in der Hand und das Gewehr gemüthlich an die Wand gelehnt, wenn wir da heraus kamen. Alle Männer überhaupt lasen, wie die Frauen sogar in den Konzerten strickten Die lange Kriegsnot, von der Sachsen ja mehr mitgenommen war als irgend ein anderer Staat, hatte ihre Spuren besonders in der allgemeinen Armut hinterlas sen, welche die natürliche Genügsamkeit der Sachsen ins Unglaub liche gesteigert hatte." 11 Pecht befreundete sich in Dresden mit Franz Wigard (1807 - 1885), dem gelehrten Ouristen und damaligen Direktor des Dresdner Stenographischen Instituts. Nach der ge scheiterten Revolution wurde Wigard 1849 aus seinem Amt entfernt, begann noch Medizin zu studieren und wurde nach dem Examen 1856 rasch zu einem der beliebtesten Ärzte Dresdens. Auf Wigards Wirken innerhalb der deutsch-katholischen Bewegung kann hier nicht ein- gegangen werden. Mit Pechts Urteil stimmt die zusammenfassende Charakteristik H. R. Doering-Manteuffels überein: "Ein selbstbewußtes, reiches, geistig unabhängiges Bürgertum, wie es Leipzig, Hamburg oder Frankfurt besaßen, hatte Dresden gleich den meisten Residenzen nicht. Es war reine Beamtenstadt. Militär und vor allem die Scharen höherer und niederer Regierungs- und Hofbeamten gaben der sozialen Struktur das Gepräge. Der Kaufmannsstand spielte ebenso wie die Gelehrten und die berufsmäßigen Schriftsteller hier keineswegs die Rolle wie z. B. in Leipzig. Sie bildeten nur eine dünne Schicht. Wie in jeder Residenz übte in Dresden der Hof einen tiefgehenden Einfluß auf die Bevölkerung aus... Zudem war er wegen seines Kastengeistes und seines Hanges zum Cliquenwesen in ganz Deutschland bekannt und das in einer Zeit, wo allgemein Kastengeist und Standesdünkel Triumphe feierten. Hervorstehend war - wohl im Zusammenhang damit - im Charakter des Dresdners auch der konservative Zug. Immer wieder konstatierten die ^eit genossen die sich in allen Dingen äußernde Liebe zum Altherge brachten und die große Scheu vor dem Neuen und Ungewohnten. Daher erregte ein fremder Gedankengang, eine ortsfremde, sich über das Mittelmaß erhebende Künstler- oder Gelehrtenpersönlichkeit nur zu oft den Widerstand der empörten Gewohnheit... Gevatterschaft liehe Bewunderung Dresdner Künstler und Literaten oder all derer, die sich seit Dahrzehnten in Dresden aufhielten, mochte ihr Ta lent auch noch so klein sein, war in der sächsischen Residenz