75 Lucas Müller Wiederaufbau-Konzept und architektonische Umsetzung Mit dem Wiederaufbau des Dresdener Schlosses nach der Zerstörung am 13. Februar 1945 erhält der städtebaulich bedeutende Raum zwischen Theaterplatz und Schloßstraße seine historische Gestalt zurück. Die Baustruktur des Schlosses mit der charakteristischen Grup pierung der Gebäudeflügel um zwei Schloßhöfe mit repräsentativen Toren ermöglicht eine gute Einbeziehung des Ensembles in den öffentlichen Raum. Die Schloßhöfe besitzen durch die bedeutende Architektur der Wendelsteine, der Schloßkapelle und des Altans im Großen Schloßhof sowie der Bogengalerie und dem Torhaus im Kleinen Schloßhof einen hohen bau geschichtlichen Wert, der durch die Rekonstruktion der Renaissanceformen der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts noch gesteigert werden wird. Der Gesamtkomplex mit Stallhof (Gewehrgalerie und Johanneum) wird wieder eine archi tektonische Einheit bilden, die einen Eindruck von der Großartigkeit der Renaissance in Dresden vermitteln kann - einer Epoche, in der die Stadt ihre erste künstlerische und histo rische Blüte erlebte. Planung und Zielstellung Die Wiederherstellung des Dresdener Schlosses wird nicht den Zustand vor 1945 bringen, sondern bewußt sächsische Baugeschichte, Territorialgeschichte und Kunstgeschichte spie geln. Dabei sollen die für die verschiedenen Zeiten typischen Grundrißstrukturen und Fassa dengestaltungen sichtbar werden. Die innenliegende Planung entstand in langjähriger Arbeit seit Kriegsende und baut auf Entwürfen, Diplomarbeiten und Dissertationen an verschie denen Lehrstühlen der TU Dresden auf. Eine Weiterführung dieser Studienarbeiten brach ten die Planungen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (Dr. Krüger), des Instituts für Kulturbauten (Herr Albert) und des AIT-Ausführungsplanungsbüros (ehemals Projektie rungsbüro Gesellschaftsbau) unter Leitung von Herrn Löschau. Die Untersuchungen und Erkenntnisse des Landesamtes für Denkmalpflege und die archäo logischen Grabungen des Landesamtes für Vorgeschichte unter Leitung von Herrn Spehr wurden entsprechend eingearbeitet. So waren viele unterschiedliche wissenschaftliche und kulturelle Einrichtungen in Dresden gleichsam interdisziplinär an dem Gelingen des Vorha bens beteiligt.