57 Eberhard Münzner Die Loschwitzer Kirche 0 Geschichte und Rekonstruktion Lange Zeit gehörte Loschwitz mit mehreren benachbarten Dörfern zur Frauenkirchge meinde Dresdens. Diese Zugehörigkeit wurde um 1700 für die eingemeindeten Dörfer u.a. aus folgenden Gründen unerträglich: Durch Anwachsen der Einwohnerzahl in Dres den und den Dörfern wurde die alte Frauenkirche zu klein. Der Weg zu den Gottes diensten war beschwerlich und weit. Da Dresden Festungsstadt war, konnte der Seelsor ger die Ortschaften nur während der Toröffnungszeiten besuchen. Deshalb beantragten die Gemeinden Loschwitz und Wachwitz erneut 1702, aus der Frauenkirche ausgepfarrt zu werden und ein selbständiges Kirchspiel bilden zu dürfen. Dem Ansinnen der beiden Gemeinden wurde nach einigen Schwierigkeiten 1704 vom Kurfürsten August dem Star ken stattgegeben. Wie wir dem vom ersten Pfarrer von Loschwitz 1710 geschriebenen Bautagebuch entnehmen können, erteilte daraufhin der Rat der Stadt Dresden als Patro natsherr seinen erst kürzlich berufenen Ratszimmermeister George Bähr den Auftrag, ge meinsam mit dem Ratsmaurermeister Fehre in Loschwitz eine Kirche zu errichten. Als Bauplatz war ein hochwassergeschütztes Stück Land im ratseigenen Materniweinberg vor gesehen. Auf Grund des geringen Platzes im ehemaligen Weinbergsgelände wählte Bähr ein oblon ges Achteck als Grundriß der Kirche. Auf die mit großen Fenstern durchbrochenen Mau ern setzte er ein großes Mansarddach mit Dachreiter, der erstmals mit der für Bähr typi schen welschen Haube gekrönt wurde. Das bescheiden gestaltete Kirchenäußere wurde nur an der Südseite durch das schmuckvolle Hauptportal mit einer Sonnenuhr darüber bereichert. Mit der dem Elbstrom zugewandten Schauseite fügte sich der Bau in das Konzept Augusts des Starken ein, der den Elblauf zwischen den Schlössern Pillnitz und Übigau zu einem ähnlichen Erlebnisbereich gestalten wollte, wie es der Canal Grande in Venedig war. Das Innere der Kirche konzipierte Bähr dem damaligen theologischen Ver ständnis entsprechend als zentralartige Anlage in einfachen, einer Dorfkirche entsprechen den Formen. Einziger Schmuck war der mächtige sandsteinerne Kanzelaltar. Dieser Typus wurde hier erstmals in der Dresdener Gegend aufgestellt. Am 29. Juni 1705 erfolgte die feierliche Grundsteinlegung unter Beteiligung des Kreuz chores, die infolge Verhinderung des Kurprinzen Friedrich August der Konsistorialpräsi- dent v. Schönberg vornahm. 1706 kam der Bau kurzzeitig durch die Einwirkung des Nor dischen Krieges zum Erliegen. Durch einen bei dem Schwedenkönig Karl XII. erwirkten