47 Heinz Schwarzbach Ein Abriß der Planungsgeschichte des Dresdner Neumarktes nach 1945 Die Planungsgeschichte des Neumarktes zeigt, daß bis in die 50er Jahre hinein kein Zweifel am Wiederaufbau bestand. Zwar gab es schon starke Auseinandersetzungen von Befürwortern und Gegnern, aber »politisch« wurde die Diskussion erst ab 1951, als die Flächenenttrümme rung auf die Altstadt und vor allem auf den Neumarkt Übergriff und mit dem Aufbaugesetz von 1951 ein Rechtsinstrument zur Verfügung stand. Die Planung für den Neumarkt fristete fortan im Vergleich zur Diskussion um das »Zentrale Gebäude«, den »Zentralen Platz« und die Magistralen ein Randdasein. Bis in die 80er Jahre hinein war der Neumarkt in der offiziellen Planung der Stadt ein mehr oder weniger großer begrünter Platz und Rückseite des Kulturpalastes. Erst ab 1980 belebte sich die Diskussion wieder und mündete 1989 in einen Plan, der im wesentlichen mit Mitteln des Wohnungsbauprogramms auf der noch erkennbaren alten Stadtstruktur einen Neu- und Wie deraufbau vorsah. Die durch Rückforderungsansprüche zunächst neu belebte Parzellenstruktur schaffte neue Ausgangsbedingungen für eine wieder kleinteiligere Bebauung und belebte die Diskussion um einen »neuen Historismus«. Die Stadtplanung versuchte zunächst Zeit zu gewin nen für tiefer gehende Untersuchungen, um dieses Ensemble nicht vorschnell großflächigen Ver wertungsinteressen von Investoren und ihren »Parashot-Architekten« zu opfern. Das Bewußtsein für die Wiederauffindung und Einbindung des historischen Stadtgrundrisses ist geschärft, ernste entwerferische Versuche zur »Neugestaltung jedoch gab es nach 1989 nicht. Der Versuch der Kammergruppe Dresden der Sächsischen Architektenkammer, mit Gestaltsatzung und Bebau ungsplan die Arbeitsrichtung vorzuprägen, wird in diesem Heft vorgestellt. Wie sich die Dresdner weder durch politische Entwurfsbrigadeneinsätze aus Berlin noch durch modernistische Interpretation der Bauaufgabe haben beeindrucken lassen, zeigt die noch lückenhafte Planungschronik, die sich auf die umfangreiche Forschungsarbeit von Mat thias Lerm am Institut für Städtebau der TU unter meiner Leitung zwischen 1987 und 1992 bezieht. Der folgende Versuch einer Chronologie der Planungsereignisse nach 1945 stützt sich im wesentlichen auf die Lermschen Forschungsergebnisse: 6. Januar 1946: In einer öffentlichen Sondersitzung beschließt der Rat den ersten Dresdner Aufbauplan. 26. Januar 1946: Aufruf des Rates an die Bevölkerung, sich mit Vorschlägen an der Ausstel lung »Das neue Dresden« zu beteiligen.