2 Zum Geleit Das alte Dresden verglühte im Feuersturm des 13. und 14. Februar 1945. In der Stadt, die nach Abräumung der Trümmer in den fünfziger Jahren zunächst einer Wüste glich, in der gelegentlich der Wind dichte Sandwolken vor sich herfegte, wirkten die Straßen wie Teile eines Skeletts. Nur einzelne Ruinen jener Monumente, die einstmals Glanz und Ruhm der Stadt verkündeten und vom Abriß verschont blieben, erinnerten an das alte Dresden. Die Natur ließ Weidenröschen und Goldrute sowie viele liebenswerte Unkräu ter auf den enttrümmerten Flächen gedeihen. Für den Dresdner waren die Ruinen die letzten Reste der vertrauten Heimat. Sie vermittelten ihm sogar das Gefühl der Geborgen heit und bewegten viele alte Dresdner, am Schutz, an der Pflege und am Wiederaufbau dieser letzten Zeugen der alten Kultur Dresdens mitzuwirken. So waren sie beim Wieder aufbau des Zwingers, der am 1. Oktober 1945 offiziell begann, zur Stelle. An der Frauen kirche wurden 1948/49 unter schwierigen Bedingungen von älteren Bürgern, Frauen und Männern, Steinquader geborgen, dokumentiert, geordnet und auf der Salzgasse in der Überzeugung eingelagert, damit einen ersten Beitrag zum ^Wiederaufbau »unserer Frauen kirche« zu leisten. Auch in den Schloßruinen kamen zahlreiche Gleichgesinnte zusammen, begleiteten die Si cherungsarbeiten und setzten sich unter Gefahren für die Rettung des gefährdeten Haus mannsturmes ein. Bald fanden sich erste Interessenten für eine zwischenzeitliche Nutzung. Studenten wurden in größerer Zahl durch die Denkmalpfleger und Professoren der Technischen Hochschule und späteren Universität an Themen zur Erhaltung und sinnvollen Verwendung des alten Residenzschlosses herangeführt. Gelegentlich schienen die Studierenden der Architektur gänzlich Besitz von der Ruine ergriffen zu haben, wenn im Keller — von der Öffentlichkeit kaum bemerkt - große Feste stattfanden. Die Identifikation der jungen Generation mit den Denkmalen alter sächsischer Kultur eben so wie die guten Ergebnisse der vielfältigen Studien für eine künftige Verwendung des Schlosses haben allen um den Wiederaufbau Bemühten Anregungen und Zuversicht vermit telt. Sie waren die Basis der Planungen, mit denen der offizielle Beschluß zum Aufbau des Schlosses im Jahre 1985 vorbereitet wurde. Wenn wir Dresdner heute beglückt das Wiedererstehen des Dresdner Residenzschlosses erle ben, dann erinnern wir uns dankbar der Hilfe, die der Bund und der Freistaat seit 1990 dem Wiedererstehen des Schlosses gewährt, aber auch der vielen Namenlosen, die sich über Jahr zehnte um die Bewahrung der Ruinen und um die Vorbereitungen zum Wiederaufbau des Schlosses mit so viel persönlichem Einsatz und Können bemüht haben. Prof. Dr. Hans Nadler Landes- und Chefkonservator 1949 - 1982