73 aus drei Musikern, Matthias Weckmann, Philipp Stolle und Friedrich Werner, zu denen 1641 noch Thomas Tax als älterer und erfahrener Musiker kam. In Ausbildung befindli che Sänger- und Instrumentisten-Knaben haben sicherlich von Anfang an mitgewirkt. Hauptbetätigung war die »Auffwartung bey der Taffel«, die Musiker sind aber auch zur Kirchenmusik herangezogen worden, denn die kurfürstliche Hofkapelle befand sich seit dem Beginn der dreißiger Jahre (bis weit nach dem Ende des Krieges) in einer existenzbe drohenden Dauerkrise, von der die Hofarchivalien, inklusive die Schützbriefe und Schütz gesuche, anschaulich berichten. Die Kapelle des Kurprinzen nun entwickelte sich zur Keimzelle einer radikal neuen Musikorientierung, die, wenn nicht alles täuscht, von Johann Georg II. selbst ausgegangen ist. Dieser tat 1650 zum erstenmale als »Inventor«, als Initiator und dramaturgisch Verant wortlicher für die Konzeption zweier »Ballette« in Erscheinung: bei einem »singenden Bal lett« im März dieses Jahres und vor allem bei dem großen, abendfüllenden Ballett »Paris und Helena«, das zur Doppelhochzeit der beiden jüngeren Prinzen Christian (später von Sachsen-Merseburg) und Moritz (später von Sachsen-Zeitz) mit zwei oldenburgischen Prinzessinnen »in Szene ging«. 181 Auch hier sei darauf hingewiesen, daß die Mischgattung des »Singenden Balletts« mit dem, was ab ca. 1600 in Oberitalien (Florenz, Mantua etc.) an »Oper« entstanden war und sich, vor allem unter den Händen Claudio Monteverdis, rasch vervollkommnet hatte, nahezu nichts verband. Die Grundlage der diversen Ausbildungen von Theaterspiel als Musik- oder/ und Tanztheater war bis zur Jahrhundertmitte in Deutschland das Sprechtheater (als Komö die, Tragödie oder Tragikomödie), das in mannigfacher Weise angereichert wurde durch Musik bzw. Gesang (»Singende Komödie«) und/oder Tanz (»Ballett«, »Singendes Ballett«). 191 Auch »Paris und Helena«, ein großes Stück mit fünf Akten, war von dieser An. Nicht weni ger als 62 Darsteller (Tänzer, Sprecher, Sänger) waren außer der musizierenden Hofkapelle beteiligt. 201 Wer die Musik schrieb - der Text stammte von David Schirmer - ist unbe kannt. Schütz war es keinesfalls, denkbarerweise aber einer der Tanzmeister, zu deren ver traglichen Pflichten es nicht selten gehöne, Tanz- und Ballettmusik zu komponieren. 211 II. Bis hierher hatte die sächsische Hofmusik - das dürfen wir unterstellen - mehr oder we niger konventionelle, ja konservative Züge. Das änderte sich aber um die Zeit der erwähn ten Doppelhochzeit 1650, als Johann Georg II. damit begann, Italiener an seine eigene Kapelle zu engagieren. Von den 1651 aus einer Mitgliederliste bekannten 13 erwachsenen Musikern (daneben gab es fiinf Instrumentisten-Knaben) waren drei Italiener, unter ihnen als der wichtigste Giovanni Andrea Angellini, genannt Bontempi, als »Componist und Discantist«. Dieser war der erste Kastrat in Dresden. 22 ’ In der Folgezeit wuchs der Anteil der Italiener in der Kurprinzenkapelle zusehends. In den noch immer grundlegenden archivalischen Mitteilungen Moritz Fürstenaus, des wichtigsten Dresdner Kapellhistorikers im 19. Jahrhundert, findet sich dieser Vorgang zwar deutlich wahrgenommen, aber insofern in seiner musikalischen und musikgeschicht-