* I 65 Maria Antonia Kurfürstin von Sachsen (1724-1780), Bildnis auf den Frontispiz zu ihrer Oper »Talestri«, Stich L. Zucchi Es verbietet sich hier, auf die Fülle der Namen und Werke Dresdner Hofmusiker des 18. Jahrhunderts einzugehen, die das überaus reiche Bild der Musik im Schloß bis zum Ende des Säkulums prägten. Vom Reichtum der im Laufe des 18. Jahrhunderts entstandenen Kammermusikwerke legen die meist handschriftlichen Musikalien in der Sächsischen Lan desbibliothek Dresden ein beeindruckendes Zeugnis ab. Im Zusammenhang damit sei jedoch eine Frage aufgeworfen, die so noch nicht gestellt worden ist: Wann erlosch die Praxis so wohl der fürstlichen Tafelmusik als auch die des von der Mahlzeit abgelösten Kammerkon zerts, falls es eine solche Einrichtung in Permanenz gegeben hat (ähnlich den Kammerkon zerten unter Friedrich II. von Preußen)? In Dresden gab es ja unter den Angehörigen des regierenden Hauses im 18. und frühen 19. Jahrhundert ebenfalls »Dilettanten« im besten Wortsinn, nämlich Musik-»Liebhaber« von beachtlichem kompositorischem und spielpraktischem Können: Die Kurfürstin Maria Antonia Walpurgis, Kurfürst Friedrich August III., ihr Sohn, der als Friedrich August I. 1806 erster König von Sachsen wurde, und dessen Brüder Maximilian und Anton - sie waren neben anderen Familienangehörigen des Hauses Wettin ausübende Musiker. Von Anton sind 50 große Bände Kompositionen erhalten geblieben. 171 Sie alle haben sicherlich nicht auf regelmäßig gepflegte Kammermusik verzichtet. Wann wurde man der Tafelmusik überdrüssig? Die ästhetische Überhöhung des schlichten Vorgangs von Essen und Trinken dürfte dann als ungemäß empfunden worden sein, als sich das Selbstverständnis des regieren den Landesfürsten und seines Hofs vom »divus princeps«, vom Fürsten, den gleichsam eine göttliche Aureole umgab, in die des ersten und am meisten verantwortlichen Verwaltungsbe amten seines Staates wandelte. Im Zuge der Aufklärung und der neuen merkantilistischen Welt- und Herrschaftsanschauung, im Zuge also der Verbürgerlichung des Hofs, wird die