47 und Naturheilkunde sei als eine Selbstverständlichkeit notwendig, und zwar einzig und allein im Interesse der Gesundheitsführung des deutschen Volkes ... Wir wollen und erstreben ein Schaffen und Wirken, wie es ... im Rudolf-Heß-Krankenhaus in Dresden schon seit langem in Erscheinung getreten ist ... Diese Fortbildungsschule wird als wesentlicher Bestandteil in die Dresdner Akademie einbezogen werden. Die Lehrgänge an der Fortbildungsschule gehören in die Pflichtfortbildung, während sämtliche übrigen Veranstaltungen der Akademie fakultativ und damit für die internationale Beteiligung freigestellt sind ...«. 211 Mit der »Neuen Deutschen Heilkunde« - übrigens ein Begriff, der bereits seit 1929 als Beschreibung einer angestrebten Synthese von Schulmedizin und Außenseitermethoden in Gebrauch war - wurde nach 1933 in letzter Konsequenz die Aufgabe der Medizin formu liert, ein starkes gesundes Geschlecht durch Förderung und Stählung der Eigenkräfte des Organismus zu schaffen. Das bedeutete die Ausmerzung Erbkranker, die Pflege des Star ken und Gesunden durch Hinführung zu naturgemäßer Lebensweise, eine stark prophylak tisch ausgerichtete Medizin, die nicht Schonung, sondern Übung und Aktivität sowie den Gesundheitswillen fördern sollte. Dementsprechend erging an die Ärzte die Aufforderung, sich mit Naturheilverfahren, Homöopathie und anderen Außenseitermethoden zu beschäf tigen und entsprechenden Vereinen beizutreten. Dresden sollte — mit dem Hygiene- Museum, der Staatsakademie für Rassen- und Gesundheitspflege und einem geplanten »Biologischen Zentralkrankenhaus« - zum Zentrum der Propagierung der »Neuen Deut schen Heilkunde« avancieren. Am 5. Juli 1934 wurde im Krankenhaus Dresden-Johannstadt - dessen Umbenennung in »Rudolf-Heß-Krankenhaus« am 16. November der Rat der Stadt Dresden endgültig beschloß - der neue Chefarzt Hermann Jensen, bereits seit den 20er Jahren NSDAP- Mitglied und Mitbegründer des »Mutterhauses der Braunen Schwestern« in Hannover, feierlich eingewiesen und verpflichtet. Damit wurde der Grundstein für den Aufbau einer »ärztlichen Forschungsanstalt für natürliche Heilweise« gelegt, die gleichzeitig als Fortbil dungsstätte dienen sollte und der zugleich die als »Mutterhaus der Braunen Schwestern« wiedereröffnete Schwesternschule ab 1. Juli 1934 unterstellt wurde. Reichsärzteführer Ger hard Wagner (1888-1939), der der Initiator dieser Einrichtung gewesen sein soll und zunächst das noch weiter gesteckte Ziel verfolgt hatte, das Rudolf-Heß-Krankenhaus ge meinsam mit der Staatsakademie für Rassen- und Gesundheitspflege zu einem Zentrum der »Rassenpflege und Konstitutionsforschung« auszurichten 221 , nahm selbst die Einweisung und Verpflichtung des Chefarztes vor. Bei der »Machtübernahme durch den Nationalso zialismus« - so Wagner - wäre deutlich zutage getreten, »daß nicht überall das Vertrauen zu den Ärzten und den Schulmedizinern vorhanden war und die Naturheilmethoden immer mehr Anhänger gewannen. Wenn der deutsche Arzt aber auf dem Gebiete der Volksgesundheit und der Rassenhygiene führend sein wolle, so müsse er das Vertrauen des Volkes haben. Neben seiner fachwissenschaftlichen Ausbildung müsse die notwendige weltanschauliche und biologische Ausbildung treten. Vor allem müsse die Ehrfurcht vor den Heilkräften der Natur wieder aufkommen«. 231 Die Umgestaltung zum »Biologischen