89 die ersten Ergebnisse werden als ermutigend bezeichnet - dem Großen Schloßhof einen Teil seines Reichtums wiederzugeben und dem Betrachter einen Eindruck von der Vielfältigkeit und Schönheit der Fassadengestaltungen des 16. Jahrhunderts zu vermitteln. Diesem Anlie gen kommen Technik und Material des Sgraffitos entgegen, die heute zu einer ähnlichen Arbeitsweise zwingen wie sie es vor 440 Jahren taten. Die besondere Ästhetik des mit Holz kohle gefärbten Sgraffitoputzes, der je nach Lichteinfall bläulich-silbrig bis schwarz erscheint, bestimmt wesentlich das Erscheinungsbild der Fassaden der Renaissance, der großen Zeit des Dresdener Schlosses. Bedenkt man die historische Konstellation Europas, in der Sachsen damals eine wichtige Rolle spielte, ist dieses Gesamtkunstwerk wohl auch ein Höhepunkt mitteleuropäischer Kul tur. Die Rekonstruktion ist als eigenständige Leistung des 20. Jahrhunderts aufzufassen. Wie an anderer Stelle geäußert 16) , wird damit freilich auch die begriffliche Fassung eines neuen Historismus nötig. Anmerkungen Heinrich Magirius. Die bildkünstlerische Ausge staltung der Fassaden des Schlosses. In: Das Dres dener Schloß. Ausstellungskatalog. Dresden 1989. 2) Angelica Dülberg. Kolloquium über die Sgraffiti im Großen Hof des Dresdener Schlosses, Dresden 1993. 3) Ulrike Heckner. Im Dienst von Fürsten und Reformation - Fassadenmalerei an den Schlössern in Dresden und Neuburg an der Donau im 16. Jahrhundert. Dissertation, Bonn 1993. 4) Brunhild Gonschor. Unveröffentlichte Arbeit über die Ikonographie der Fassadendekoration des Dresdener Schlosses, 1993. 5) U. Heckner. zit. in Anm. 3. 6) Ebd. 7) vgl. Günther und Christel Thiem. Toskanische Fassadendekoration in SgrafFito und Fresko. München 1964. 8) In der Schweiz wurde die Sgraffitotechnik auch weiterhin bis in unsere Zeit angewendet. Vgl. Ulrich Könz. Sgraffito. Zürich 1977. 9) Matthias Zahn. Untersuchungen über den Aufbau und die Technologie der Sgraffiti in der Renais sance hinsichtlich der Rekonstruktion am Dresde ner Schloß. Seminararbeit an der HfBK Dresden. Dresden 1989. 10) Giorgio Vasari. Künstlerbiographien. 1368. Ein leitung Kapitel XII. n) So am Schloß in Neuburg an der Donau, im Schloß in Tele, am Schloß in Oberneundorf bei Görlitz. 12) U. Heckner, zit. in Anm. 3. 13) Denkmalpflegerische Zielstellung des bildkünstle rischen Projektes vom 2. 3. 1987, Hoffassaden, Altan und Eckwendelstein. 14) Hierzu zählen vor allem die Stiche von Antonius Weck und Gabriel Tzschirmer sowie ein großes Ölgemälde mit einer Tierhatz im Großen Schloß hof. Alle genannten Bildwerke stammen aus der Zeit um 1680. 15) Siegfried Winderlich, Martin Wolf, Matthias Zahn. Dokumentation zum Probegiebel - West flügel, Dresden 1991. 16) Kolloquium über die Sgraffiti im Großen Hof des Dresdener Schlosses, durchgefuhrt im Landesamt für Denkmalpflege 1993.