DRESDNER HEFTE 23 Nach der Wittenberger Kapitulation 1547, in der sein ernestinischer Vetter dem Verlust der Kurwürde und großer Teile des emestinischen Kurstaates zustimmen mußte, begrün dete er das albertinische Kurfürstentum Sachsen. Damit begann ein neuer Abschnitt in der sächsischen Geschichte. Im Ergebnis des Schmalkaldischen Krieges entstand 1547 in versuchter Anknüpfung an die territorialstaatlichen Zustände von vor 1482/1485 das albertinische Kurfürstentum Sachsen. Im Naumburger Vertrag 1554 erlangte es seine endgültige territoriale Abgrenzung von den Gebieten der emestinischen Wettiner. Damit begann eine bis Anfang des 19. Jahr hunderts reichende Phase der Ausbildung, Konsolidierung und versuchten Erweiterung eines feudalen Flächenstaates in der Mitte Deutschlands, der wesentliche Seiten der gesell schaftlichen Entwicklung in der Geschichte des deutschen Volkes beeinflußte. Ein erster wichtiger Entwicklungsabschnitt liegt für Kursachsen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Er ist mit dem Namen der Kurfürsten Moritz und August verbunden. Mit ihnen zeichnete sich zugleich der gesellschaftliche Wandel der Landesherrschaft im Reformationszeitalter zu einem frühen Absolutismus ab. Nach 1550 entwickelte sich das albertinische Kurfürstentum Sachsen zur Führungsmacht der protestantischen Reichs stände. Marksteine auf diesem Wege waren der Augsburgische Religionsfrieden 1555, der Vollzug der Reichsacht gegen Wilhelm von Grumbach (1503—1567) und Herzog Johann Friedrich dem Mittleren von Sachsen (1529—1595) im Jahre 1567, Konkordienformel 1577 und Konkordienbuch 1580 als Vereinheitlichung des lutherischen Bekenntnisses im Sinne einer orthodoxen Glaubensauslegung. Die wettinischen Kurfürsten seit August fühlten sich als Bewahrer der lutherisch-evangelischen Tradition. Das orthodoxe Luthertum konnte auf diese Weise im Ursprungsland des Protestantismus bis weit in das 18. Jahrhundert hinein wirken und die Rolle Kursachsens als führende Macht des europäischen Protestan tismus bewahren. In diesem Sinne bestimmten beispielsweise Matthias Hoe von Hoenegg (1580-1645) und Valentin Ernst Löscher (1673-1749) als Oberhofprediger in Dresden das kirchliche und damit auch wesentlich das geistige Leben. Der politische Aufstieg Kursachsens im Reich hatte in einer bemerkenswerten wirtschaft lichen, staatlichen und kulturellen Entwicklung seine unverwechselbaren Grundlagen.