■ 5 Nach der Reichsgründung hatten das sächsische Ministerium des Innern und das Kultusministerium gegenüber den anderen Mini sterien die geringsten Einbußen ihrer Befugnisse zugunsten der Reichsgewalt erfahren. Das Kultusministerium suchte durch eine Reihe von Maßnahmen den Interessen der kapitalistischen Entwick lung zu entsprechen: bis 1891 wurde die Zahl der Gymnasien mehr als verdoppelt, die Gewerbe- und Realschulen wurden wesentlich vermehrt, die Fortbildungspflicht für Dungen bis zum 17. Dahr durchgesetzt, die Leistungsfähigkeit der Volksschulen gesteigert. 1890 erfolgte die Erhebung des Dresdner Polytechnikums zur Tech nischen Hochschule. Für Dresden brachten die 30er Dahre mit den Reformen der Ära Lindenau sowie mit dem deutschen Zollverein (1834) einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung. Dresdens günstige Lage wurde Jetzt durch die Verbesserung der Elbwasserstraße als Transportweg von der böhmischen Braunkohle bis zum Hamburger Hafen und damit zum überseeischen Absatzmarkt genutzt. 1837 brachte die Entstehung der Elbdampfschiffahrt und 1839 die Eisenbahn von Dresden nach Leipzig, der bald weitere Verbindungen nach Görlitz, Bodenbach- Prag, Chemnitz-Bayern und 1875 die Strecke nach Berlin folgten. Dresden wurde zu einem mitteleuropäischen Eisenbahnknotenpunkt. Der Aufschwung wurde rasch im sprunghaften Steigen der Einwohner- zehlen deutlich: 1831 noch 63 865, 1855 sind es 108 966, 1874 be reits 197 295, 1880 220 216 und 1890, vor neueren Eingemeindungen, schon 276 522 Einwohner. 9 Folgenschwer auch für die Erhöhung der Einwohnerzahl waren Neugründungen von Fabriken: Ludwig Gehe legt 1835 seine chemisch-pharmazeutische Fabrik nach Dresden, 1855 und 1869 entstenden als Präzisiohsbetriebe die Nähmaschinenfa brik Clemens Müller und Seidel & Naumann? Traugott Blenert ent wickelte seine Mühlen zu führenden Großunternehmen; die Zucker und Schokoladenindustrie, die Bierbrauerei, zuerst mit der Firma Waldschlößchen 1838? die Zigarettenindustrie wurden für Dresden charakteristisch. Später traten die keramische, die optische und photographische Feinindustrie, die Kosmetik sowie zahlreiche Hilfsindustrien (Kunstdruck, Kartonagen usw.) hinzu. Die meisten entwickelten sich aus kleinen Anfängen zu Mittelbetrieben, wobei die Persönlichkeit ihrer Unternehmer von nicht zu unterschätzen der Bedeutung war.