100 Ulf-Norbert Funke Karl August Lingner. Leben und Werk eines gemeinnützigen Großindustriellen B-Edition Dresden 1996, 142 Seiten Der Medizinhistoriker Ulf-Norbert Funke legte unlängst ein Werk zu dem sozial engagierten Industriellen Karl August Lingner vor. Diese kleine Schrift ist Auftakt einer neuen Dresden- Reihe des Heimat- und Kunstverlages B-Edition Dresden, die sich unter dem Titel »Dresdner Monographien« mit Frauen und Männern beschäftigen will, die in der Elbestadt und darüber hinaus Bedeutung erlangten. 1885 kam Lingner nach Dresden, betrieb ein winziges technisches Geschäft und profilierte die Firma später zur Herstellung chemisch-pharmazeutischer Erzeugnisse. Groß war sein Erfolg mit dem antiseptischen Mundwasser Odol, der ihn zum Großindustriellen werden ließ. Mit seinen wirtschaftlichen Erfolgen entfaltete Lingner mit Beginn des 20. Jahrhunderts auf meh reren Gebieten soziale und hygienische Aktivitäten. Er gründete unter anderem die Kinder poliklinik mit Säuglingsheim in Dresden-Johannstadt, eine Zentralstelle für Zahnhygiene, eine Öffentliche Zentralstelle für Desinfektion und das Sächsische Serumwerk. Mit der Dresdner Lesehalle schuf er die erste wissenschaftliche Bibliothek der Stadt. Ohne Lingner hätte es 1911 in Dresden keine Internationale Hygiene-Ausstellung gegeben und keine Gründung eines Hygiene-Museums. Der Stadt vermachte er nach seinem Tode 1916 seine Villa Stockhausen, eines der drei Elbschlösser bei Loschwitz. Der Verfasser hat akribisch recherchiert, vor allem über Lingners gemeinnütziges Wirken eine Fülle detailierter Fakten zusammengetragen, und manches dabei herausgefunden, was dem herkömmlichen Lingner-Bild neue Seiten hinzufügt. Bedauerlicherweise bleibt die Persön lichkeit auffällig blaß, die Motive seines Handelns liegen meist im Dunkeln. Dieser Umstand ist sicher der Tatsache geschuldet, daß das Manuskript als Dissertation und eben nicht als literarische Biographie entstand. Volker Ruhland