4 Machtkampf zwischen den Premysliden aus; es handelte sich um die in zwei Linien gespal tenen zwei Söhne Vratislavs - um Vladislav I. und Sobeslav I., von denen sich noch die Söhne Depolds I. abspalteten. 4 * In der Ehepolitik wandten sich nach und nach alle diese Zweige an die westlich und nordwestlich von der böhmischen Grenze lebenden Familien im Reich. So suchten sie nach einem Ausgleich mit den dynastischen Bindungen mit den polnischen Piasten, den ungarischen Arpaden, den österreichischen Babenbergern oder den Grafen von Bogen. Die Herrschaft Sobeslavs I. (1125 -1140) korrespondiert mit der Zeit des bedeutsamen Macht aufstiegs der Wettiner unter dem Markgrafen Konrad dem Großen. Während Sobeslav I. seine Stellung im Kampf mit dem römischen König Lothar III. behaupten mußte, kam gerade Konrad in dessen Diensten zu Reichtum. Dessen Tochter Sophie ehelichte um das Jahr 1126 Sobeslavs Sohn Ulrich, der am Hofe Friedrich Barbarossas lebte, während in Böhmen sein Vet ter VladislavII. (1140-1172), regierte. Auch für ihn waren die Kontakte mit den mächtigen Familien im Reich hochwichtig, und daher bewarb er sich nach dem Ableben seiner ersten Ehegattin Gertrude von Babenberg um die Hand der Judith von Thüringen. In den verwandt schaftlichen Beziehungen beider Familien ersetzte er so Ulrich, dessen erste Frau Judiths Schwester war. 5 * Vladislavs Interessen im Reich waren nach den engen Kontakten mit Fried rich Barbarossa ausgerichtet, von dem er im Jahre 1158 zum zweiten Mal in der böhmischen Geschichte der Königstitel erhalten hatte. Auch er suchte Annäherung an die Markgrafen von Meißen, was sich in den Eheschließungen äußerte. An dieser Stelle ist aber eine kleine Anmerkung zur Situation am böhmischen Hof angebracht. König Vladislav II. verzichtete nämlich im Jahre 1172 wegen der sich steigernden Unstim migkeiten mit Friedrich Barbarossa auf den Thron und lebte fortan auf den Gütern seiner Thüringer Ehefrau. Zugleich suchte er seinem ältesten Sohn Friedrich eine ungehinderte Thron besteigung zu ermöglichen. Diesem Vorhaben widersprach jedoch der Kaiser und übergab die Regierung dem Sohn Sobeslavs I., dem uns bereits bekannten Ulrich, der lange im Exil und in Barbarossas Diensten gelebt hatte. Herzog Ulrich war sich aber der Unhaltbarkeit einer sol chen in Böhmen schwerlich akzeptablen Einsetzung bewußt; daher übergab er die Herrschaft lieber seinem ältesten Bruder, dem jahrelang eingekerkerten Sobeslav II. (1173-1178). Trotz des Strebens nach Stabilisierung der Herrschaft unterlag auch er schließlich den dynastischen Pressionen. An die Spitze des Herzogtums rang sich aber der bereits von seinem Vater desi gnierte Friedrich (1178-89) durch, dem bald ein Widersacher im mährischen Prelysliden, Konrad Otto, ebenso wie in seinem Vetter, dem Prager Bischof Heinrich Bretislav, gegenüber trat. Alle wollten nach und nach böhmische Herzöge sein, und alle bemühten sich um die Unterstützung des römischen Königs, was die Staufer zu nutzen suchten, um das Herzogtum Böhmen zu schwächen beziehungsweise botmäßig zu machen. In diesem unübersichtlichen Gewirr von Ereignissen, Intrigen und Kämpfen war auch der jüngere Sohn Vladislavs II., Premysl, gezwungen, das Land zu verlassen. Er fand am Hofe Ottos von Meißen gastliche Aufnahme. Ottos Sohn Albrecht der Stolze (1190-1195) war nämlich Ehegatte der Pf emyslidin Sophie, der Tochter des mehrere Jahre älteren Bruders Premyslis Friedrich. Am Hofe zu Meißen verliebte sich der junge Premyslide in Albrechts