17 am 28. Februar anordnete: »Die Monatskarten der Straßenbahn für Februar gelten auch für März«. 42) Inzwischen bemühten sich die Angestellten der Dresdner Straßenbahn AG und Einheiten der Technischen Nothilfe, das Streckennetz stückweise auszudehnen. Aber wie kurz waren diese so mühsam wiedergewonnenen Verbindungen im Vergleich zum ehemaligen Netz! Wieviel größer war der Bedarf, als die wenigen geretteten Wagen transportieren konnten! Als Ende März die Bezirksverwaltung VI drängte, wenigstens ein Teilstück einer Linie in Coschütz oder Plauen instand zu setzen 43 *, was nach mühevollen Arbeiten am 6. April gelungen war 441 , konnten die Bewohner der westlichen Vorstädte das kleine Stück Nahverkehr nicht lange nut zen: »Leider sind durch den schweren Terrorangriff am 17.4.45 in der Nähe des Bismarck turmes sowohl im Gleisbau als auch an der Oberleitung Schäden entstanden«, mußte die Be zirksverwaltung mitteilen, »und bedauerlicherweise ist diesem Angriff auch ein schöner neuer Straßenbahnwagen zum Opfer gefallen.« 431 Es waren wieder amerikanische Bomber, die am 17. April, drei Wochen vor dem Ende des Krie ges, einen der schwersten Luftangriffe gegen Dresden flogen. Am Lag vorher hatten die sowjeti schen Truppen ihre Offensive gegen Berlin begonnen und stießen dabei über die Neiße auch in Richtung Dresden vor. Die Alliierten rückten in die westlichen Gebiete Sachsens ein, bedrohten Leipzig. Tag für Tag waren vor allem amerikanische Flugzeuge im Einsatz, heulten nun in Dres den die wenigen wiederhergestellten Sirenen: je sechsmal zwang das Signal »Öffentliche Luftwar nung« am 14. und 15. April, die Keller aufzusuchen oder zumindest auf das Schlimmste gefaßt zu sein. Am 16. April waren es gar sieben Alarme. 46 ’ Am Tag darauf fielen wieder Sprengbom ben auf Dresden, mehr als bei jedem der vorhergehenden Luftangriffe. »Weißt Du, das Leben ist so ganz anders geworden seit dem grausamen Terror«, schrieb eine ältere Dresdnerin. »Abgesehen von der vielen Arbeit, die es anschließend gab, und was sonst an Mißständen, so ist man seitdem ein ewig aufgeregter Mensch, lebend in fortgesetzter Angst von morgens bis abends, von abends bis morgens.« 47 ’ Während die Bomben den Dresdnern die Heimatstadt nahmen, brach das Dritte Reich unter der militärischen Übermacht der von ihm überfallenen Nationen und Länder zusammen. Drei Wochen noch sollten vergehen, ehe am Tag der deutschen Kapitulation sowjetische Truppen in die Stadt einmarschierten. »Deutschland kommt mir vor wie wahnsinnig. Heute 2mal Voralarm, ... Aber das Radio singt: >In der Heimat ist es schön.< Eben der Wehrmachtsbericht: Überall Siege der Deutschen, aber merkwürdigerweise kommt der Feind immer näher. ... Jeder blühende Strauch, jede Frühlingsblume tut einem weh. Gestern kaufte ich mir einen Sommerhut, es kam mir vor wie der reinste Hohn. Sommerhut? Was wird mit uns sein, wenn Sommer ist?« 48 ’ Anmerkungen 11 Stadtarchiv Dresden (StAD), Bezirksverwaltung VI, DI.17 - Bericht 12. Stadtbezirk, 22. 3.1943 2) StAD, Bezirksverwaltung VI, DI. 17 - Bericht Kreisstelle Plauen, 22. 3.1945 31 StAD, Gittersee, AIV.4 - Lagebericht, 27.2.1945 4) Archiv IG »13. Februar 1945« e.V. - Brief, Reichstädt, 26. 2.1945 51 »Der Freiheitskampf«, 23.7.1941 61 StAD, Gittersee, AIV.4 - Lagebericht, 27.2.1945