5 Heinz Czechowski GESPRÄCH MIT FRITZ LÖFFLER Vorbemerkung Das nachstehende Gespräch mit Dr. Fritz Löffler wurde am 27. Dezember 1982 in des sen Wohnung in Dresden, Liebigstraße 29, aufgezeichnet. Es ist, mehr oder weniger, ein Produkt des Zufalls. Als ich Dr. Löffler besuchte, hatte ich nicht die Absicht, mit ihm ein Tonbandgespräch zu führen. Das erklärt, weshalb ihm kein vorbereiteter »Fragespie gel« zugrunde liegt, sondern — da ich zufällig einen Recorder bei mir hatte - spontan die Idee entstand, das begonnene Gespräch aufzuzeichnen. Von der insgesamt etwa drei stündigen Aufnahme fertigte ich ein achtundzwanzigseitiges, vorwiegend engzeilig beschrie benes Typoskript an. An eine Publikation dieser Aufzeichnungen war selbstverständlich vor den Ereignissen des Herbstes 1989 nicht zu denken. Auch danach schlugen Versuche, diese Aufzeichnungen zu publizieren, fehl. Erst jetzt ist es möglich, Dr. Fritz Löfflers An sichten zur denkmalpflegerischen und kulturellen Situation Dresdens, wie sie von ihm An fang der achtziger Jahre gesehen und geäußert wurden, der Öffentlichkeit zu übergeben. Für diese Möglichkeit danke ich den »Dresdner Heften« ausdrücklich. Auf eine weitere literarische Bearbeitung des Typoskriptes, die denkbar gewesen wäre, wurde aus Gründen, Dr. Löfflers Äußerungen möglichst authentisch zu überliefern, verzichtet. Als Dokument eines auch im hohen Alter noch wachen und kritischen Gelehrten, der kein Blatt vor den Mund nahm, wenn es galt, der Wahrheit ans Licht zu helfen, werden einzelne Äußerun gen Dr. Löfflers auch heute noch Widerspruch hervorrufen. Nicht zuletzt deshalb scheint mir die späte Veröffentlichtung dieser Ansichten und Erinnerungen eines Mannes, der sich nicht selten auf das Bibelwort berief, daß der Geist weht, wo er will, auch wenn er nicht mehr redigierend in seinen Text eingreifen konnte, gerechtfertigt. Leipzig, August 1992 Heinz Czechowski CZECHOWSKI: Herr Dr. Löffler, Sie haben weit über fünf Jahrzehnte Geschichte und Kunstgeschichte in Dresden miterlebt, und man kann sagen: auch mitgeprägt. Was be deutet Ihnen eigentlich Dresden als geistige Lebensform, als geistiger Lebensraum heute? LÖFFLER: Vielleicht darf ich etwas vorher anfangen. Ich bin hier in die Schule gegan gen, in ein modernes, das König-Georg-Gymnasium, und bin dort sehr musisch beein-