krieg mit dem kleinlichen Pietisten I.W. Kellner v. Zinnendorf, der Pastor in Kieslingswalde war. Am 12. September 1704 verbot dieser Prediger alle Tanzvergnü gungen als "Greul der Hölle". Allen Tanzenden wurde mit strengen Kirchenstrafen gedroht. Dieses Verbot war eine Kampfansage an die Herrschaft auf Kieslingswalde, die an den Veranstaltungen ver diente. Tschirnhaus in seiner katastrophalen finanziellen Lage konnte auf das Geld nicht verzichten. Kellner war Abgesandter Halles. Er sollte Tschirnhaus gefügig machen und dem Pietismus näher bringen. E.W. v. Tschirnhaus sollte allmählich mürbe ge macht werden. Tschirnhaus stand in hoher finanzieller Schuld von A.H. Francke. Tschirnhaus hatte mehrmals bei Francke ein Darlehn aufnehmen müssen. Die Rückreise von Gottlob Ehrenfried und Stein brück mußte z. B. Francke bezahlen. 16 ^ A.H. Francke bat um das Ge heimnis der Porzellanherstellung. Tschirnhaus rechnete aber schon fest mit dem zu erwartenden Gewinn zur Finanzierung einer Säch sischen Akademie. Er verweigerte die Preisgabe des Geheimnisses und Francke war verstimmt. Sein neues Kampfmittel hieß Kellner. Tschirnhaus erließ einen Tanzerlaß für Kieslingswalde, der die Predigt von Kellner ignorierte. Der Erlaß wurde vor die theolo gische Fakultät der Universität Halle zur Begutachtung gebracht. Das Gutachten fiel natürlich zugunsten Kellners aus. Tschirnhaus mußte Zugeständnisse machen, wollte er seine Gläubiger in Halle nicht allzusehr reizen. 1705 wurde dann durch den Herrn auf Kies lingswalde festgesteilt, daß es nur um sittlich einwandfreie Tänze im herrschaftlichen Kretscham ginge. Alle Einlenkungsver suche halfen nichts. Der Kampf wurde immer erbitterter, trotz amtlicher Gutachten des Landeshauptmanns der Oberlausitz zu gunsten von Tschirnhaus. Hinter dem ganzen Theater steckte der versteckte Vorwurf des Spinozismus. Die Frechheiten Kellners gipfelten in persönlichen Angriffen gegen Tschirnhaus Familie. Tschirnhaus' Frau ging zur Entbindung Anfang März 1708 auf das elterliche Gut und starb zusammen mit dem Kind. Kellner benutzte dieses Unglück, um von der Strafe Gottes zu sprechen. Nun wurde Francke angerufen zu vermitteln. Francke benutzte die Verhand lungen, um Tschirnhaus für den Pietismus doch noch zu gewinnen. Nach Tschirnhaus' Tod mußte Kellner Kieslingswalde verlassen und wurde durch Vermittlung A.H. Franckes Preußischer Hofrat und