19 Bauphase registrieren wir zwischen 1454 und 1461 (Kurfürst Friedrich II.): Zwischen dem »Alten Haus« und dem wohl noch immer auf der Ostseite bestehenden Zugangstor wird ein Gebäude mit Kreuzrippengewölben, im Westzuge des Zwingers ein großes Haus in Anleh nung an den romanischen Südwest-Eckturm errichtet, wobei in letzterem eine Schloßküche untergebracht wurde. Eine noch größere Bautätigkeit herrscht zwischen 1468/69 und etwa 1480: Das Torhaus wird von der Ostseite auf die Südseite verlegt. In den Kemenatenkeller wird eine Querwand und eine Sandsteintonne eingezogen, das Portal umgesetzt, anschlie ßend etwa ein Drittel des ganzen Baues abgebrochen. Der nun niedrigere, fensterlose Keme natenkeller lag unter dem um 80 cm auf 112,20 m NN angehobenen Schloßhof. Die ver bliebenen Teile der Kemenate wurden umfunktioniert zu einem Treppenhaus für den anliegenden, neuerrichteten Ostflügel. Dieser reichte vom abgebrochenen Torhaus bis in die Südostecke der Burg, war also 39 m lang und 16 m breit. Das Haus war nicht unterkellert; das Erdgeschoß nahm eine zweischiffige Festhalle von vier kreuzgratgewölbten Jochen ein (Länge 21,5; Breite 12 m; 238 m 2 ). Die Gewölbe ruhten auf strengprofilierten Achtkantpfei lern. Dieser Ostflügelbau, der zweite repräsentative Palastbau des spätgotischen Schlosses, war (zwei Rechteckfenster auf der Hofseite gesichert) dreigeschossig. Wohl ein Erdbeben (ob 1494 oder 1505?) kurze Zeit nach der Fertigstellung beschädigte die Ziegelsteingewölbe so stark, daß mehrere Querwände eingezogen werden mußten, wie wir am Holzmodell von 1530 sehen. Dadurch war es mit der Repräsentationswirkung der Halle vorbei. Die Baugeschichte des Residenzschlosses gleicht einem Kosmos des Wandels. Unsere Übersicht konnte nur skizzenhaft sein. Die detaillierte Auswertung der vielzähligen archäologischen und archivalischen Quellen, namentlich des 15. Jahrhunderts, wird eine größere Aufgabe sein. 5) Anmerkungen Letzte Zusammenfassung bei R. Spehr, Grabungen in der Frauenkirche von Nisan/Dresden. In: Frühe Kirchen in Sachsen. Ergebnisse archäologischer und baugeschichtlicher Untersuchungen (Veröff. d. Landesamtes für Archäologie 23) Stuttgart 1994, S. 206-217. Dort Hinweise auf ältere Vorberichte. 2) Die Stadtgründung von Freiberg (Oberstadt mit Nikolai-und Petrikirche sowie Ministerialenstadt mit Burg und Marienkirche) melden die Altzeller Annalen zu 1181, was durch neue archäologische und kunsthistorische Befunde sowie dendrochro- nologische Daten bestätigt wird. 3) K. Wagner, Burgwardmittelpunkt und Kirche in Dresden-Briesnitz. In: Frühe Kirchen in Sachsen (siehe Anm. 1) S. 199 — 205. 4) Codex Diplomaticus Saxoniae Regiae, Haupt teil II, Bd. l,Nr. 74. ^ Neues zu Geschichte und Baugeschichte des mittelalterlichen Schlosses sowie zu den Donins als Hochrichter über das frühe Dresden bringen N. Oelsner und S. Delang, Geschichtlicher Überblick von der Mitte des 12. bis Anfang des 14. Jahrhunderts. Geschichtlicher Überblick vom 14. bis zum Ende des 15. Jahrhunderts. Das Dresdner Schloß im späten Mittelalter. In: Das Dresdener Schloß. Monument sächsischer Ge schichte und Kultur, 3. Aufl., Dresden 1992, S. 48-56.