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Hohensteiner Tageblatt : 22.08.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id184110793X-188908220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id184110793X-18890822
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-184110793X-18890822
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohensteiner Tageblatt
- Jahr1889
- Monat1889-08
- Tag1889-08-22
- Monat1889-08
- Jahr1889
- Titel
- Hohensteiner Tageblatt : 22.08.1889
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Eindruck machen die an die beiden Mittelpfcilcr angelehnten, mächtigen Atlanten, welche den Balkon zu tragen scheinen. Die hohen Säulen und Pfeiler tragen sinnreiche Reliefs, die Thätigkeit der Bevölkerung des RcichSlandcs darstellend, so Fischerei, Landwirthschait, Tabaksbau, Jagd, Forstwissenschaft, Weinbau, Weberei, Bergbau, und Eisen-Industrie; seiner sicht man die Wappen von Elsaß und Lothringen. Auf dem Giebelfeld über den Pfeilern prangt das Reichswappen, wel cher von zwei lagernocn Idealfiguren gehalten wird. Die eine Figur stellt einen alten Germanen dar, zu dessen Füßen rö mische Feldzeichen liegen; die andere ist eine weibliche Figur, welche sinnend über ein offenes Buch gebeugt ist. lieber dem Wappen, auf der Spitze des Giebels, schwebt eine geflügelte Germania. Auf der Plattform des Daches erhebt sich die prächtige, durchbrochene Kuppel, deren Ecken durch vier Kinder- gruppen, Krieg und Frieden darstellend, geziert sind. Auf der Kuppelspitze wird die mächtige Flaggenstange von stolz hcrab- schauendcn Herolden gehalten. Der eine trägt die alte Bran denburger Tracht, der andere hat das hohcnzollernschc Wappen an der Brust. Beide erinnern an den kräftigen Antheil, den einerseits der Große Kurfürst an den Kämpfen um die Erhal tung des Elsasses beim Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, andererseits Kaiser Wilhelm I. an der Wiedcrbcgrün- dung des Deutschen Reiches gehabt hat. Die kurzen Seiten der Vorderansicht sind mit Ballonen aus grbrannlcm Thon geziert. Zwischen den Fenstern der ersten Etage sind die Wap pen der Städte Berlin als Reichshaupistadt, Königsberg als Krönungsstadt, Nürnberg als Sitz der Burggrafen, Frankfurt a. M. als alle Bundeshauptstadt, Breslau und Magdeburg als die bedeutendsten der alten preußischen Städte angebracht. So wie die Hauptansicht gediegen und vornehm ist, so auch die Seitenansichten und die Rückansicht. Bei letzterer ist vielleicht noch crwähnenswerth, daß hier in den Fcnstcrbrüstungcn die Wappen des Fürsten Bismarck, des Kronprinzen Friedrich Wil helm (Kaiser Friedrichs), des Prinzen Friedrich Karl und des Grasen Moltke angebracht sind, als die Wappen der großen Männer, dercn Namen mit der Wiederherstellung des Reiches nm engsten verbunden sind. Macht schon der Bau von Außen solch' prächtigen Ein- drnck, so ist man förmlich gebannt, tritt man durch das Haupt- portal in das Vestibül ein. Der Grundton d.r Wände und Säulen ist jenes beruhigende Weibgelb, w-.lchcs sich von dem Mosaikbodcn in den deutschen Farben und den dunkelrothcn, breiten Teppichläufern so wohlihuend abhcbt. Die Ecken die ses Vestibüls bergen hohe Gruppen von Blattpflanzen. Rechts und links führen einige Stufen durch die von glänzenden Säulen gcbild.lcn Thore zu den daselbst liegenden Wohnungen. Diesmal bewohnen links die Damen Ihrer Majestät der Kai serin, rechts die Begleiter Sr. Majestät des Kaisers die Räume. Vor uns aber hören wir cs plätschern und rauschen und, etwas vorwärts gehend, sehen wir das prächtigste und lieblichste Treppenhaus, das man sich nur denken kann. Vogesensand- stcin ist hier zu den Säulen der Treppen verwendet; von oben fällt das Licht durch ein kunstvoll gemaltes Glasdach. Auch die in der oberen Etage des Treppenhauses befindlichen Fenster zeigen edle Glasmalerei. Auf dem ersten Treppenabsatz, da, wo sich die Treppe nach rechts und links thcilt, erhebt sich ein weites Marin vrbcckcn, über demselben ein mächtiges Arrange ment von Palmen und Blattpflanzen, einem tropischen Walde gleich; der städtische Gärtner der Orangerie, Herr Konz, hat die sämmtlichcn Blumendecorationcn mit feinem Geschmao auszuführcn verstanden. Ein mächtiger Löwenkopf speit hier silbcrklares Wasser, welches munter seinen Laus nimmt, rechts und links an der Treppe hinunter, über geschweifte Marmor- bccken plätschernde Kaskaden bildend. Die Nischen der Treppen aufgänge sind mit kunstvollen Vasen geschmückt. Nachdem die Treppen rechts und links noch einmal, zum dritten Mal, sich gewendet haben, treten wir auf den ringsum führenden breiten Gang, welcher von den Treppen durch prächtige Ballustraden getrennt ist. Diese Geländer sind mit Tnenliner und Veroneser Marmor abgcdcckt und tragen hohe Kandelaber aus weißer Tcrrakottamasse. Hohe Säulen reichen von der Ballustrade hinauf nach dem Lichtplafond; die Säulen sind durch Bogen mit einander verbunden und die oberen Felder gaben Raum zur Anbringung von sinnreichen Ornamenten und Figuren. Dieses Treppenhaus, gediegen und prächtig wie kein zweites, wird auch in diesen Tagen mit als GcsellschaslShaus, als Pal mengarten, benutzt werden. Hier wird ein reiches Büffet auf- geschlagen werden. Bon dem oberen Rundgang des Treppen hauses geht es auf der einen Seite direkt in ,die Fcsträume, auf der gegenüberliegenden in die Kaiserlichen Wohnräume. Die Festräumc bestehen aus einem kleinerem Vorsaal und aus einem einzigen, langgestreckten Prachtsaal, welcher die ganze Westseite des Palastes einnimmt; die Wohnräume des Kaifcr- paares nehmen die Ostseite ein. Der langgestreckte Festsaal hat drei Abtheilungen, welche durch je zwei mächtige Säulen aus Nassauer Marmor begrenzt sind. Diese Säulen bilden je drei Bogenöffnungcn, welche mit Portiären aus schwerem rothen Scidenplüsch mit blauer Passememrie abgeschlossen werden können. So erhält man dann den einen Theil als Vcisamm- lungssaal, den zweiten, mittleren, als Hauptfestsaal, den dritten als Speisesaal. Der Hauptfcstsaal ist in der Grundfarbe ebenso wie die Nebensäle in gelblichem Ton gehalten; die Wandflächen sind von gelbem Stuckmarmor. Die Decke rst reich ornamenlirt und vergoldet. Das einzige große Fenster, als Flügelthür gearbeitet, gegenüber dem Haupteingang, ist nach außen hin ausgcbaucht, und von da aus gelangt man durch die Fcnsterthür auf einen Balkon. In dem Bogen stehen 25 alldeutsche Stühle mit braunem Lederbezug. Von dem himmelblauen, mit goldenen Sternen bcsäctcn Plafond hängen vier riesige Kronleuchter herab. Die oberen Theile der Wände sind mir Sinnbildern und Ornamenten geschmückt. Die durch die Bogen mit dem Hauptfcstsaal in Verbindung stehenden Ncbensäle zeigen fortsetzcnd als Fußboden dasselbe glänzende Parquet. An den Schmalseiten der Ncbensäle sind Erker nusgcbaul, in denen Sophas stehen; die Nischen der Ncbensäle sind mit kostbaren Vascu ausgcfüllr. Wände, Decken sind ähnlich wie im Hauptsaal; auch hier hängen, aber in einer geraden Linie, je vier vcrgolbcte schmiedeeiserne Kron leuchter herab. Die Säle fassen gut 400 Personen, und in solcher Flucht findcr man wohl kaum in einem der anderen König! Schlösser so große, prächtige Festräumc. — Gegenüber beginnen die Kaiserlichen Gemächer mit dem großen Audicnz- saal. Derselbe liegt unter dem Kuppelbau des Hauptgebäudes und ist ebenfalls mit einem Kuppelgewölbe geschlossen. Rundum streben Maimoifäulcn empor. In der Kuppel ist ein buntes Oberlicht angebracht, von dem ein riesiger, den ganzen Kuppel- raum füllender, kostbarer, mit den Wappen der deutschen Staaten geschmückter Kronleuchter herabhängt. Das Parquet des Fußbodens ist mit purpurrolhcm Smyrna-Teppich verdeckt; n den Ecken sicht man Blumen-Dccorauonen, Sophas und Tische. Die Bezüge der Polstermöbcl sind Goldbrokat und blauer Seidcndamast. Das große Fenster gegenüber der Ein gangsthür zeigt ebenfalls Glasmalerei Auch dieses Fenster ist als Flügelthür eingerichtet, und hinaustrctend auf den ge räumigen Balkon werden Ihre Majestäten von hier aus morgen Abend den Fackelzug und die Huldigung des Volkes cntgegen- nchmen. Links von dem Audienzsaol liegen die Wohnräume des Kaisers, rechts die der Kaiserin. Dm ersteren bestehen aus einem Empfangssaal, einem Wohnzimmer, einem Arbeitszimmer und Schlafzimmer. Der Empfangssalon hat Tapeten und Polstermöbel von olivfarbencm Seidendamast. Die Einrich tung ist, wie in allen Wohnräumen des Palastes, gediegen und doch einfach. Es fehlt aber heute noch fast jeglicher Wandschmuck, es ist noch kein einziges Gemälde angebracht, an Nippessachen, welche die Wohnung erst komfortable machen, ist auch noch wenig angeschaffl, weil man Sr. Majestät dem Kaiser alle weiteren Anordnungen überläßt. Das Wohnzimmer, mit hohem Paneesopha und zwei Ecksophas ausgcstalict, ist mit purpurrothcm Seidcndamast bekleidet. Eichenholztäfclung zieht sich die untere Wandhälfte entlang. Hicr, wie allen an deren Wohnräumen, bedeckt das Parquett ein großer, dunkel- rother Smyrnatcppich. Das Arbeitszimmer des Kaisers ist in Eichenholz ausgcstatret; Wandbekleidung und Polstermöbel zeigen Gobelmstoffi. Ter Schreibtisch, mir blauem Stoff überzogen, steht dickt an der Fensternische. Von hier hat der Monarch einen herrlichen Blick über den weilen, imposanten Platz; die im Bau begriffenen Gebäude, Bibliothek und Lan- dcsausschußgebäude, stören zwar noch etwas, aber man sicht darüber hinweg noch der den Platz breit abschließenden Uni- veisilät dahinter die altehrwürdige Stadt mit dem rechts gelegenen Münster und im Hintergründe die dunklen Berge des Schwarz waldes, dcssen Konturen sich am sonnigen, hellblauen Himmel scharf abzeichnen. Ein zweites nach einer anderen Seile yinaus- gehendcs Fenster ist erkcrartig ausgebaut; in der Ecke in diesem Erker steht ein ruhebettartigcs Sopha. Auch das Ar beitszimmer ist in Eichcntäfclung gehalten; ebenso die Möbel. Das sich anschließende Schlafzimmer ist sehr einfach ausge stattet. Blumcngcmusterte Cretonne bildet Vorhänge und Be züge, das Bett ist ein Feldbett mit Messingstangcn, die übrige Einrichtung besteht aus Waschtoilctte, Kommode und Chaise longue. Dann kommt noch ein Ankleidezimmer, Badcraum und Zimmer für den Kammerdiener; die Säle sind sämmtlich mit Kronleuchiern versehen. Die rechts vom Audicnzsaal ge legene Wohnung Ihrer Majestät der Kaiserin ist ähnlich wie die des Kaisers eingerichtet und besteht aus ebensoviel Zim mern. Der EmpiangLsalon ist olivcntarbig dckorirt, das Wohnzimmer in himmelblauer Seide und Gold; die runden Tsche sind mit kostbaren altdeutsch gestickten Decken belegt; die Plafonds reich bemalt und ornamentirl. Das sich an schließende Arbeitszimmer der Kaiserin ist am edelsten von allen Räumen ausgestartet. Hier haben die Künstler Voll endetes geleistet an Anmuth, Farbenpracht und Gediegenheit. Gleich bei dem Eintritt fällt der Blick auf das nischenanig, in einem Bogen ausgcbaule Erkerfenster, welches mit schweren Uebcrgardinen verhangen ist; eine Ampel mit dunkclrosen- saibener Glasglocke hängt von dem Bogen herab. Die Felder der Wände sind mit blaßrosa Seidcndamast über zogen, von weißen Stäben mit Goldcinsassung umgeben. Die ebenfalls blassen Cipollino-Marmor-Säulcn der Erker harmoniren vortrefflich mit dem Totaleindruck. Von der Decke hängt ein silberner Kronleuchter mit reichem Krystallbchang; die Decke selbst gleicht dem geöffnete« Himmel. Engel in lieb lichster Gestalt schweben zwischen dem Blau und den weißen Wölkchen und spielen mit Blumenguirlandcn. Die vier Ecken des Plafonds füllen vier größere Bilder aus. Sie stellen die Thätigkeit der Hausfrau, die Mutterliebe, die Kunst im Hause und die Wohlthätigkeit dar. Der Kamin des Zimmers ist aus Paonazzo-Marmor. Uebringens dient derselbe cvenso wenig wie die kunstvollen Kamine der anderen Räume zum Heizen, denn der ganze Kaiscr-Pallast ist mit Central-Heizung und Zentral-Vcntilation versehen; die Kamine bilden hicr nur einen reichen Zimmerschmuck. Der große Smyrnatcppich, wel cher den Boden bedeckt, harmomrt mit den Farben des Zim mers. Dahinter über Ecke ein eben solcher Schrank in reicher Schnitzerei und Boule-Arbeit. Die gegenüberliegende Ecke füllt eine Chaiselongue aus; vor derselben ein Tischchen, darüber in der Ecke ein Spiegel. Die Fantasie-Möbel passen in ihrer dunklen Farbe vortrefflich in den Rahmen des Ganzen. — An dieses Arbeitszimmer schließen sich das einfache Schlaf zimmer und die übrigen Nebenräume. Die Einrichtung und Ausschmückung geschah unter der bewährten Leitung des Ge heimen Hosrathes Artelt, zu dessen Ressort die Verwaltung der Königlichen Schlösser gehört. Der große Zapfenstreich, welcher morgen Abend zu Ehren Ihrer Majestäten von den vereinigten Militär-Musikkapellen vor dem Kaiier-Palast dargebracht wird , setzt sich von der Esplanade aus m Bewegung; der Adjutant des Gouoerncments Hauptmann Hering, befehligt denselben. 400 Fackelträger be gleiten die Musikkorps. Das Musikprogramm ist folgendes: 1. Ouvertüre zur Oper „Rienzi" von Wagner. 2. Armee- Marsch Nr. 7 (1. Bataillon Garde 1806). 3 Fantasie aus )er Oper „Die Hugenotten" von M^yerbcer. 4. Armee-Marsch Nr. 9 (Herzog von Braunschweig). 5. Relraite, Zapfenstreich und Gebet. -1- * Das Rciscprogramm Ihrer Kaiseilichcn Majestäten für den Rest dieser Woche lautet folgendermaßen: Dienstag, 20. August: 4 Uhr 30 Minuccn Nachmitltags Ankunft aus Karlsruhe in Straßburg, Emp'ang durch eine Ehrenwache, aus dem Bahnhofe sind anwesend der Kaiserliche Statthalter Fürst Hohenlohe, der Staatssekretär, der Bezirks- Präsident, der commandircnde General, der Coinmandant. Fahrt durch die Stadt zum Kaiserpalast, wo das Kaiserpaar abstcigt. 7 Uhr kleines Diner bei den Majestäten. 8 Uhr 30 Minuten Zapfenstreich. Thcc Mittwoch, 21. August: Parade der Garnison. 1 Uhr Frühstückstastt bei ven Majestäten. 6 Uhr Diner beim Fürsten Hohenlohe. 9 Uhr Fest der Stadt Straßburg im Stadthaus. Donnerstag, 22. August: 1 Uhr Frückstück bei den Maje stäten. 7 Uhr 30 Min. Huldigung der Vereine der-Stadt vor dem Kaiserpalasi, Münsterbcleuchtuna. Freitag, 23. August: 8 Uhr 30 Min. früh Abreise von Straßburg, wobei dus.lbcn Personen auf dem Bahnhv'e an wesend sind, wie bei der Ankunft. 11 Uhr Ankunft in Metz; Emp'ang durch eine Ehrenwache, Begrüßung durch den Gou verneur, die Divisions-Commandeurc, Len Bczirkspräsidentcn, den Polizei-Direktor, den Bürgermeister. Fahrt durch die Stadt zum Absteigequartier im Bczirtrpräsidium, woselbst großer Empfang. 1 Uhr Frühstückstafel. 3 Uhr Grundsteinlegung zum Denkmal Sr. Maj. Kaiser Wilhelms I. 7 Uhr Mittagstafel bei den Majestäten. 8',^ Uhr Zapfen streich. Thee. 11 > Uhr Abfahrt durch das Fackclspalier der Vereine. 11 > z Uhr Abreise vom Hauptbahnhof. Sonnabend, 24. August: 9 Uhr früh Ankunft in Münster; aus dem Bahnhofe Empfang durch eine Ehrenwache, Begrüßung durch den kommandirendcn General, dcn Oberpräsidenten und Oberbürgermeister. Fahrt nach dem Schloß durch das Spalier der Kriegervereine, am Eingänge der Salzstraße kurze Ansprache. Absteigequartier im Schloß. Parade. Großer Empfang. 3 Uhr nachmittags Gesangsovation der Männergesangsvereine. 3i/z Uhr Fahrt nach der Fcsthalle am Ludgeriplatz zum Festmahl der Provinz Westfalen. 8 Uhr Fahrt zum Ballfest im Damen klub. Illumination der Stadt. 11'/z Uhr Abreise. Sonntag, 25. August: 8^ Uhr früh Ankunft in Pots- dam, Station Wildpark. T-agr-tztlriNAnr. Hohenstein, 21. August. Dcutschts Reich. Berlin, 19. August Vor einigen Tagen lief die Mittheilung durch die Zeitungen, daß Wißmann beabsichtigen solle, eine Cavallerie-Truppe zu schaffen, um den Feind nach den Innern verfolgen zu können, und zugleich dcn Versuch zu machen, das Pferd an der ostafrikanischen Küste zu acclimatisiren. Zugleich war gesagt worden, daß das javanische Pferd sich leichter acclimatisiren werde als ein anderes. Die Nachricht trat mit großer Bestimmtheit auf und die Idee hat ja auch etwas Bestechendes, da einmal auf diese Weise der sich nach dem Innern zurückzichende Feind hätte leichter ausgesucht werden können und zum anderen ein intenssantes Problem gelöst worden wäre. Ein solcher Plan hätte aber ernsthaft nicht bestehen können, nachdem cs sich früher herausgestellt hat , daß sich nur ein geringer Procent satz von eingeführtcn Pferden acclimatisirt, während der größere Theil nach geringer oder kürzerer Zeit verloren geht. Wenn Untersuchungen für die Verwendbarkeit des Pferdes stattzcfunden haben, so dürften sich dieselben vorläufig darauf bezogen haben, welche die durchschnittliche Lebensdauer eines Pferdes in Ostafrika ist. Wenn die Pferde erst nach etwa vier Wochen kränkeln und dann sterben, so läßt sich ja denken, daß in dieser Zeit durch eine berittene Truppe ein ent scheidender Schlag geschehen kann. Aber wie, wenn eine berittene Truppe im Innern innerhalb weniger Tage ihre Pferde verlieren sollte? Bietet denn das javanische Pferd eine Gewähr dafür, daß es nicht kränkelt? Nach dcn Erfahrungen, welche man mit der Einführung anderer Thicre aus den Tropen z. B. indischer Elcphanten, in Ostasrika gemacht hat, muß man billig daran zweifeln. Die eigemhümliche Seuche, der die Pferde in dcn fcuchtwarmen Strichen des tropischen Afrikas unterliegen, ist eine Art Milzbrand, welcher sehr an steckend ist. Etwa eine Woche nach Aufnahme des Giftes tritt ein Fieber ein, welches meist in wenigen Stunden den Tod hcrbciführt. In Südafrika hat man die Krankheit genauer beobachtet und sucht ihren Ausbruch durch prophylaktische Mittel, wenn auch häufig ohne Erfolg, zu verhindern. Ehe man sich also zu dem sehr kostspieligen und zweifelhaften Ver such entschließen würde, aus Java Pferde einzuführen, würde es sich vielleicht empfehlen, aus Südafrika diejenigen Thiere, welche die Seuche überstanden haben und als „salteck" einen gewissen Ruf besitzen, nach Ostafrika zu bringen. Auf der Insel Sauribas halten sich die Pferde übrigens besser als an der Küste und auf den Hochebenen des Innern, sofern si . über 5000 Fuß sich erheben, wird sogar Pferdezucht möglich sein. Ocstcrrcich-Ungarn. Budapest, 20. August. Der jüngst wieder aufgetauchle Gedanke einer österreichisch - deutschen Zollunion findet derzeit in dcn hiesigen Blättern eine gctheilte Meinung. Während das leitende Oppositionsblatt „Pcsti Naplo" in die Regierung dringt, ihren Einfluß mit aller Kraft gegen die österreichische Schutzzollpolitik zu Gunsten einer Zollvereinbarung mit Deutschland zur Geltung zu bringen, äußert der „Pester Lloyd", der ehemals ein Anhänger dieses Gedankens war, heute Bedenken, die Jndustriebewegung, welche in Ungarn gerade in dcn letzten Jahren zum Aufschwung kam, durch eine Aufhebung der Industrie-Zollschranken zu gefährden. Frankreich. Zu Paris hat am Sonntag das Festmahl stattgcfunden, welches die Stadt Paris für die Bürgermeister aus den Provinzgemcindcn veranstaltet hat. 13,000 Bürger meister halten sich zu demselben cingesundcn; außerdem waren der Präsident der Republik, die Abgeordneten, Senatoren, Minister, Präfeeten und zahlreiche sonstige Beamte, sowie die „Vertreter der Prcsse der ganzen Welt" geladen. Solche Fest lichkeiten haben immerhin eine Bedeutung, da Carnot es ver steht, die kleinen Bürgermeister zu behandeln und sie durch die Begeisterung für seine Person an die Republik zu ketten. Das Fest verlief außerordentlich glänzend: Außer 13,OM Bürger meistern nahmen an dem Festmahl im Industrie-Palast etwa 1M0 andere Gäste thcil. Die Tische waren im Schiff und in den Stockwerken des Palastes ausgestellt; 1000 Kellner und 15M Gehülfen bedienten. Alles ging rasch und glatt von statten, die Speisen kamen auf den Tisch und waren reichlich; man bekam außer der Suppe fünf F.sch- und Fleischgänge, Salat, Eis, Kaffee, Kuchen, dazu gab es vier Wcingattungen außer dem Champagner. — Das Ganze war eine hervorragende GastwirthSleistung. Am Ehrcntische saßen außer Carnot, Ti rard, Spuller, Frcycinct, General Saujsier u. s. w. die Bürger meister der beiden kleinsten Gemeinden Frankreichs, der Orte Woudhcrand und Brisscncurt. Beim Nachtische hielt Carnot eine längere Rede und sagte, nachdem er die Ausstellung be geistert gepriesen hatte, sie beweise, das die Republik dem fran zösischen Volke gestattet habe, seinen Rang rn der Welt wieder einzunchmen. „Wie stolz können mir auf sie sein, wie herzlich können wir den Völkern danken, die uns mit ihrer Sympathie unterstützt haben und zu dem Glanze dcS „größten Friedens- dcnkmals Europas" beitragen, w c man die Ausstellung im Auslände genannt hat. Sie ist nicht nur ihrer Natur nach ein FricdcnLdcnkmal, sic ist cs auch durch die Kundgebungen, zu der sie in der ganzen Wclr dcn Anlaß bietet. Unsere frem den Gäste nehmen Erinnerungen und Sympathien mit, die ein unter die Völker ausgesälcr Keim von Freundschaften sind, welche vielleicht dauerhafter sein werden als Bündnißverträge und nur zu E ntracht und Frieden auiblühcn werden. Nancy, 20. August. Der Orient - Exprcßzug ist nahe Trouard in Folge eines Zusammenstoßes mit einem Gmer- zuge entgleist, Niemand wurde verletze. Empfang des Kaiserpaares in Stratzbnrg. 6 Uhr 50 Min. Nachm. Nicht mit dcr sonst bei uns gepflegten mitilärischcn Pünktlichkeit, sondern mit 40 Minuten Verspätung traf dcr Kaiserzug im hiesigen Bahnhof ein. Hierdurch hatte der Himmel Zeit gewonnen, sein regen- drohendes Wolkcnkleid abzulcgcn und ein wahrhaftiges Kaiserwetter zu prästircu. Der Kaiser und die Kaiserin be-
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