22 Südseite auf den engen Straßenraum der Schloßgasse. Wie das spätgotische Schloß, war das Georgentor dreigeschossig, wirkte aber durch mehrgeschossige Giebelaufbauten wie ein Tor turm. Das unterschiedliche Gesicht der beiden Fassaden war über die formale Gestaltung hinaus durch ihre ikonographische Bedeutung geprägt: Das Nordportal trägt im Scheitel ein Schild mit dem Totenkopf und in den Zwickeln Liegefiguren mit dem aus dem Paradies ver triebenen ersten Menschenpaar Adam und Eva. Als Motto ist im Fries zu lesen: PER INVI- DIAM DIABOLI MORS INTRAVIT IN ORBEM: Das Relief des Brudermords Kains an Abel und die sich unter dem Erker um den Stamm des Baumes ringelnde Schlange der Ver suchung deuteten die Nordseite als die Seite von Erbsünde und Tod. In diesen Zusammenhang stellte der Herzog seine Herrschaft durch sein eigenes Bildnismedaillon und das seiner Frau am Erker und durch die Reihe seiner Herrschaftswap pen. Der berühmte Totentanz von Christoph Walter I., heute in der Dreikönigskirche, war im Geschoß darüber angebracht und bekräftigte die Aussage, daß alle Gestalten und Gewalten dieser Welt dem Schat tenreich des Todes verfallen sind. Die Sonnenseite des Georgentores hingegen war dem in Christus er schienenen neuen Leben gewidmet. Den Mittelpunkt des Giebels bilde te das kürzlich wieder aufgefundene Relief der Muttergottes. Die theologische Aussage der bei den Fassaden war die Antwort des dem katholischen Glauben treuen Herzogs Georg auf die Heraus forderung durch Luthers Refor mation. War in der Werkstatt Cranachs um 1530 für die Recht fertigungslehre Luthers eine Bild formel mit der Ikonographie von »Gesetz und Gnade« gefunden wor den, korrigierten sie Herzog Georg Tierhatz im Großen Schloßhof unter Johann Georg II., ... . „ , Kupferstich aus Tzschimmers »Durchlauchtigster Zusammen- unc * selne Theologen in Dresden, kunft« 1680 Hieronymus Emer und Johannes