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Erzgebirgischer Volksfreund : 08.07.1941
- Erscheinungsdatum
- 1941-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-194107089
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19410708
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19410708
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1941
- Monat1941-07
- Tag1941-07-08
- Monat1941-07
- Jahr1941
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 08.07.1941
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Vsncksrl Iscklsrl rheumati, Kiebitz Schickt S»it««se« a« di» Ar»«t! Der Frontsoldat ift dafür dankbar! tritt er in sei am Bein aul Kanarienvogel entflogen. Um Nachricht bittet zweck» Abholung An« k. O«. Stelnstraß« 18 (Lößnitzer Strafe). Gerda Lorens Kurt Lana Uff», etnee Wehrkreie-Remonte-Lchule geben im Namen beider Eltern ihre Verlobung bekannt. Bäckermeister, 53 Jahr« alt, selbständig, wünscht KleMMlwMlttIM zwecks Heirat. Vermögen erwünscht. Bäckerswitwe oder Geschäftsfrau bevorzugt. Nur ernstaem Angebote mit Bild erb. unter A 8287 an die Geschäftsstelle ds». Blatte» in Aue. 2S. Juni 1941 wrünstädtel Tüchtige Friseuse in guter Stellung sofort oder später gesucht. Zu erfr. unter A 3033 in der Ge schäftsstelle dss. Bl. in Aue. Wir haben uns verlobt Ingeburg Kaufmann Hans Schraudner Schwarzenberg Leuna / Merseburg S. Juli 1941 Berkaufer 1 B»f«tt, 220 m breit (Eiche) 1 Aredeng in echt Eiche A «rotze. Bild. 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Frischmuth, An«, Bismarckstraße 18. lunge, (Fortsetzung folgt.) -Mio von Ehrtst«! vro»hl' Delha«» Maria Brandes steht noch immer hinter der Sperre und starrt auf den schmalen Raum, durch den die Reisenden zu gehen haben, wenn sie ihre Fahrkarte abgeben. Es ist, als hätte sie völlig vergessen, wo sie sich befindet, es ist so, daß sie auch die vielen Menschen gar nicht wahrnimmt, deren Hin- und Herlaufen dem Wogen der erregten Wellen eines Meeres vergleichbar ist; ihr Hirn scheint leer, völlig ohne Gedanken und ohne Ueberlegung. Gerd hat schon mehrere Male ihre Schulter berührt. Was er sagt, geht an ihrem Ohr vorbei. Sie ist verzweifelt, sie ist ohne Rat und Hilfe, Verstand und Empfinden haben sich völlig ausgeschaltet. Das Schwarzenberger wDttkaterrmLrmel". Wenn man vom Schwarzenberger Bahnhof kommt und den Bahnhofsberg empgrsteigt, stellt sich vor dem Auge am schroffabfallenden Schwärzwasserufer ein kühner Bau als erstes Gebäude der linken Läuferreihe auf. Es ist die vor 18 Jahren erbaute Allgemeine Ortskrankenkasse. Das Gebäude, das in schweren Notzeiten, in den Jahren 1926/26 nach den Plänen des Schwarzenberger Architekten Arthur Rauchfuß er» richtet wurde, gibt auf eine sehr heitere, erzgebirgisch-urwüch- stge Art der Nachwelt Kunde davon, mit wieviel geldlichen Schwierigkeiten bei der Errichtung des Baues gekämpft wer den mußte. In der Mitte der Vorderseite über dem Portal de» Gebäudes, dem allzu nahen Blick des Auges ein wenig durch die Höhe entrückt, lugt eine recht originelle Plastik herab auf den erstaunten Beschauer. Es ist ein Männlein, das sich . in seiner eigenen Sprache „ausdrückt" und auf seine Weise fleißig ist, das fleißige Schwarzenberger „Dukatenmännel". Ein bereits erzeugter blanker Taler wandert gerade in die Sparbüchse. Das rührige Kerlchen, das — in leiser Betonung des Heimatlich-Bodenständigen — eine Bergmannskappe trägt, soll man mit dem rechten Verständnis für derbgesunden Humor betrachten und genau so mit freundlichem Schmunzeln gelten lassen wie die bekannten „Springbrunnen-Bübchen". Der ver. storbene Heimatfreund Kurt Rambach, der Heimatdichter Schwarzenbergs, ermuntert das Männlein in einem eindring lichen und liebevollen Reim zu weiterem unermüdlichen Tun. Unter der Plastik steht: „Geld, dos geborgt, dos gibt kaa Ruh; brüm, mei guts Mannel, druck när zu! Mach flessig Geld, här fei net auf, bis unner is dos Haus! Glück auf!" Srünstädtel, 8. Juli. In der Nacht zum Montag wurden auf der Straße von Grünstädtel nach Pöhla Schleusendeckel abgehoben, Straßenlampen zerschlagen und anderer grober Unfug verübt. Als Täter kommen drei Burschen in Frage, die gegen ^1 Uhr nachts auf der Straße gesehen wovden sind. Mitteilungen über Wahrnehmungen erbittet die Gendarmerie in Raschau. Au«, 8. Juli. Die Stadtsparkasse teilt mit, daß die Spar einlagen auch im vergangenen Vierteljahr weiter gestiegen sind. Es wurden insgesamt 1 599 639 RM. eingezahlt und nur 568 547 RM. abgehoben. Der Einlagenbestano ist damit seit Beginn des Jahres um 2 200 000 RM. auf 16 595 000 RM. gestiegen. Aue, 8. Juli. Wie die Kriminalpolizei mitteilt, wurde am 20. 6. an der Fahrradwache ein Damenfahrrad (Marke Naumann Nr. 1279938) abgestellt und bis heute nicht abgeholt. Das Rad hat schwarzes Gestell, gelbe Felgen, rote Halbballon- bereifung, vernickelte hochgebogene Lenkstange, schwarze abge- nutzte Zelluloidgriffe, Kleiderschutz und schwarze Batteriebe- leuchtung. Es kann sich auch um einen Diebstahl handeln. Das Rad wird im Fundamt verwahrt. Sachdienliche Angaben er bittet die Kriminalpolizei, Goethestraße 1. Schneeberg siegte im Korbball 7:6 (3:1). Das Freundschaftsspiel der beiden Meistermannschaften Westerzaebirge und Zwickau-Glauchau hatte zahlreiche An- Hänger dieses schönen Frauenkampfspieles auf den Städtischen Sportplatz Schneeberg gelockt. Gleich vom Anwurf an ent- wickelte sich ein flotter, abwechslungsreicher Kampf, in dessen Verlauf beide Mannschaften ansprechende und nahezu aus geglichene Leistungen zeigten. Schon in der dritten Minute erzielte Trossen den Führungstreffer, und nach dem Halbzeit stand von 3:1 für Schneeberg brachte erst die Schlußminute mit dem entscheidenden 7. Korbgewinn den Sieg für die heimische Mannschaft. — Am 20. Juli sind beide Mannschaften an den in Chemnitz-Schönau zwischen den Bezirken Zwickau, Chemnitz und Westerzgebirge stattfindenden Vorspielen um die Sächsische Bereichsmeisterschaft, die im Rahmen der Bereichsmeisterschafts, kämpfe in den Sommerspielen am 3. August in Werdau zum Austrag gelangt, beteiligt. AugendmannschaftskLmpfe der H3. in der Leichtathletik. Am Donnerstag, 10. Juli, werden im Auer Stadion die Jugendmannschaftskämpfe der Hitlerjugend für die Ver- eine und Gefolgschaften von Aue, Bockau, Zschorlau, Berns bach, Lauter und Lößnitz ausgetragen. Sie beginnen 18.45 Uhr. In jeder Wettkampfart haben drei Mann zu starten. Die zwei Besten werden gewertet. Der gesamte Kampf besteht aus folgenden Wettbewerben: 100 Meter, 1000 Meter, Hoch- sprung, Weitsprung, Kugelstoßen (6,25 kg) und Keulenweit- werfen. Jeder Teilnehmer kann sich höchstens an vier Wett- bewerben beteiligen. Grünhai«, 8. Juli. Nach der Auflösung des ehemaligen Turnvereins und de» Sportvereins „Olympia" erfolgte nun- mehr die Zusammenfassung beider durch die Gründung der neuen Turn- und Sportgemeinschaft Grün- Hain. Daß diese Gründung in schwerer Kriegszeit und in Deutschlands großem Freiheitskampf erfolgte, mag der jungen Gemeinschaft ernste Verpflichtung und gutes Vorzeichen sein. Die Gründungsversammlung fand im Schützenhaus statt. Bürgermeister und Ortsgruppenleiter Sperling begründete die Notwendigkeit der Neubelebung des sportlichen Lebens. Durch das städtische Sportgelände mit seiner neuzeitlichen Turnhalle und Kampfbahn, seinem großen Freibad und den Schießanlagen seien alle Voraussetzungen für emen erfolgreichen Sportbetrieb gegeben. „Großes Werk gedeiht nur durch Einigkeit!" Dieses Turnerwort solle durch den Zusammenschluß aller Turn- und Sportfreunde verwirklicht werden. Bezirkssportführer Pötzsch dankte dem Bürgermeister für seinen vorbildlichen Einsatz. Er unterstrich noch einmal den Zweck des erfolgten Zusammen- scklusses und versprach der jungen Gemeinschaft alle Unter stützung des NSRL. Auch in diesem Jahre würde der Bezirk Westerzgebirge am 10. August auf der Kampfbahn in Grünhain wieder seine volkstümlichen Wettkämpfe durchführen. Als Gründungstag der neuen Sportgemeinschaft gilt der 1. Juli. Das Grundkapital beträgt 1500 RM. Die Mitgliedsbeiträge sollen in mäßigen Grenzen gehalten werden. Zum Führer der Turn, und Sportgemeinschaft wurde Bürgermeister Sperling berufen, als dessen Stellvertreter P. Sumpf, als Turnwart W. Peithner, als Skiwart P. Lauckner, als Sportwart für Leichtathletik A. Klunker, als Schwimmwart H. Kellig, als Kassenwart H. Jahn, als Schriftführer R. Grunewald. vrl-b«.lr«cht»«tn>t» 6urE» V-UU Ik« «U» 9 0», DK alte Frau Gehrke will zu ihrem Sohn, sie will sich Rat holen, ihn fragen, was geschehen soll, was man unter nehmen kann. Am Ende de» Bahnsteige», da, wo di« Platt- form eng und enger wird, um schließlich ganz aufzuhören und den Gleisen wieder den Raum der nächsten Nachbarschaft zu geben, muß sie erkennen, daß man von hier au» die Treppe des Stellwerks nicht erreichen kann; st« liegt an der anderen Seit« des Bahnsteigs und kann nur von dazu Befugten be- treten werden. Tiefliegend« Gleis« befinden sich dazwischen, zu denen schmale, ungesicherte Stufen hinab- und an der anderen Seite wieder, hinaufführen. Alles, was in diese» Minuten unter den Wartenden geschah, war mehr oder weniger sinnlos. Auch di« alt« und sonst doch so besonnene Mieter Gehrke hätte die Sinnlosigkeit begehen und ihres Sohnes Namen immer schreien mögen, einfach so zu den Fenstern hinauf, damit er, den sie nicht erreichen konnte, herabkomme. Da sieht Frau Gehicke den Fahrdienstleiter Semper die hohe Treppe jenseits des Bahn- steiges hruntereilen. Sie kennt Semper. Ost war er bei ihnen, hat mit ihnen gegessen und getrunken. „Semper!" schreit die alte Frau. „Herr Semper!" Er erkennt sie, sammelt sich, begreift. An der Hand der alten Frau das Kind mit dem Blumenstrauß: richtig, ja, richtig, man erwartete ja Gehrkes Frau. Das alles liegt zurück, als sei «« vor langer Zeit gewesen, man hat es ver gessen. Bor dem Unglück der vielen wird das Mißgeschick des einzelnen gering. Aber da steht die alte Frau und wankt. „Warten Sie, Mutter Gehrke, ich komme " Er springt über di« Gleis« und an der anderen Seite hoch; die kleine Hede, die den „Onkel" kennt und oft auf seinen Knien reiten durfte, jauchzt und streckt die Aermchen aus, wobei sie jedoch den Blumenstrauß für Mutti unentwegt und krampf haft festhält. Aber der „Onkel" sieht sie nicht und macht kein« Späße. „Wo ist mein Sohn?" fragt die Frau. „Müssen begreifen, Mutter Gehrke, er kann jetzt nicht abkommen " „Was soll ich denn tun?" sagt die alt« Frau weiter. „Wissen Sie schon? fragt Semper vorsichtig. Es ist eigent lich eine sehr müßige Frage angesichts dieses Durcheinanders von aufgeregten und aufgebrachten Menschen. „Ja, ja ", plötzlich bricht der Jammer in Mutter Gehrke aus, „unsere Gertrud «ms mach' ich denn? Was mache ich ?" Semper legt so zart, wie man es diesem harten und nüchtern schaffenden Manne nicht zugetraut hätte, einen Arm um Mutter Gehrkes Schultern. „Der beste Rat: gehen Sie still nach Hause! Sie können nichts tun. Noch können wir alle nichts tun. Der Hilfszug ist unterwegs. Wir haben noch keine Liste der in Mitleidenschaft Gezogenen. Aber das alles wird sich planmäßig und schnell abwicheln, glauben Sie das nur! Wir fragen ununterbrochen über den Bahnhof Hensfeld an. Von dort aus haben auch schon eine Anzahl Fahrgäste angerufen, um ihre Angehörigen zu benachrichtigen. Ihre Schiegertochter kann darunter ge wesen sein. Wir wissen es noch nicht genau. Gehen Sie ruhig nach Hause. Wir rufen Sie an. Kopf hoch, Mutter Gehrke! Haben schon manchen Sturm erlebt, nicht wahr?" „Ja, ja", greinte sie mit einem Male armselig und matt wie eine Greisin, „als Peter verunglückte dat is all lang her." Semper winkt einem Aufsichtsbeamten. Er selber durste nicht länger verweilen, er hatte anderes zu tun. „Keller, bringen Sie die alte Frau mit dem Kind bis vor den Bahnhof. Es ist Gehrkes Mutter, sein« Frau sollte mit dem Zug kommen." Der Beamte verstand. Semper ließ Frau Gehrkes Schul tern los, nickte ihr zu, und dann tauchte seine blaue Uniform mit der roten Mütze bald schon am anderen Ende des Bahn- steiges auf, verschwand. „Mutter", mahnt Gerd zum wiederholten Male, diesmal dringlicher, „wir können doch nicht hier stehenbleiben. Wir müssen doch wissen, war mit Vater geschehen ist. Mutter, so hör« doch!" Gr schüttelt sie, da sie den starren Blick nicht von dem schmalen Raum -wischen den beiden Sperrehäusern nimmt „Mutter! Ich bitte dich!" Er würde am liebsten wegstürmen, er weiß doch, was er tun kann; er kennt da» Büro de« Bahnhofsvorstondes. In- svektor Kempen, der hl«r Dienst tut. Ja, er möchte weg- stünnen, zupacken, irgend etwas unternehmen. Nur nicht so tatenlos dastehen und sich von der Erregung der Masse auf- wühlen lassen, immer wilder, immer unerträglicher. Aber kann man denn die Mutter allein lassen? Kann sie so stehen, bleiben, in diesem Zustand, in all dieser Unbegreiflichkeit? Er muß sie mitnehmen. Und darum schüttelt er ihren Arm. „Höre doch, Mutter! Wir müssen nach unserem Vater sehen/ Sie erwacht, wendet sich ganz langsam, umfängt seine Gestalt mit einem aufleuchtenven, fast heiteren unbeschwerten Bl ck. Wie schön, daß er da ist, ihr großer Junge, groß, schlank und blond, breit in den Schultern, voller Kraft, ihr Iun^, ihr Kind, das Ne mit einer wilden, heftigen Liebe, gleich der Liebe eines mütterlichen Tieres für ihr Junges, liebt. Wie gut, daß dieses Kind bei ihr ist, in dieser schwersten Stunde ihres Lebens, in dieser Stunde, die grauenhafter ist als ihre damalige Verlassenheit. „Gerd " flüstert sie gequält, sich an alles erinnernd. „Gerd — «ms ist denn geschehen? Was sollen wir denn tun? Was machen wir nur? Gerd, ich weiß nichts nichts — — Du mußt nach Hause gehen. Warum bist du mir denn nachgegangen? Ich kann dich nicht brauchen. Nein, nein, Gerd, das verstehst du nicht. Ich muß das allein mit mir ausmachen. Du mußt nach Hause gehen. Geh doch, Gerd! Geh doch, ehe es zu — spät ist!" Gerd, nicht Mehr ganz Knabe und noch nicht Mann, beißt die gähne zusammen. Es würgt ihn in der Kehle, ganz eng und heiß und trocken. Er liebt seine Mutter, er sieht, daß sie leidet, und «r weiß nicht, warum es in diesem Maße ge- schieht. Es ist nicht zu begreifen. Sie war zum Bahnhof gerast, ehe der Zug entgleiste. Da war das Unbegreiflich«, da war die Not, da war das, was Gerd nicht verstand. Und die Mutter herrschte ihn an, nach Haus« zu gehen. In dieser Stunde, in diesen Minuten, in denen er erfahren hatte, daß der Zug entgleist war, den sein Vater führte, sein Vater, der Tag und Nacht für ihn schaffte, der für seine Ernährung sorgte, der seine Kleider kaufte, der seine Studiengelder, seine Bücher aufbrachte, dieser Vater, der Tag für Tag oder auch in den Nächten einen Zug lenkte, dem Menschenleben anver traut waren, und -er dann keimkehrt«, müde und abgespannt aber froh -und zufrieden und sich dann noch erkundigte: „Na, mein Junge, und wie war's in der Schule und der sich dann freute über die Erfolge, und der sich dann fiir alles interessierte, was einen Schüler zu bewegen vermocht«. Der Vater, sein Vater. Luc fühlen sich vergnügt jeden kN ittwoch ;ur Naffeestunde im Panorama. Musik von k)c>M u üsikn'U
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