Sieglinde Nickel Ostra - vom Dorf zum Gehege Ostra, das im 10. Jahrhundert zur Burgwarte Briesnitz gehörte, wurde ebenso wie Dresden erstmals am 31. März 1206 in einer Urkunde des Markgrafen Dietrich von Meißen erwähnt. In dem Rechtsstreit zwischen dem Bischof von Meißen und dem Burggrafen Heinrich von Dohna hatte der Markgraf eine Anzahl Männer »guter Gesinnung und guten Rufes« beauf tragt zu prüfen, ob die Feste Thorun auf markgräflichem oder kirchlichem Boden stünde. Unter diesen geschworenen Männern befand sich auch ein Herbord von Oztrov. Das Dorf Ostra, zum Besitz des Bischofs von Meißen gehörend, lag auf hochwasserfreiem Gelände im Überschwemmungsgebiet der Weißeritz und der Elbe. Der Name Ostra wird auch als das vom Wasser umgebene Land gedeutet, abgeleitet vom slawischen Wort »ostrow« (Insel). Das Dorf Ostra bestand aus einem Herrenhof, 11 Bauerngütern und einigen kleinen Anwesen. In Rich tung Cotta lagen die 2 Dörfchen Rostagk (Rodstok, Radestog, Rostigk) und an der Elbe Wernten (Wirnotine), die im 15. Jahrhundert Wüstungen wurden. Die Flurstücke kamen zum überwiegenden Teil an Ostraer Höfe. 1) Auf dem Herrenhof saß seit 1402 Nicolaus Monhaupt als Lehnsmann des Bischofs von Meißen. Das angesehene Geschlecht der Monhaupts führte dem Namen entsprechend einen Mohnkopf in seinem Schilde. Hohe Verschuldungen der Monhauptschen Familie führten 1469 zu einem verwickelten Rechtsstreit mit dem Bischof von Meißen, der in einer offenen Fehde gipfelte. Balthasar Monhaupt starb während dieser Fehde, vom Bischof verflucht und gebannt. Die Nach kommen mußten sich dem Rechtsspruch des Schöppenstuhles zu Leipzig, der dem Bischof das Gut zusprach, fügen. Sie erhielten eine Abfindung von 10 Gulden in bar und einen kleinen Acker in der Ostraer Flur. Die Ostraer Bauern, die dem Bischof als Erbherrn den Eid verweigert hat ten, wurden von diesem in Stolpen so lange in Haft gesetzt, bis sie klein beigaben. Auf dem rechten alten Weißeritzufer, in der Gegend der Kleinen Packhofstraße, lag Klein- Ostra, Ostro minor, parvum Ostrow, das 1305 als »allodium« von dem bischöflichen Lehns mann Gunter Wolf der Kapelle zum heiligen Leichnam auf der steinernen Brücke zu Dresden geschenkt wurde. Diese fromme Stiftung sollte der Ausstattung der Kapelle, die später dem heiligen Alexius geweiht wurde, und dem Unterhalt eines Priesters dienen. Im 15. Jahrhundert wurde das Land an verschiedene Nutzer verpachtet. 1535 kam das fruchtbare Wiesenland von KJein-Ostra für 1200 rheinische Gulden an den herzoglichen Rat Georg von Kommerstädt. Dieser ließ hier einen Hof errichten; unbeschadet des Lehnsrechts des Bischofs von Meißen, das von Herzog Georg und von Georg von Kommerstädt anerkannt wurde. Der Erwerb dieses Hofes in Klein-Ostra durch Kurfürst Moritz war für die Gestaltung des ganzen Gebietes zwi schen der Elbe und der Ostra-Allee entscheidend.