71 Erstürmung der Post zu Dresden am 9.5.1849, Litho men witzelt. Der König ist geflüchtet, preußische Regimenter sind mit dem Dampfroß im Anmarsch - Überzeugungen brauchen jetzt Nerven. Bakunin bietet am 5. Mai der proviso rischen Regierung seine Dienste an und übernimmt Anteile von der militärischen Füh rung. 10 * Ruhig und kaltblütig ist er bis zum 9. Mai auf seinem Posten, kommt kaum zum Schlafen und dirigiert die Verteidigung. Vom Rathaus aus steuert er zeitweise auch die Ver teilung von Waffen, Munition und Lebensmitteln. Überliefert sind humoriger Umgang mit dem Aufstand ebenso wie bizarre Vorschläge an die provisorische Regierung - bei der Nie derlage solle man das Rathaus sprengen: mit allen Insassen! — Bakunin organisiert am Ende mit Geschick den Abzug von 1 800 Aufständischen nach Böhmen. Seine eigene Flucht endet in den Armen braver Chemnitzer Bürger, die ihn mit Heubner, einem Mitglied der provisorischen Regierung, aus dem Schlaf heraus arretieren - vielleicht um des Kopfgeldes willen, das die russische Regierung auf den Kopf des Aufrührers ausgesetzt hat. Bakunins Odyssee beginnt. Umgehend wurde er nach Dresden gebracht und preußischen Truppen übergeben. Die Repressalien und schlimmen Quälereien der anderen Gefangenen mußte Bakunin nicht erlei den. Sein vermeintlicher Führungsstatus schützt ihn ebenso, wie die Gelassenheit des riesigen Mannes vom Gegner mit Respekt quittiert wird. Bakunin kommt auf den Königstein. Lange Verhöre beginnen. Er darf korrespondieren (unter Zensur), lesen, Englisch lernen. Das Todesurteil vom Januar 1850 wird wie bei Röckel in lebenslanges Zuchthaus umgewandelt.