64 Sehr oft übernahmen im 17. Jahr hundert die »Bergksänger« (aus Freiberg bzw. Hartmannsdorf), die »Bockpfeiffer«, die »Schallmeypfeif- fer«, die »Hackbrettirer«, also Ver treter von Volks- und Militärmu sik, den Dienst an der Tafel, aber auch (seit 1675) »Frantzösische Geiger« neben den eigentlichen Angehörigen der Hofkapelle. 15 ’ Lei der hat sich vom Repertoire dieser nicht wenigen Ensembles neben der Hofkapelle quasi nichts in Noten erhalten. Sollten vor allem Expo nenten der Volksmusik bei Hofe - ein höchst interessanter Aspekt, den die Musikgeschichtsschreibung gleichfalls noch nicht wahrgenom men hat - über einen größeren Notenvorrat verfügt haben, dann muß dieser zusammen mit den zahlreichen anderen Hofmusika lien, die im Prinzenpalais in der jetzigen Landhausstraße archiviert waren, 1760 vernichtet worden sein. Johann Georg Pisendel (1687 - 1755), Zeichnung V. Frank £ j en »p r antzösischen Geigern oder Taffelinstrumentisten« seit 1675 dürften am Dresdner Hof zum ersten Male in größerem Umfange musikalische Impul se vom Hofe Ludwigs XIV. von Frankreich und seiner Hofmusik unter Jean Baptiste Lully angekommen sein. Mit dem Ausbau einer französisch orientierten Musikpflege am Hof, die sich seit dem letzten Drittel des 17. Jahrhunderts vollzog und sich bis in das zweite Jahrzehnt des 18. Jahrhun derts hinein auch in einer Pflege des französischen Balletts manifestierte, war ein Gegenpol zum sehr ausgeprägten italienischen Geschmack der Hofkapelle und ihrer Kapellmeister (bis Nikolaus Adam Strungk) entstanden. Zwischen beiden Polen entwickelte sich ein Span nungsfeld, in dem sich seit dem beginnenden 18. Jahrhundert ganz besonders auf dem Gebiet der Kammermusik (vokaler wie instrumentaler Art) und damit nicht zuletzt in der Praxis der Tafelmusiken jener neue Stil entfaltete, den der jahrelang in Dresden wirkende (und nachmalige Flötist am Berliner Hofe) Johann Joachim Quantz den »Vermischten Geschmack« genannt hat. 16