Siegfried Wollgast Zum geistigen und historischen Umfeld von Heinrich Schütz Otto Brodde gibt folgende Obersicht: Als H. Schütz geboren wurde, standen "der 60jährige Palestrina und der 53jährige Orlando di Lasso ... auf der Höhe ihres Schaffens ... der 36jährige Martin Möller wirkte durch seine Erbauungsbücher - indirekt auch auf Schütz ... Gleichen Alters mit Schütz ist Oohann Heermann, der schlesische Dichter des Trostliedes. 14 Oahre älter'als Schütz sind Michael Praetorius und der Astronom Dohannes Kepler, 12 Oahre Melchior Franck, 10 Oahre der schlesische Mystiker Oakob Böhme ... Drei Oahre vor Schütz wurde der bedeutende lutherische Dogmatiker Oohann Gerhard geboren ... Ein Oahr jünger als Schütz sind sein Freund 0. Hermann Schein und der lutherische Mystiker 0. Valentin Andreas, zwei Oahre jünger ist der Hallenser Orgelmeister S. Scheidt. Der Pädagoge Arnos Comenius wurde sieben, der französische Philosoph Renä Descartes zehn und der Reformator der deutschen Dichtkunst, Martin Opitz^elf Oahre nach Schütz geboren." Als Heinrich Schütz 1672 starb, hatte er fast alle Genannten überlebt. Eine neue Etappe geistiger Entwicklung war angebrochen, das Ende des Dreißigjährigen Krieges bezeichnet die Zäsur. Nach diesem Krieg beginnt das Wirken des Cartesianismus auf Deutschland. Die orthodoxe Schulphilosophie beginnt sich zu zersetzen. Im letzten Drittel des 17. Oh. bildet sich der Pietismus mit seinen unterschiedlichen Fraktionen und Zen tren bis hin zum radikalen Pietismus heraus, letzterer repräsen tiert z. B. durch Gottfried Arnold (1666 - 1714) und Oohann Conrad Dippel (1673 - 1734). Pietismus ist in seinen ersten drei Genera tionen Frühaufklärung in religiösem Gewand. Das gilt vor allem für den Beqründer des Pietismus Ph. Oakob Spener (1635-1705), aber auch für August Hermann Francke (1663 - 1727). Zeitlich gleichlaufend entwickelt sich in Deutschland die "weltliche" Frühaufklärung (Erhard Weigel, 1625 - 1699; Samuel Pufendorf, 1632 - 1694; Gott fried Wilhelm Leibniz, 1646 - 1716; Ehrenfriad Walther von Tschirnhaus, 1651 - 1708; Christian Thomasius, 1655 - 1728 u. a.) (vgl. dazu: S. Wollgast, "Wesenszüge der deutschen Frühaufklärung" in: Dresdner Hefte 4/83). Vertreter materialistischen bzw. pan- theistisch-materialistisehen Denkens treten auf (z. B. Matthias Knutzen, 1646 - nach 1674; Friedrich Wilhelm Stosch, 1648 - 1704