,' die sich auswirkt in einer Atmosphäre see lischer Harmonie. So werden diese Stunden gemeinsamer Arbeit den beiden alsbald zum Inhalt ihrer Tage. Noch sprechen sie nicht in Worten von dem, was sie erfüllt. Doch die Luft um sie zittert von dem Geheim nis ihres Blutes, und jeder Blick und jede verhaltene zärtliche Begrüßung und jeder Händedruck beim Ab- schied verrät, was ihre Lippen noch scheu ver schweigen . .. * * In diesen sonnigen Augusttagen erblüht Susanne zu o wundersamer Schönheit, daß es Erika Lenz er- chüttert. Gleichzeitig steigert diese Beobachtung ihre Besorgnisse um die Freundin. Während nun heute die beiden Mädchen im Schreib- zimmer des Hotels an Hand der Kurliste einen Stoß Einladungen zur Sonnabend-Reunion beschriften, ent schließt Erika sich zu einer vorsichtigen Bemerkung: „Nun werden Sie wohl doch wieder nach Berlin zeh-n, Susannchen?" „Ach, Erika, ich weiß eS nicht. . . wirklich, eS ist... alles ganz . .. unausgesprochen .. ." „Kindchen, Sie dürfen sich nicht treiben lassen." „Ich kann nichts anderes tun, Erika . . . jetzt noch nicht... ich mutz . .. warten ..." „Worauf, Susannchen?" „Auf das Stichwort, das mir das Schicksal schon geben wird. Wer weitz, wie bald!" Bet diesen klar und bestimmt gesprochenen Worten weicht alle ver- sonnene Verträumtheit von Suse. Noch in den Nachhall ihrer Rede wird das Oesfnen der Tür hörbar. Lor- macht das mit unnachahmlicher Grandezza. Er meldet damit seinen Herrn an, der ihm auf dem Fuße folgt. Ach ja. denkt Erika, 'S ist. weiß Gott, kein Wunder, wenn die Suse an den ihr Herz verloren hat. Ist , schon eine blendende Persönlichkeit, dieser Rainer ... I „Gestatten Sie, meine Damen!" Lachend zieht Bernd ! rechts und links aus seinen Rocktaschen je eine Schach- tel Katzenzungen, die er mit launiger Verbeugung den beiden Mädchen überreicht. Er macht das riesig nett, mit so viel ungezwungener Herzlichkeit, aus der sich — nicht zum erstenmal — ein lustiges Wortgefecht zwi schen ihm und der Lenz ergibt. „Aber jetzt, meine Damen, kommt der große Ernö des Lebens. Für Sie sowohl wie für mich. Ich hoffe nämlich, daß Sie mich nicht tm Stich lasses roer-L«, nachdem kch mich schon Herrn Schöner freundlicher Be reitwilligkeit versichert habe." „Ernst des Lebens heißt auf gut deutsch ganz einfach: arbeiten", seufzt Erika komisch. „Wahrscheinlich will der sehr geehrte Herr Rechtsanwalt, nachdem er uns erst mit Katzenzungen bestochen hat, eine besondere Attacke auf unsere augustgeschwächte Arbeitskraft rei ten." „Sie merken aber auch wirklich gleich alles, Fräulein Lenz! WaS sind Eie doch pfifsig!" sagt Bernd mit lustig gespielter Bewunderung. Und dann erfahren die Mädchen Bernds Plan, der von Herrn Schöne bereits gebilligt ist. Susanne soll den Anwalt morgen nach Frankfurt begleiten. Ein Telephonat aus Berlin hat ihn von dem dringenden Wunsche seines Mandanten, des Bankiers Lorenz, unterrichtet, diesen, der mit einem verstauchten Knöchel fluchend aus dem Sofa liegt, bei der morgigen Ber- waltungSratSsitzung der Frankfurter Bereinigten Kabelwerke zu vertreten, an deren Finanzierung er mit beteiligt ist. Die notwendigen Unterlagen sind bereit- mit Eilpost nach Wiesbaden unterwegs. Bon Suse er bittet Bernd nun, daß sie den Verlauf der Sitzung im Stenogramm festbalten, und dieses dann gleich zu einem klaren und übersichtlichen Bericht für Bankier Lorenz umarbeiten möge. Bon Erika erbittet er, daß sie Suse Mr diesen Tag im „Nassauer Hof" vertrete, waS für diese allerdings eine starke Mehrbelastung bedeutet. „Weil Sie eS sind, Herr Doktor, will ich mal aus nahmsweise nicht so sein," erklärt Erika, „ansonsten übernehme ich ja grundsätzlich keine vertretungsweise Mehrarbeit für eine Kollegin/ „Ganz so sehen Sie aus, Fräulein Lenz," versichert Bern- todernst. „Wir bringen Ihnen auch etwas Schönes aus Frank furt mit, Erika", lacht Suse glücklich, „nicht wahr, Herr Doktor?" „Ehrensache," erwidert dieser prompt. „Na, so gewissen Frankfurter Spezialitäten wäre ich nicht abgeneigt," räumt Erika ein, „etwa Aeppelwcin, oder Würstchen, oder gar den berühmten „Kranz" der wirklich ein fabelhafter Kuchen ist. Und Mrs gute Futter habe ich immer etwas übr g." „Also, bitte, Fräulein Steinhoff, merken Sie das gleich vor, nicht wahr? Und dann möchte ich Sie bitten, morgen um acht Uhr reisefertig zu sein. Auf Wieder sehn, meine Damen!" * * Bernd hat zur Fahrt nach Frankfurt eine bequeme Limousine gemietet. Nun sitzt er zum erstenmal wieder am Steuer seit jenem unglückseligen Zusammenstoß auf der nebligen Riesengebirgsstraße, der ihn das Augenlicht gekostet hatte. Er fährt ruhig, sicher und geschickt un- erreicht Frank furt eine gute Stunde vor Beginn -er Sitzung. Das wollte er so, um Suse etwas von der interessan ten alten Stadt zu zeigen, von deren Sehenswürdig keiten sie herzlich wellig gesehen hat während -§r Zelt DaveegewEes Hase soll man nie ohne Wasserwellen tragen, Sa« fleht wild un ungepflegt aus, ist flbä-ltch un» Sa« Haar hat keinen Glanz. Sa muss immer in Wasserwellen gelegt sein, Sa wir» »a« Haar am besten geschont, bekommt Glanz un» eln gepflegte» stussehen. ihrer angestrengten AushttfstStigkctt in der Kröger, scheu Leihbibliothek in der alten Mainzer Gasse. Mit ganz anderen Blicken betrachtet sie jetzt, von Bernd geführt, bei seinen Erklärungen die eingebauten alten Stadtviertel zwischen Noßmarkt und Hiricharaben, sowie die neuen palastartigen Gebäude im modernen Teil Frankfurts, an der Zeil. Natürlich wir- auch dem historischen „Römer" ein Besuch abgestattet. Zu einer Besichtigung -er alten Nicolaikirche und des inter essanten Domes mit seinen kostbaren Kunstschätzen langt die Zeit nicht mehr. Langsam, um die unvergleichliche Schönheit -es Stadtbildes zu genießen, fährt man über die alte Mainbrücke nach dem linken Flußufcr. Hier, im Stadtviertel Sachsenhausen, befindet sich hinter dem deutschen Ordenshaus das Verwaltungsgebäude der Bereinigten Kabelwerke. Die BerwaltungSratSsitzung verläuft wie derlei Be- sprechungen zu verlaufen pflegen, mit der üblichen Rebe und Gegenrede, Rechnungslegung, mit Vorschlä gen und Abstimmung unter dem Kennwort „mäßig be wegt". Die Aufgabe der Stenotypistin von Rechtsanwalt Rainer, der hier die Interessen des Bankier Lorenz vertritt, ist dabei keineswegs gering. Glücklicherweise ist diese Sekretärin aber eine ganz hervorragende Kraft, die alles spielend meistert. Außerdem bemerken die hier versammelten Herren der Schöpfung, daß sie auch eine Schönheit ist, und möchten sie gerne zu dem kleinen Frühstück hinzuziehen, zu dem sie ihren Ches einladen. Aber dieser Dr. Rainer bringt das Mädchen nach Beendigung der Sitzung tm Auto nach dem Grand Hotel National, wo er Zimmer belegt hat. damit sie dort aleich den Bericht fertigstellen kann, auf den Ban- kicr Lorenz um so ungedulüiger warten wird, je grau, sanier sein bandagiertes und hochgelagertes Bein ihn zur Untätigkeit verurteilt. „Sind Sie böse über meine selbstherrliche Verfügung Susanne?" sraat er dann im Hotel. „Kein Gedanke. Ich finde Ihre Einteilung auSgc- sprachen genial." „Leider muß ich gleich kehrtmachen, denn ich kann mich für meine Person der Teilnahme an dem Früh- stück der liebenswürdigen wcinseligen Frankfurter Herren nicht entziehen." „Das sollen Sie auch gar nicht: ganz abgesehen da- i von, daß ich Sie liebend gerne los werde, um ganz ungestört arbeite» zu können." I „Suse..." Da brechen alle Flammen der Liebe aus ihren Augen. Er sieht sie wie zwei große Sterne, die immer größer zu werden scheinen und immer näher rücken. Er spürt an seiner Brust einen jungen, straffen Körper eng anaeschmiegt. Um seinen Nacken legen sich zwei weiche Arme. Ein leiser Hauch, ein Seufzer nur, streift feinen Mund ... Wie eine ungeheure Erlösung emp. fängt er zwei Lippen, in die er die feinen vergräbt. Sie sind geschlossen gewesen. Jetzt öffnen sie sich ganz langsam und zart unter seinem Kuß. Da wird er sich eines alles erfüllenden, aufjauchzenden Gedankens be- wutzt: Endlich! Als hätte er sein ganzes Leven lang auf diese Stunde gewartet. Fest hält er an sich gepreßt, was hingegeben in seinem Arme ruht. In dein Ausbruch feiner Zärtlichkeit fühlt Susanne, wie alle Ströme der Ewigkeit zu einem überwältigen- den Hymnus zusammenrauschen. Und sie überläßt sich den zauberhaften Schauern dieses Augenblicks, da die hohen Wellenschläge ihres Gefühls über sie und den Mann hinweggehen . .. So küssen sie sich. Immer wieder. Leidenschaftlich. Zueinander gehörend. Unlöslich .,. * * * „AL fa, Kellen Eie sich recht mit dem Bericht. Ich werde auch Zusehen, mich baldmöglichst zu drücken. Dann hole ich Eie ab. und wir machen uns noch einen guten Tag in dieser herrlichen alten Reichsstadt." „Das soll ein Wort sein, Herr Doktor. Ich freue «ich. Auf Wiedersehen!" Am Epätnachmittag — das Bertchtschreiben an Lorenz, eine von Bernd lobend anerkannte Meister- letstuna SuseS, ist bereits zur Post gegeben — fahren die beiden Über die Bockenheimer Landstraße hinaus in den „Palmengarten". „ES wäre ausgesprochen stilwidrig, heute und hie« etwas anderes zu trinken als Sekt," sagt Bernd. Euse ist einverstanden. Eie ist mit allem einver standen. Mit der ganzen Welt, die unsagbar schön und glückerfüllt ist. Die Selche klingen aneinander... Der weiche Bartton des StimmunaSsängerS intoniert das ClaudiuSsche alte deutsche Weinlied: „Am Rhein, am Rhein, da wachsen unsere Reben ..." -essen Kehrreim von dem glänzend gelaunten Publikum mitgesungen wird, das zum Schluß in vergnügten Bei fall ansbricht. Und dann spielt das Tanzorchester einen sehn süchtigen, melodischen Tango. Unwillkürlich muß Bernd an jenen folgenschweren Fünf-Uhr-Tee tm „Eden" denken. Aber Felicitas' ver führerische Schönheit ist zum Schemen geworden. Gar nicht mehr wie eigenes Erleben dünkt ihm die Er innerung an das vermeintliche Glück und das Leid, die sie ihm gebracht hat. Tot ist alle schmerzliche Vergangenheit. Lebendig nur die beglückende Gegenwart. Seine Augen suchen Susanne ... Die ihren senken sich in seinen Blick, dessen voller Strahl auf ihr Antlitz gerichtet ist. Dann tanzen sie. Und ihr Tanz tst ein Rhythmus, eine hingegebene Bewegung, eine Harmonie in ihrer Verschmelzung von Jugend, Kraft und Glück . .. Darnach begleicht Bern- rasch dte Zeche und hebt Suse tn den Wagen. Steuert ihn vom Parkplatz fort tn einen stillen Winkel der weiten Anlagen und hält dort an. „Wir fahren doch noch nicht nach Hause, nicht wahr?" Suse nickt mit abgewandtem Blick. Da legt Bernd ganz sachte seine Hand unter ihr Kinn und dreht ihr Gesicht zu sich herum. „Fräulein Lenz . .." „Sie wünschen, Herr Echüne ..." „Ich muß Lie bitten, Ihren morgigen freien Tag zu opfern, das heißt, nur zu verschieben. Wollen Sie so gut sein?" ^Selbstverständlich, Herr Schüne, wenn eS notwendig „Ja ... Herr Doktor Ratner telegraphiert mir eben aus Frankfurt, daß sich im Verlauf der BerwaltungS- ratssitzung Unstimmigkeiten ergeben haben, zu deren Beseitigung ein weiterer Konferenztag erforderlich ist. Wir können also mit Fräulein Steinhoffs Rückkehr kaum vor morgen abend rechnen." „Ich werde den Laden einstweilen schon ganz gut alleine schaukeln. Da machen Sie sich man keine Sorge, Herr Schüne." „Besten Dank, liebes Fräulein Lenz. Ich wußte ja, auf Sre kann ich mich immer verlassen." Gewiß: -er Herr Empfangschef braucht durchaus keine Bange haben. Um so mehr aber bangt sich Erika. Suse, liebe, kleine Suse, daß du mir nur nicht zer brichst? denkt sie mit ber liebevollen Besorgtheit einer Mutter. * * * Weißes Mondlicht flutet durch das geöffnete Fenster über das Bett der Schläferin, an dem Bernd Wache hält; voll Dankbarkeit mit dem Herzensgelöbnis, daS Leben dieser über alles geliebten Frau, die sich ihm zu eigen gegeben, zum höchsten Erdenglück zu führen ... Ganz sanft berühren seine Lippen die langen, dunkle» Wimpern, -ie zärtlich auf dem schönen Gesicht ruhen, aus dessen Zügen selbst jetzt, bei geschlossenen Auaen, Resste und heiligste Hingebung leuchtet. Behutsam streicht er eine Strähne des goldenen Haares, daS sich gelöst hat, aus der Stirne,' liebkost den Brandfleck auf -er linken Schläfe: flüstert den Namen, der ihm Inbe- griff aller Seligkeit ist ... Suse schläft ruhig. Fast wie eine Kind. In regel mäßigen Atemzüge» hebt und senkt sich dte Brust. So schläft sie tief in den Tag hinein, der sie dann grüßt tm Glanz seiner Sommerpracht und ihr aufs neue Liebe beschert. Glückstrunken und schrankenlos. Dieser Tag wird zum himmlischen Märchen für Bernd und Suse. Es endet mit dem Abend, da sie nach Wiesbaden -urückfahren, da die Wirklichkeit mit allen harten For derungen des Alltags an sie herantritt. „Wie gut, daß deine Anstellung im „Nassauer Hof" nur eine aushilfsweise tst. Da ergeben sich weiter keine Echwierigketten bei^ofortiger Arbeitsniederlegung." (Fortsetzung folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Nächste Seite
10 Seiten weiter
Letzte Seite