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Erzgebirgischer Volksfreund : 11.08.1941
- Erscheinungsdatum
- 1941-08-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-194108110
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19410811
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19410811
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1941
- Monat1941-08
- Tag1941-08-11
- Monat1941-08
- Jahr1941
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 11.08.1941
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„Der Engel mtt dem Saitenfplel." In -er Kraußhalle wurde al» Ersatz für die Naturbühnen- Vorstellung die Komödie in einem Vorspiel und drei Akten von Alois Lippi „Der Engel mit dem Saitenspiel" aufgeführt. Mit diesem Ersatzstück dürft« man mehr als zu- frieden sein. Der Verfasser, der auch „Die Pfingstorgel" ge schrieben hat, schlägt ernste Töne an, und nur durch den versöhnlichen Ausgang gestaltet er das Spiel zur Komödie. Der Baumeister Bernhard Zoller nennt die Hauptgestalt Susanne Henrici einen Menschen mit doppeltem Boden. Sie lebt unter dem Zwang des Schicksals ein anderes Dasein, als sie nach ihren natürlichen Empfindungen möchte. Die Komödie ist keine von denen, die durch kindische Verwechselungen un mögliche Lagen schaffen und die Lachmuskeln reizen. Sie be. handelt die ernste Lebensfrage des unehelichen Kindes, nicht eitles Kindes aus Leichtsinn, sondern aus tiefster Leidenschaft. Susanne, di« Tochter eines höheren Offiziers, hat zeitig die Mutter verloren und wird gezwungen, für sich selbst zu sorgen. Für wenige Stunden nur trifft sie zufällig mit Dr. Adam Strengholt zusammen, liebt ihn mit der ganzen Glut ihrer starken Seele und verliert ihn wieder aus den Augen. Der Engel mit dem Saitenspiel, ein Erbstück ihrer Mutter, bringt ihr eine Summe Geldes ein, mit dem sie über ihre schwerste Alt hinwegkommt. Der Antiquitätenhändler Dr. Ignaz Wein- zier! wird ihr ein treuer Beschützer. Die Handlung spitzt sich fast zum Schauspiel zu, bis sich die in ihre falschen Gedanken gänge über Ehre und Recht verrannte Susanne selber wieder findet als liebendes Weib und ihrem Kind endlich ein glück- liches Heim sichert. Die schwierigste Rolle hatte Hanna Rieger übernommen. Sie spielte sie nicht nur, nein, sie lebte sie: ein« Meisterleistung. Die Rolle des Dr. Weinzierl von Iohannes Curth war eine lebenswahre, äußerst ansprechende Schöpfung. Während Heinz Blümer den Baumeister Zoller als abgerundete Persönlichkeit voll Selbstvertrauen darstellte, konnte der Dr. Strengholt Wolfgang Lönneckes erst gegen Ende des Spiels überzeugen. Erich Noack zeigte seine'vielseitige Kunst in den beiden Rollen des in jedes Mädchen verliebten „jungen Man- nes" bei Dr. Weinzierl und des Dieners Barnabas bei Streig- holt. Elfried Huhle, Thea Achenbach, Ernst Rasch, Hermann Deist, Willy Stempel, Ruth Giersch und Hilde Scheulen trugen zur Abrundung des sehr guten, flotten Spiels bei. Die Bühnenbilder waren schlicht und wirkungsvoll zugleich. Kurt Wellner. * * * Erla, 11. Aug. Im Haus der Volksgemeinschaft werden morgen 20.15 Uhr der Film „Ein hoffnungsloser Fall" und die Deutsche Wochenschau gezeigt. Jugendliche unter 18 Jahren hüben keinen Zutritt. — Beim Standesamt wurden im Juli drei Geburten und zwei Sterbefälle beursundet. Ferner fan den drei Eheschließungen statt, darunter eine Kriegstrauung. — Die Spinnftoffsammlung hat hier erfreulicherweise bereits einen guten Anfang genommen. Es wird jedoch erwartet, daß sich noch recht viele Haushaltungen beteiligen. Wer richtig sucht in seinem Haushalt, wird bestimmt etwas zum Abliefern finden. Auch diese Sammlung muß — wie die damalige Altmetallsammlung — ein voller Erfolg werden. — 263 Pilz, und Beerenscheine wurden in diesem Jahr bei der Gemeinde gegen Bezahlung und 24 durch die NSV. unentgeltlich aus gestellt. Damit entfällt auf jede zweite Haushaltung ein Beeren- und Pilzschein. Turnen * Sport * Spiel Awetter Kriegs - Turn- und Sportfest in Grünhai«. Alle Schwierigkeiten konnten es nicht hindern, daß rund 400 Aktive antraten, um das Streben von der Breiten, zur Leistunasarbeit auch im zweiten Kriegsjahr kunbzutun. Glan- zend die Vorbereitungen, einwandfrei die fachtechnische Ab wicklung und hervorragend die Einzelleistungen. Die Morgen- feier, mit tiefgründigen Worten des Stamms. Staub (LVA.), Grünhain, Flaggenhissung und anschließendem Einmarsch leitete die leichtathletischen Mehrkämpfe des Vormittags etn. Die Werbespiele, Faust, und Korbball, wurden ausgetragen, wäh. rend die Gerätekämpfe in die geräumige Turnhalle verlegt wurden. Dazwischen erforderten die Einzelwettbewerbe letzten Einsatz. In den leichtathletischen Bewerben gab es z. T. recht be- achtliche Leistungen. Besondere Erwähnung verdienen der Weitsprung von Wollrab mit 6,22 Meter, der 100-Meter-Lauf von Klunker mit 11,3 Sek. im Rahmen des Dreikampfes, sowie die 1,61 Meter im Hochsprung im Einzelwettbewerb und die 11,90 Meter im Kugelstoßen von Arnold, ebenfalls im Drei- kampf am Vormittag. Ein recht reger Betrieb herrschte auch in der Turnhalle, wo sich Turner und Turnerinnen im friedlichen Kamps maßen. Wie schon den volkstümlichen Dreikampf konnte Wollrab, Tv. Lößnitz, auch den Siebenkampf mit klarem Vorsprung für ich entscheiden. In der Meisterklasse der Turnerinnen sicherte ich Lotte Mehnert, Tv. Beierfeld, mit einem Punkt Vorsprung >en Sieg vor Erna Pfaff, Lößnitz. Die Siegerverkündung, die in der Turnhalle stattfand, nahm Sportbeztrksführer Pötzsch vor, der allen Aktiven und allen Mitarbeitern dankte und an sie appellierte, sich auch weiterhin mit aller Kraft dafür einzusetzen, daß die Leibes übungen immer mehr Gemeingut des gesamten deutschen Volkes werden. Besondere Worte des Dankes widmete er auch der TSG Grünhain mit Bürgermeister Sperling an der Spitze für die vorbildlichen Vorbereitungen, die eine reibungs lose Abwicklung des Festes ermöglichten. Nachdem die Siegerverkündung mit einer stimmungsvollen Gefallenen, und Totenehrung ausgeklungen war, dankte Bür- germeister Sperling allen Aktiven und Bezirksmitarbeitern für ihre Teilnahme und rief ihnen ein „Auf Wiedersehen 1942" zu. In den Spielen, die am Nachmittag durchgeführt wurden, gab es folgende Ergebnisse: Korbball: Tv. 47 Schneeberg—SG Lauter 9:1 (8:0); Faustball: ATD Aue—TSV Langenberg 47:83 (25:19); Fußball: Auswahl ö S:2 (3:2). Die Liste der Sieger veröffentlichen wir in der Dienstag, ausgabe. Außball im Westerzgebirge. Bezirksauswahlspiel » 6:2 (8:2). Die Mannschaften standen sich in Grünhain gegenüber. In der S-Mannschaft spielten für Köbler (Eiche Zschorlau), Kunz (TuR), Günther (SV Schneeberg): Luderer, Reich und Rau (TuR). In der ^-Mannschaft trat für Lang (Bernsbach) Häckel (SG Lauter) ein. Wenn auch die S.Mannschaft bi« Halbzeit 3:2 standhalten konnte, so mußte sie doch der ^-Mann- schäft, die etwas kräftiger war und sich mit den Bodenverhält nissen besser abfand, den verdienten Sieg überlassen. In den Sieg teilte sich der ganze Sturm der ^-Mannschaft; Wolf (Bernsbach), konnte zwei Tore buchen, dem Süß (SV Aue) und Leichsenring (Lößni) je eins entgegensetzen konnten. Schieds richter Ullmann (Bernsbach) war dem Spiel ein aufmerksamer Leiter. Kampf um die Punkte. TuSS Reustädtel—Eiche Zschorlau 2:7 (1:3). Ueberraschend hoch kommt die Niederlage der TuSG. Der Torwart hatte einen schwarzen Tag. Reichel, Köhler (der aller dings zum Auswahlspiel fehlte), Leonhardt je zwei und Boch mann sorgten für den Sieg. Teubner schoß die zwei Tore der TuSG. FL Lößnitz I—DWG Wellner Aue I 18:1 (4:9). Zu diesem Spiel war leider der Schiedsrichter nicht er- schienen, man einigte sich auf einen Lößnitzer Kameraden, der auch zur Zufriedenheit beider Parteien pfiff. Schon vom Anstoß an merkte man, daß die Lößnitzer besser in Schwung waren als die Werksleute, was auch der 4:0-Pausenstand zeigt. Trotz drückender Ueberlegenheit kamen dann die Gäste beim Stand von 9:0 zum Ehrentreffer. An dem hohen Sieg beteiligte sich insbesondere Urlauber R. Auerswald, er schoß allein sieben Tore. Spiele der Jugend. TuSG Reustädtel A-Jgd.—Eiche Zschorlau A-Igd. 1:3; FC Lößnitz A-Jgd.—SV Schneeberg A-Jgd. 0:6. Aue, 11. Aug. „Führer befiehl, wir folgen!" Ueber dieses Thema spricht in der erweiterten Mitgliederversammlung der Ortsgruppe Stadtpark am Mittwoch, 13. 8. 1941, 20 Uhr, im Parkschlößchen Ordensjunker Fiedler-Dresden. Vor allem die Volksgenossen der Ortsgruppe sind herzlich eingeladen, diese öffentliche Kundgebung zu besuchen. Eintritt wird nicht erhoben. Beierfeld, 11. Aug. Die Eheleute Richard Baumann und Emma geb. Friedrich, begingen am Sonnabend ihre goldene Hochzeit. Eine besondere Freud« waren ihnen die Glückwünsche des Führers, des Reichsstatthalters, des Orts gruppenleiters und des Bürgermeisters. Auch der „E. B." wünscht Glück. ** Waldheim. Ein Gartenbesitzer erntete Stachelbeeren, die im Durchschnitt ein Gewicht von 15—17)6 Gramm hatten. Zuchthaus für eine Erpresserin. Die 52 Jahre alte Alma Huß aus Leipzig schwindelte ihren Untermietern Vogel vor, daß sie wegen einer politischen Sache vom Reichsgericht zu 3)6 Jahren Zuchthaus verurteilt worden seien. Auf ihr« Verwendung hin — sie sei mit dem Reichsgerichtspräsidenten gut bekannt und habe sogar beim Führer persönlich in -er Reichskanzlei vorgesprochen — sei die Strafe m Geldstrafe umgewandelt wovden. Sie selbst, so schwindelte die Huß weiter, sei damit beauftragt wovden, di« Strafe in wöchentlichen Raten von 30 RM. einzuziehen. Die Untermieter, Mutter und Sohn, ließen sich derart einschüchtern, daß der Sohn ab Anfang 1936 bis zum 21. Juli 1939, wo er eingezogen wurde, wöchentlich laufend 30 RM. an die Huß zahlte. Dann zahlte Frau Vogel wöchentlich 15 RM. und zwar bis Anfang 1940. „Für Anwaltskosten" ließ sich die Huß außerdem nebenher 15 bis 20 RM. auszahlen. Weiter log sie der Frau Vogel vor, daß diese wegen ihrer Bestrafung aus der Verbrauchergenossenschaft auszuscheiden habe. Auch dies glaubte die harmlose Frau; ihren Geschäftsanteil von 50 RM. übertrug sie der Huß. Durch Fälschung der Renten- quittungen setzte sich die H. ferner vom 1. Februar 1937 bis zum 1. November 1940 in den Besitz einer der Frau Vogel zustehenden Rente von 19.30 RM., indem sie dieser glaub- Haft machte, die Rente sei wegen der Bestrafung gesperrt. Erst als sich Frau Vogel Anfang Januar 1940 durch einen Bekannten nach der Rente erkundigte, kam der Schwindel zutage. Die gemeine Erpresserin wurde zu fünf Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt. <iurci> v.rl»z Lui i(ükl«r L Lo., S-rUll-Lcbauuz-llöor« Der Blick der reifen und lebenserfahrenen Frau hat sich verwandelt. Ein Ausdruck von Bewunderung hat darin Platz genommen. „Welch ein Mensch sind Sie — welch ein Mensch." Luzia nützt die aufflackernde, weiche Stimmung. Sie legt ihre beiden Hände über die sich nervös bewegenden Finger der anderen, beugt sich nah, ganz nah zu ihr. „Sie müssen sprechen! Nicht später und gezwungen, nein, jetzt, sofort und freiwillig. Warum soll Troß noch in Unter- suchungshaft sitzen, ehe die Wahrheit ans Licht kommt? Was ist damit gewonnen? Gerade Sie haben kein Recht darauf, ihn zu zermürben. Sie sollten eher gutmachen wollen!" Ellen Barny öffnet ein paarmal die Lippen und schließt sie wieder. Ein schrecklicher Kampf spielt sich auf ihrem <Äsicht ab. Luzia, über sie gebeugt, beobachtet sie, beschwörend, flehend, mit Befehl und Bitte: „Ich liebe ihn doch so sehr. Nur Sie allein können mir helfen. Ich bitte Sie darum. Hören Sie, ich bitte!" Da schleudert die andere die Hände Luzias von sich. Aus ihren Augen, die hart waren und tränenlos, stürzen jetzt die Tränen befreiend wie Segen. „Rufen Sie Borchert, Weller, alle, die Sie wollen. Ich will sprechen." Nun ist es Luzias Hand, die nach der Klingel greift und auf den kleinen Elfenbeinknopf drückt. In ihren. Augen ist Milde und Güte. Und während auch ihr di« Tränen unter den Wimpern Hervorbrechen, flüstert sie: „Ich danke Ihnen, ich dank« Ihnen mit meinem ganzen Herzen." Ellens Mund verzerrt sich, ihr Kopf wendet sich ab, ein Zittern geht durch ihren ganz«n Körper. „Sie sollen mir nicht danken, ich will es nicht, ich habe es nicht verdient." Aber Luzias Hand legt sich ganz still wieder auf die ihre. Und nun duldet sie die Güte, die von ihren Fingern ausgeht und auf sie überstrahlt. * Es will wieder Nacht werden. Und diese Nacht verspricht so schön zu werden wie der Tag verhieß, der schon nicht mehr die Kühle des Frühlings trug, vielmehr erfüllt war von der Wärme des nahenden Sommers. Ahnung kommender Reife, noch fern, aber schon wach. Einmal schiebt sich der Bahndamm von Christel Broehl-Delhaes mit seiner hochgelegenen Böschung zwischen die Felder; blitzende Schienen weisen nach rechts und links in die neue Welt. Dann ober gibt es wieder nur Aecker und Wiesen und viel weiter dahinter erst den Wald. Ist es denn faßbar, daß noch nicht einmal vierundzwanzig Stunden vergangen sind, seit das Unglück geschah und mit ihm viele Menschenleben in völlig neue Bahnen geschleudert wur- den? Ist es möglich, daß innerhalb dieser kurzen Frist der gleiche Bahndamm wieder befahren werden kann, in gleicher Weise und mit derselben Geschwindigkeit wie vordem, und daß, neuer komun: Schulkinder finden am Wege zur Schule ein Kind. Nie mand weiß, wo es hingehört. Der Bürgermeister nimmt sich des Jungen an, der später zu dem Tischlermeister llller- mann, dessen Tochter ihn gefunden hatte, kommt. Als er 14 Jahre ist, bittet er den Bürgermeister, ihn Förster werden zu lassen. Doch der nimmt ihn in sein Haus, läßt ihn studieren und Baumeister werden. Dann kommt der Krieg, und Hans geht ins Feld. Däs einzige Mädchen, an das er schreibt, ist bas Kinderfräülein aus einem Werk, wo er eine Festhalle bauen sollte. Sie heiraten, obwohl das Dunkel um seine Geburt ihm und seinem Weib schwerste Konflikte bringt. Wie aber tiefe und wahre Lieb« alle Hin dernisse überwindet, wie eine alte schuldige Frau stirbt, ohne ihr Geheimnis zu offenbaren, bas mag Marie Dier», die bekannte Schriftstellerin, unsern Lesern selbst erzählen. Wir freuen uns, den Leserinnen und Lesern des E. V. einen solch spannenden und wertvollen Roman vermitteln zu können. Die Gchriftleitung. in wenigen Minuten nur, der gleiche fahrplanmäßige Schnell zug über die blitzenden Schienen rasen wird als sei nichts geschehen? Je dunkler es wird, desto heftiger bricht die wundersame Helle des vollen Mondes aus .er tiefen Bläue des Himmels, um gleichsam die Erde zu beruhigen, ihre Hast zu beschwich tigen und das wirre Dasein auf ihr zu befrieden. Die beiden Menschen halten an und sitzen still in dem Wagen, dessen 'Verdeck zurückgeschlagen ist. Robert Troß' Hände heben sich und zittern; Luzia spürt es erschüttert an ihren Schultern, die er umfängt. Und wieder gibt di« Landschaft Dunkelheit und Helle, Dämmerung und Mondglanz. Schattenbilder sind Strauch und Daum, Spiegel, bleiche, regungslose die vielen Teiche, in denen die Fische leben. ,Luzia, begreifst du das alles? Daß wir jetzt hier sitzen, als sei es nie anders gewesen, daß wir einander nah sind, ganz nah, Luzia, und für immer, jetzt für innner? Kannst du es wirklich fassen? Alles war wie ein Sturrm — und doch leise. Troß beugt sich über Luzia, und sie erbebt vor Liebe und Glück. Ihr Mund sucht den seinen, ihre Augen sind geschlossen, ihre Wange lehnt an seiner Schulter. „Gestern abend wußten wir noch nichts —", flüstert sie einmal. „Wußten wir wirklich nichts? Aber es muß doch schon 'dagewesen sein, sonst hätte es nicht so jäh erwachen können, so rasch und so vollkommen. Was hast du alles für mich getan, Luzia, meine Luzia!" Es bricht wieder in sein Bewußt- sein ein, er starrt in ihr beglänztes Gesicht, dem die Helle des Mondes eine goldene, sanfte und warme Farbe verleiht. „Daß ich hier sitze, so bald schon, und mit dir, es ist doch nur dein Werk. Wie hast du es nur angefangen, Ellen Barny zu diesem umfassenden Geständnis zu bringen? Wie nur? Wie? Ich begreife es nicht/ Sie bewegt lächelnd den Kopf und sagt: „Ich liebe dich, Robert. Das ist das ganze Geheimnis." „Ja, daß du mich liebst — welch eine Kraft liegt darin." „Still." Sie richtet sich horchend auf. Don weitem ist jetzt ein Brausen zu hören. Der Boden bebt unter dem Stampfen des sausenden Ungetüms. „Der Nachtschnellzug!" ruft Luzia. „Dort! Da ist er wieder, der Zug mit seinen hundert Schicksalen." Di« Lichterkett«! Sie glitzert, sie bebt, sie flirrt. Di« Räder drehen sich wie rasend, eilen über die silbernen Bänder der Schienen, hinein in die weite Welt. „Morgen schon", sagt Troß, und seine Blicke laufen hinter dem Zug her, der in der Nacht verschwindet, „trägt er auch uns fort in ein neues Leben!"
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