55 Konrad Lässig Voraussetzungen zur Bebauung des Neumarktes — 12 Grundsätze eines Gestaltungsplanes Der Neumarkt - historisch gewachsen, nicht geplant in seiner Größe oder seiner Metrik wie der Altmarkt, gewachsen aus der Siedlung mit Kirche und Gottesacker, gewachsen an den Landstraßen aus Pirna und Ramtizc kommend und zur Furt über die Elbe führend, sich weiter entwickelnd, nachdem die alte Stadtmauer für die Stadt zu eng wurde mit dem Bau des Gewandhauses und der Zuführung der neuen Moritzstraße, und schließlich gekrönt 1743 durch die Frauenkirche -, dieser Neumarkt war durch die Jahrhunderte hindurch der Stadt raum, der Maler, Grafiker, Literaten und Fotografen immer wieder anregte, ihn zu beschreiben. Aus der Enge der Gassen heraus, aus der Vogelperspektive, vom Platz selbst - bis Wilhelm Rudolph nur noch seine beeindruckende Folge der Zerstörung ins Bild brachte. So ist es zu verstehen, wenn dieser Raumeindruck bis heute noch bei den Dresdnern fast idea lisiert fortbesteht und vielfach wieder abgefordert wird. Noch heute ist der alte Stadtgrundriß ablesbar, kann der Kundige Frauenstraße, Salzgasse und Landhausstraße erkennen und auf altem Trottoir und Pflaster laufen, es fehlen »nur« noch die Fassaden der Häuser. Vielfach ist der Gedanke, die alte Struktur wieder aufzunehmen, verworfen worden, doch schon Wolfgang Rauda hatte zur 750-Jahr-Feier der Stadt 1956 auf die Kontinuität des städte baulichen Handelns verwiesen". Damit wird die wichtigste Grundlage zum Gebiet nördlich der Wilsdruffer Straße für eine Reihe von Gestaltungsfragen festgelegt: 1. Die historische städtebauliche Raumstruktur ist Grundlage für alle Gestaltungsmaßnahmen. Eine städtebauliche Raumstruktur wieder lebendig zu machen, bedingt nicht nur die Auf nahme der alten Baufluchten, soweit das noch möglich ist, sondern auch die Aufnahme der alten Parzellierung, um zu vermeiden, daß große, gleichgestaltete Frontlängen wieder zur Gleichförmigkeit führen, wie es im bereits bebauten Altstadtzentrum spürbar wird. Hier ist auch der Gedanke anzusetzen, dem Gebiet einige typische Leitbauten zurückzugeben, die schon von Dr. Hans Nadler vor der Wende vorgeschlagen wurden. Der erste Grundsatz umfaßt auch die Frage der Wiederaufnahme der Moritzstraße, obwohl sie gegenwärtig und bestimmt noch lange Zeit durch die Wohnbauten der \X ilsdruffer Straße ver stellt ist und kaum später über die Wilsdruffer Straße hinaus weitergeführt werden kann. Eine Planungsgruppe von 8 Architekten der Dresdner Architektenkammer untersuchte des-