1 Von der einst die Fassaden wie ein Teppich überziehen den Sgraffitodekoration sind nur noch wenige Reste, meist auf sekundär verbauten Sandsteinquadern, vorhan den. 1993 wurde ein etwas größeres zusammenhängen des Stück SgrafFitoputz am ehemaligen Badhaus ent deckt. All diese Befunde ergeben zwar ein ungefähres Bild über die angewendete Technologie, Materialzusam mensetzung und die Handhabung der Kratzwerkzeuge, lassen aber kaum auf die künstlerische Gestaltungsweise und deren Qualität schließen. Aussagen über das künst lerische Programm sind auf Grundlage der Sgraffitoreste und der spärlichen schriftlichen Quellen nicht zu machen. Zu den wichtigsten Quellen der Fassadenmale rei gehören die Fotos von dem verlorengegangenen höl zernen, bemalten Schloßmodell aus der Zeit vor 1590 sowie die bildlichen Wiedergaben aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Die Darstellungen der Sgraffito dekoration in beiden Quellen stimmen weitgehend übe rein. Die Inhalte einiger Bildfelder sind durch verglei chende Betrachtung mit Werken der bildenden Kunst des 16. Jahrhunderts deutbar. Das gesamte malerische Programm wird aber nicht eindeutig rekonstruiert wer den können. Die Erarbeitung und Ausführung der gesamten Deko ration am neuangefertigten Renaissanceschloßmodell in den Jahren 1988 — 89 ist der eigentliche Anfang der Arbeit. Am Modell wurde die beeindruckende Wirkung der Fassadendekoration in ihrer Ganzheit und ihre Bedeutung für die Vereinheitlichung des Schloßkomplexes sowie die Gliederung der Fassaden anschaulich. Dies trug mit dazu bei, den Wiederaufbaugedanken in seiner historisch-stilistischen Bindung öffentlich zu machen und die Konzeption zur Wiederherstellung der Fassadendekoration zu unterstüt zen. Mit dem Beginn der Arbeiten für die Rekonstruktionsprobe der Sgraffiti am Westgiebel Ende 1989 wurden die offenen Fragen für die Beteiligten sehr konkret. Die auszuführenden Gestaltungen müssen als Renaissancebildwerke glaubhaft wirken. Die Bildinhalte werden vom Landesamt für Denkmalpflege erarbeitet. Die meisten und aussagekräftigsten der zur Verfügung stehenden bildlichen Quellen entstanden mehr als 120 Jahre nach der Fertigstel lung der Sgraffiti 14) , so daß sie nur begrenzt Anhaltspunkte für die Stilistik der Fassaden dekoration in der Mitte des 16. Jahrhunderts liefern können. Direkte Beispiele für die künst lerische Gestaltung wurden von den Ausführenden in den Bildwerken und der Architektur des 16. Jahrhunderts gesucht. Dazu wurde eine umfangreiche Materialsammlung mit Hilfe Entwurf einer Groteske (M. Wolf)