73 Manfred Wagner Planerische Probleme im Grenzbereich Neumarkt — Wilsdruffer Straße Seit der Zerstörung im Jahr 1945 wurde eine Vielzahl von Vorschlägen unterschiedlichster Art zur Gestaltung des Neumarktbereiches unterbreitet. Das Wachsen der Frauenkirche aktuali siert das Thema und drängt zu realisierbaren Lösungen. Aus diesem Grund wurde im Frühjahr 1994 vom Stadtplanungsamt Dresden und der Architektenkammer Sachsen eine Diskussions runde gebildet mit dem Ziel, Grundsätze einer Gestaltungssatzung für den Neumarktbereich zu formulieren. Die Diskussionen wurden geführt mit Denkmalpflegern, Archäologen, Ver kehrsplanern, Investoren ... Bei unterschiedlichen Auffassungen in Gestaltungstendenzen und im Detail wurde jedoch sehr rasch Übereinstimmung in Grundsätzlichem erreicht, darüber wird an anderer Stelle berichtet. Ziel dieses Beitrages ist es, anhand eines Planbereiches zwischen Neumarkt und Wilsdruffer Straße Problematik und Schwierigkeiten in den Grenzbereichen, den Nahtstellen zwischen der geplanten Neumarktbebauung, die der historisch gewachsenen Struktur folgt, und den Neu bauten der vergangenen Jahrzehnte deutlich zu machen. Hier treffen unterschiedliche Interes sen und Auffassungen aufeinander. Es steht schon jetzt fest, jede Lösung wird Kompromisse einschließen. Ehe prinzipielle Lösungsmöglichkeiten vorgestellt werden, soll jedoch zuerst die bauliche Entwicklung des Bereiches, der begrenzt wird von Neumarkt und Frauenstraße im Norden, Wilsdruffer Straße im Süden, Galeriestraße im Westen und Kleiner Kirchgasse im Osten, skizziert werden. Die Stadt Dresden entwickelte sich zu Anfang des 13. Jahrhunderts im Schutze der Burg um den Altmarkt in weitgehend regelmäßiger Quartierbebauung. Nordöstlich davon, außerhalb des Mauerringes, bestand um die alte Frauenkirche herum eine unregelmäßige dörfliche Sied lung. Die Verbindung beider Siedlungen führte über die Frauengasse und das Frauentor am östlichen Ende der Gasse. In eben diesem Grenzbereich liegt das zu untersuchende Plangebiet. Vom 16. bis 18. Jahrhundert entwickelt sich das Gebiet zum bedeutenden städtebaulichen Ensemble, das von Canaletto in eindrucksvollen Bildern dokumentiert wird. Wenige Jahre später, im Juli 1760, erfolgt die Beschießung der Stadt durch preußische Truppen von Osten her, und besonders der Neumarkt wird davon betroffen und verliert zahlreiche wertvolle Häuser, u. a. brennt das Hotel Stadt Rom völlig aus. Ein weiterer markanter städtebaulicher Eingriff erfolgte im Jahre 1886 mit dem Durchbruch der König-Johann-Straße vom Altmarkt her zum Pirnaischen Platz. Dadurch wurde in Fort führung der Wilsdruffer Straße die Hauptachse der Stadt in West-Ost-Richtung geschaffen.