92 Traditionen. Bisher ist in Sachsen wenig bekannt, ob und wie die im Laufe der eigenen Soziali sation erworbenen Wertvorstellungen, Verhaltensnormen, Kenntnisse und Fähigkeiten der ver triebenen Deutschen in den nicht ausgebliebenen Auseinandersetzungen mit der alteingesessenen Bevölkerung der fremden Aufnahmegesellschaft sowie innerhalb eines altersbedingten Neufm- dungsprozesses des einzelnen Bestand hatten. Auch die Vertriebenen, die sich in Dresden ansie deln durften, kamen nicht aus einem grundsätzlich fremden, aber wohl doch aus einem anderen Sprach- und Kulturkreis, und sie mußten sich als oftmals unwillkommene Mitbürger inmitten der Kriegsfolgen in einer an Mentalitäten und Verhaltensmustern sowie auch konfessionell anderen Welt zurechtfinden. Ende Dezember 1946 hatten (nach bisher keinesfalls endgültig gesicherten Angaben) 14 715 »fremde« Deutsche aus der Tschechoslowakei, aus Gebieten östlich von Oder und Lausitzer Neiße (insbesondere aus Schlesien), aus dem Gebiet um Königsberg und aus Jugoslawien eine feste Ansiedlung in Dresden gefunden (ca. 3,5 Prozent der Einwohnerschaft). Infolge der großen Zerstörung der Stadt erhielten die meisten der aus den Quarantänelagern entlassenen Familien im Landkreis Dresden Wohnraum. Anmerkungen 11 Fisch, B.: Die Oder-Neiße-Grenze, Folge der deutsch-sowjetischen Verträge von 1939, in: Geschichte - Erziehung - Politik, Heft 4/1993, S. 245. 21 Brandes, D.: »Eine verspätete tschechische Alter native zum Münchner >Diktat>«, in: Vierteljahres hefte für Zeitgeschichte, Heft 2/1994, S. 238 bis 240. 31 Just, R.: Die Lösung der Umsiedlerfrage auf dem Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik, dargestellt am Beispiel des Landes Sachsen (1945-1952), Diss. A, Magdeburg 1985, S. 42. " Stadtarchiv Dresden, Dezernat Oberbürgermeister, Nr. 342. Zur zeitgemäßen Darstellung des Zustandes und der genauen Örtlichkeiten der Auffanglager in Dresden fehlen die notwendigen Hinweise in den Akten. Der Autor ist daher für weitere Infor mationen von seiten Betroffener sehr dankbar. 61 Sächsisches Hauptstaatsarchiv (SHStA), Landes regierung Sachsen (LRS), Ministerpräsident, Nr. 1313. 7) Ebenda. 8> Stadtarchiv Dresden, Dezernat Sozial- und Woh nungswesen, Nr. 6. 9) Sie hatten alles verloren. Flüchtlinge und Vertrie bene in der sowjetischen Besatzungszone Deutsch lands. Hrsg. von M. Wille, J. Hoffmann und W. Meinicke, Wiesbaden 1993, S. 14-15. 101 Gemeint sind die Vertreibungsgebiete östlich von Oder und Lausitzer Neiße, die zu diesem Zeit punkt bereits unter polnische Verwaltung gestellt waren; eine Bezeichnung, die bis 1947 so auch in allen Akten zu den »Umsiedler«-Transporten, zu Lagerstatistiken etc. erscheint. 10 SHStA, LRS, Ministerium des Innern, Nr. 2190. 121 Jungheinrich, S.: Zur Ankunft und zur Ansiedlung vertriebener Deutscher aus Osteuropa 1946 im Raum Dresden. Wiss. Hausarbeit, Institut für Ge schichte der TU Dresden, Dresden 1993, S. 50-53. 13) Ebenda, S. 32-33. 14) Stadtarchiv Dresden, Dezernat Sozial- und Woh nungswesen, Nr. 6. Jahn, M.: Vertriebene Deutsche aus Böhmen und Schlesien in der sächsischen Aufnahmegesellschaft 1945 bis 1948/49. Ein sensibles Forschungspro blem. - In: Sachsen - Böhmen - Schlesien. For schungsbeiträge zu einer sensiblen Grenzregion. Hrsg. von M. Jahn, Dresden 1994, S. 36-52. SHStA, LRS, Ministerium des Innern, Nr. 2648.