Reinhard Mocek Der Naturphilosoph Carl Gustav Carus Das philosophische Erbe fügt sich nicht immer nahtlos unseren Erwartungen ein. Vornehmlich dann, wenn die Größe der betrachteten Persönlichkeit in der Ge schichte unbestritten ist, mag dem Histori ker die Interpretation solcher Divergenz schwerfallen. Carl Gustav Carus’ philoso phisches Lebenswerk scheint ganz auf die ser Ebene zu liegen. Dabei fällt auf, daß von seinen naturtheoretischen und natur philosophischen Auffassungen in der Re gel am wenigsten die Rede ist, wenn der Zeitgeist sich seiner erinnert - stets dann, wenn sich das Geburts- oder Sterbedatum rundet, die von ihm wesentlich mit inaugu rierten, zumindest beeinflußten wissen schaftlichen Gesellschaften und Institutio nen wie die Leopoldina oder die Versamm lungen der Gesellschaft Deutscher Natur forscher und Ärzte, rückblickend die wis senschaftliche und weltanschauliche Trag weite ihrer Einrichtungen bilanzieren. 1 Aber auch dann geschieht dies selektiv, eher referierend als kritisch analysierend. 2 Die Gründe dafür sind scheinbar leicht auszumachen. |1alur und Jdre i'frr 5(15 3T*cröcnöf und fein «ine WtunMaa« f®* fptciellt 'lioturaifftnfc&afi. Hr. Catl <euftuo.€nni9, in m» WM« Ö*n. *tx. iK-r, *n» üüJrt«! mir» rar irmtmtuctnt Vlatm *<« !»«>** «• »«* Win, l»l. beim #ia«mällf I » ♦e**nMawKn Titelblatt des näturphilosophischen Hauptwerkes von Carl Gustav Carus Zunächst ist es die verblüffende Tatsache, daß das naturphilosophische Hauptwerk von Carus - „Natur und Idee oder das Werdende und sein Gesetz“ - sage und schreibe im Jahre 1861 erschie nen ist; wobei das Verblüffende eben daraus erhellt, daß Carus in diesem Werk eine späte Fassung der romantischen Naturphilosophie vorlegt, zu einer Zeit, die sich doch längst von den Werken eines Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (1775-1854), Lorenz Oken (1779-1851) oder Henrich Steffens (1773-1845) verabschiedet hatte. Ein weiterer Grund besteht in der für naturwissenschaftlich intendiertes Traditionsbewußtsein l