4 logisch-moralische Rechtfertigung und zusätzliche Schärfe.- 3 30 Jahre Krieg „ums Eigentum der Kirche" In der ersten Hälfte des 17. Jh. wird das Deutsche Reich Herd und Haupt Schauplatz eines expandierenden, nahezu gesamteuropäischen und dreißig Jahre (1618 - 1648) andauernden militärischen Konflikts. Karl Marx notiert, der Krieg sei "hauptsächlich ums Eigentum der Kirche" gegangen. 4 Das läßt sich am kaiserlichen Restitutionsedikt von 1629 gut verdeutlichen. Es forderte die Rückgabe aller seit 1552 säkularisierten Güter der katholischen Kirche und hielt am Verbot des calvinistischen Bekenntnisses im Reich fest. Ein zähes Ringen erhob sich um das strittige "Normaljahr" für den Besitzstand an Kirchengut. Es wurde beim Friedensschluß auf 1624 festgelegt. In den Dreißigjährigen Krieg münden aber noch weitere Konflikte: die Konfrontation zwischen Herrscher und Ständen, der Gegensatz Habsburg - Bourbon, die Endphase der niederländischen Revolution u. a. Das Bündnis des katholischen Frankreich mit dem lutherischen Schweden verdeutlicht, daß Teilkonflikte des Dreißigjährigen Kriegos unabhängig von der Konfession ausgefochten wurden. Nach Langer ist dieser Krieg "ein Konglomerat von religiös moti- vierten und säkularisierten Auseinandersetzungen und erscheint so als Stadium des Übergangs vom konfessionellen zum machtpolitisehen Konzept des Politischen. Diese Tatsache äußert sich auch im unter schied! ichen , spezifischen Profil der Herrscher und Feldherrnper- sönlichkeiten."5 Die Rolle der Volksmassen in dieser Zeit ist noch relativ unerforscht. Heinrich Schütz war seit 1615 - von Unterbrechungen durch Reisen und Beurlaubungen, etwa nach Dänemark abgesehen - in Kursachsen, dem Stammlände des Luthertums. Sein Leben stand hier vorwiegend im Schatten des Dreißigjährigen Krieges. Von den Ereignissen tief be wegt hat Heinrich Schütz seiner Friedenssehnsucht immer wieder Aus druck gegeben: "In den 'Musikalischen Exequien' (1636) schreibt er nicht nur ein erstes 'Deutsches Requiem', er gestaltet diese Toten musik als eine Trauermusik für Deutschland ... in der Kongreßmo tette zum Kurfürstentag in Mühlhausen, 1627, werden die deutschen Fürsten beim Namen genannt und aufgerufen, endlich Frieden zu geben ( Da pacem Domine!') und noch 1648 erklingt in der 'Geistlichen Chormusik’ die leidenschaftliche Bitte 'Verleih uns Frieden gnädig lich, Herr Gott, zu unseren Zeiten!'"^ Kursachsen 7 bezog im Dreißigjährigen Krieg traditionell kaiserlich- habsburgisehe Positionen und verfolgte eigene Eroberungsabsichten: in der böhmisch-pfälzischen Kriegsperiode besetzte es 1620 die die mit dem Prager Frieden (1635) endgültig an Sachsen kam, erhob Ansprüche auf das Erzstift Maqdebura usw. Mit dem Eingreifen Gustav Adolfs von Schweden in den Dreißigjährigen Krieg (1630) schloß hÜ« sächsische Kurfürst Johann Georg I. 1631 ein Kriegsbündnis mit Schweden. 1635 ging er wieder zu den Kaiserlichen über.