47 nicht in dem bisherigen Tempo. Der nun erreichte materielle Stand und der Wegfall bisheriger Grenzen durch die Eingemeindung ermöglichte neue Lösungen, so die Bildung der V. Katho lischen Bezirksschule Leisniger Straße 76, der selbständigen V. Fortbildungsschule an der Osterbergstraße, der V. Mädchenfortbildungsschule an der Wurzener Straße 5 und der V. Hilfsschule ebenfalls an der Osterbergstraße. 15 Einblicke in das Unterrichtsgeschehen von 1855-1861, in den Schüler- und Lehreralltag der kleinen Gemeinde am Rande der Residenzstadt Dresden gewährten regelmäßige und sorgfäl tige Eintragungen des Lehrers Mohn in sein Berichtsheft oder „Lectionsbuch“, wie es bei ihm hieß. Als Unterrichtsgegenstände nannte er: „Bibel- und Catechismuserklärungen, Biblische und Kirchengeschichte, Realien, Rechnen, Deutsche Sprach- und Schreibkunde, Singen . ..“. In einer Rubrik „Bemerkungen“ trug der Lehrer besondere schulische Ereignisse, Aufträge oder V erpflichtungen gegenüber der Gemeinde oder Kirche ein. Die Kinder hatten die vorgeschrie benen-vor allen Dingen religiösen - Texte, Choräle und Feierlieder, die in dieser Zeit sehr zahlreich im Lehrplan aufgenommen waren, zu lernen. Kockel verweist auf ein Minimum des Memorienstoffes, der 150 Sprüche, 22 Kirchenlieder und 35 Choralmelodien umfaßte. 16 Sie sollten so fest eingeprägt werden, daß die Schüler später in jeder Lebenslage im Glauben moralischen Halt finden konnten. Alle Unterrichtsgebiete zielten auf die Erziehung eines folgsamen, an Ein- und Unterordnung gewöhnten und gottesfürchtigen Schüler ab. Darauf war Auswahl und Erläuterung der Sachgebiete in allen Fächern gerichtet. Themen waren z. B. : ■ • • Der gute Mensch nähret sich durch seiner Hände Arbeit (12. Woche 1855, Unter-Classe) oder: Das 2. Gebot, Fluchen, Fortsetzung über das Schwören (19. + 20. Woche 1855, Ober- Classe) In den Realien wurden in der Oberklasse z.B. geographische Kenntnisse vermitteln: das öst liche Hochland Deutschlands, die Hauptflüsse, sein Klima, Geographisches von Palästina, sein Name, sein Ursprung; oder in Naturgeschichte: der Hund, das Mineralreich, Erden und Steine (19.-23. Woche 1855), In der Unterklasse: die Sonne als Wärmespenderin, der Mond, die Kuh (20. Woche 1855). Auch die Geschichte der gekrönten Häupter kommt nicht zu kurz; so wurde in der Ober klasse behandelt: das Königreich Bayern, das Königreich Württemberg, Herzogtum Nassau . .. Königreich Hannover, die alten Sorben, Albrecht der Stolze, Dietrich der Bedrängte, Heinrich der Erlauchte . . . (28.-47. Woche 1855, Ober-Classe), die Wichtigsten der nichterblichen Mark grafen von 928-1127 bis Conrad von Wettin (17. Woche 1861).. . Lehrer Mohn vermerkte das Fortschreiten im Rechenbuch, in Deutscher Sprache und Schreibkunde die religiösen Memo rierstoffe bzw. Stoffe aus den Realien. Im Singen wurden Volkslieder und Choräle eingeübt. Der Lehrer beherrschte in der Regel ein Musikinstrument wie Orgel, Geige, Harmonium. In den Eintragungen von 1857 finden sich neben anderen Liedern „Fliehet aus dem vollen Leben Herr, wie Du willst...“, „Grabgesänge“. Unter „Bemerkungen“ ist durch Lehrer Mohn eingetragen: in der 5. Woche Donnerstag „Leichensingen“, „Freitag ebenfalls“, 6. Woche: „Dienstag und Freitag Leichensingen“, 7. Woche: „Sonntag 2 Leichen“ ... 17 Leichensingen war eine wichtige Aufgabe. Meistens wurde der Lehrer durch den Kaditzer Pfarrer beauftragt, bei diesen Gelegenheiten mit den Kindern zu singen. Erfüllte einerseits der