47 Dresdner! Ivinfct cinl)ctmifd|c Biere! Ocibanö der Brauereien non Dresden und Umgeb. BD. Anzeige aus den 20er Jahren, gerichtet gegen böhmisches Bier und Waren kamen aber auch zahlreiche Menschen aus dem Nachbarland nach Dresden. In Notzeiten versuchten viele Menschen, dem Elend in Böhmen 32 » durch Auswanderung nach Sachsen zu entgehen. Im Jahre 1907 lebten in Dresden etwa 18000 Einwanderer aus Österreich- Ungarn, von denen 80% aus Böhmen stammten. 33 » Aus dem deutschsprachigen Nordböhmen (Orte bis 20 km von der Grenze entfernt) waren mit 7500 Personen mehr Menschen in die Elbestadt gezogen als aus allen anderen Staaten des Auslandes zusammen. Auffallend ist das Uberwiegen weiblicher Zuwanderer, die wohl als Dienstmägde in den vornehmen Wohnvier teln oder in der starken Dresdner »Frauenindustrie« (Zigaretten-, Süßwarenindustrie, Stroh- flechterei) Beschäftigung fanden. Die größte Gruppe unter den fremdsprachigen Ausländern waren um 1900 mit etwa 2600 Personen die Tschechen. Sie waren vor allem als Dienstboten und Arbeiter (hier besonders als Schneider- und Schuhmachergesellen) tätig. Unterschiede im politischen und sozialen Verhalten, in Wesensart und Lebenserfahrung zu den Deutschen führten besonders »seit dem Aufkommen des Nationalitätenkampfes in Österreich« zu einem gespannten Verhältnis beider Nationalitäten. 34 » Hier wiederholte sich im kleinen, was sich im benachbarten Böhmen im großen vollzog. Die nationalen Gegensätze, die in aller Schärfe erst mals am Beginn der Hochindustrialisierung aufgebrochen waren, führten in dieser Zeit bereits ein Eigenleben. Zurück zur durchlässigen Grenze Bei der Suche nach den Ursachen dieser Entwicklung wird man, neben ungelösten inneren Problemen im Staatssystem der Habsburgermonarchie, auch Kritik an der zeitweise unge bremsten industriellen Entwicklung Nordböhmens anmelden müssen. Wenn innerhalb weniger Jahre unter katastrophalen sozialen Verhältnissen ganze Industriegebiete fast aus dem Nichts entstanden, waren schwere soziale Verwerfungen eine zwangsläufige Folge. Da dies noch mit einem massenhaften Zuzug von Menschen fremder Nationalität verbunden war, entstand aus dem sozialen bald ein nationaler Sprengsatz. Dresdner Unternehmen und Banken waren hieran nicht unbeteiligt. Neben ihrem direkten Engagement in Böhmen nutzten sie auch die