Carl Gustav Carus als Geburtshelfer und Director des Königlich-Sächsischen Entbindungsinstitutes an der Königlich-chirurgisch-medicinischen Akademie in Dresden 1814-1827
Bodo Sarembe Carl Gustav Carus als Geburtshelfer und Director des Königlich- Sächsischen Entbindungsinstitutes Elfjährig wurde Carl Gustav Carus in die Leipziger Thomasschule aufgenommen und bereits am 21. April 1804 an der Artistenfakultät dortiger Universität eingeschrieben. Er belegte Naturwis senschaften und Philosophie. 1805 fiel die Entscheidung zur Aufnahme des Medizinstudiums. Zum Osterfest 1806 begann Carus das Studium der Anatomie bei Johann Christian Rosenmüller (1771-1820) und vertiefte sein Wissen durch vergleichend-anatomische Studien und Präparier- übungen. 1809, im Jahre des vierhundertjährigen Bestehens der Alma mater Lipsiensis, nahm er seine klinischen Studien auf. Nach einem Jahr übernahm der Geburtshelfer und Director* des Trierschen Entbindungsinstitutes in Leipzig, Johann Christian Jörg (1779-1856) Carus als Ama- nuensis in seine Allgemeinpraxis. Es ist anzunehmen, daß zu dieser Zeit in Carus die Begeisterung und Liebe zu seiner späteren Berufswahl hervorgerufen wurde. Das Jahr 1811 war für Carus besonders bedeutsam. Erpromo- vierte zum Doctor der Philosophie und wurde Magister der freien Künste 1 . Mit der Dissertation „specimen biologiae generalis“ habilitierte er sich im gleichen Jahr. Damit konnte er Vorlesungen als Privatdozent halten. Der Inhalt der Lehrveranstaltungen beschäftigte sich mit der Verglei chenden Anatomie. Zur gleichen Zeit begann Carus seine Tätigkeit als Assistent am Trierschen Entbindungsinstitut. Am 20. Dezember wurde er von der Medizinischen Fakultät zum Doctor der Medicin promoviert. Der Inhalt der Arbeit beschäftigte sich mit dem Krankheitsbild „de uteri rheumatismo“. Danach erhielt er die Vollaprobation, die ihn zur selbständigen Ausübung des ärztlichen Berufes berechtigte. Um den so überaus erfolgreichen Ablauf des Jahres 1811 zu vervollständigen, hatte er einige Monate vorher seine früh geliebte, um fünf Jahre ältere und im elterlichen Haus lebende Ver wandte Caroline Carus (1784-1859), eine Halbschwester seines Vaters, geheiratet 2 . Zu dieser Zeit bereitete sich Napoleon Bonaparte (1769-1821) in Dresden auf den Rußlandfeldzug vor. Die Wirren der Napoleonischen Kriege verschlechterten die wirtschaftliche Situation in Sachsen und beeinflußten nachhaltig das Leben im Hause Carus. Der Vater kam in wirtschaftliche Schwierig keiten. Die Anzahl der zahlenden Hörer in der Vorlesung von Carl Gustav Carus war klein. 1813 kam die geschlagene französische Armee nach Leipzig. Beinahe wäre Carus Wundarzt bei den Deutschen auf dem Schlachtfeld bei Lützen geworden. Er hatte aber außer seinem patriotischen Enthusiasmus keinerlei praktische Kenntnisse in der Wundarzneikunde. Der Sieg des französi schen Kaisers und der Einzug des französischen Armeecorps unter Führung von Marschall Ney in Leipzig verhinderten seinen Einsatz bei den kämpfenden deutschen Truppen. Dafür wurde er Leiter eines französischen Militärspitals, das seinen Standort am Rande des Leipziger Rosenthaies * Der Autor verwendet absichtlich, auch außerhalb von Zitaten, die zeitgen. Schreibweise - d. Red.