17 genug, um den Blick euf diese Stedt zu lenken? Es war eine literarische Stadt. Alles las dort." 37 Sicherlich sprechen die genannten Namen deutschen Geisteslebens für den Stellenwert der Stadt. Die Gerechtigkeit fordert aber zu konstatieren, daß es an anderen Orten Deutschlands, auch in Berlin, zur gleichen Zeit glänzende Namen gab, die der Jeweiligen Stadt zur Zierde ge reichten, auch wenn die Bewohner sich dessen oft nicht bewußt waren. In Dresden war dies Jedenfalls im 19. Oh. sehr oft der Fall. Und daß gelesen wurde, besagt noch nichts über die Quali tät - in ganz Deutschland herrschte die Trivialliteratur mit scheinbar sozialkritischer Tendenz vor. Ihr Pessimismus war überlagert vom Optimismus des Gottvertrauens. Prügel. Torturen, gewaltsame Einkerkerungen. Gewaltverbrechen wurden ausführlich geschildert. Hahnreischaft war ein schier unerschöpfliches Thema. Kriegsverherrlichung und Patriotismus, Nationalismus und Aggres sion spropaganda waren in der populären Literatur sehr eng einander verwoben. Gespenster, Findelkinder. Einsiedler, Höhle, Mühle. Försterhaus. Giftmischerinnen bevölkern die populären Bücher. Diese Literatur wurde von Vertretern aller Klassen und 38 Schichten verschlungen. Meißner lernte bei seinem Onkel, dem Kunstschriftsteller und ersten Vorstand des "Sächsischen Kunstvereins" Oohann Gottlob von Quandt (1787 - 1859)*Hübner und 0. Schnorr, Rietschel und Hähnel sowie Semper kennen. Auch bei F. Hlller wurde er einge- führt. Wagner äußerte ihm gegenüber, kurz nachdem sein Tann häuser" uraufgeführt worden war. während eines Spazierganges zum Waldschlößchen, er halte die politischen Zustände "für reif^ zur gründlichsten Änderung und sah einer in nächster Zeit statt zuhabenden Umwälzung als etwas Unausbleiblichem entgegen. Die Umwandlung werde leicht und mit wenig Schlägen vor sich ge denn die staatlichen und gesellschaftlichen Formen hielten nur noch ganz äußerlich fest. Ich erinnere mich", so Meißner 1882, "noch genau der Worte: eine Revolution sei bereits Köpfen vollzogen, das neue Deutschland sei fertig wie ein guß, es bedürfe nur eines Hammerschlages auf die thönerne daß es hervortrete... Gutzkow opponiere, betonte die Kraft der Trägheit, die Macht des Alten und Furcht vor Neuem, die Ge wohnheit der Massen zu dienen und zu folgen, den Mangel an C rakter in der unendlichen Mehrzahl." 39 Beide sollten Recht 3