16 Günter Jäckel „Wer kommt durch die Stürme der Freude?” Aspekte Dresdner Literaturverhältnisse zwischen 1815 und 1831 Der Aufbruch zu neuen Freiheiten wurde zwischen dem Ende der Napoleonischen Ära und dem Be ginn eines Verfassungsstaates nur sehr bedingt von der Literatur vorbereitet. Theodor Körners Verse vom Licht der Freiheit, das hell aus dem Norden bricht (.Aufbruch”), mußten in einem Lande, das von den preußischen Siegern eher noch mehr gedemütigt worden war als zuletzt von seinen französi schen Waffenbrüdern, ungehört verklingen. Gleichwohl waren hier nach den Karlsbader Beschlüssen die Auswirkungen der Reaktion moderater als in Preußen oder Österreich. 11 Schon 1814, dem Jahr der Ungewißheit, als der König noch in preußischer Kriegsgefangenschaft war, die Zukunft des Lan des ungewiß und eine harsche preußische Administration die läßlichere russische ersetzt hatte, wurde erneut (nach 1801) ein „Dichtertee” ins Leben gerufen. 21 Unter dem Namen „Liederkreis”, seit 1828 ,Albina”, überlebte er das Ende der sächsischen Kunstperiode, war jedoch außerhalb der Hauptstadt bald zum Gespött geworden. Ein Gedicht „Dresdner Poesie” ist lange - zu Unrecht - Heinrich Heine zugeschrieben worden: „Zu Dresden, in der schönen Stadt der Elbe, Wo’s gibt Tabak- und Stroh- und Versfabriken, Erhebt sich, um die Köpfe zu berücken, Ein Liederkränzlein und ein Liedgewölbe.” 31 Dennoch war dieser literarische Zirkel, der die Geselligkeit aus der Zeit um die Jahrhundertwende fortsetzte, ein soziologisch außerordentlich bemerkenswertes Phänomen: Der Versuch, eine geistige Mitte zu schaffen nach den Jahren der Zerrissenheit, des Chaos, des Todes; der Wille zu einer harmo nischen Geselligkeit, in der alle Privilegien und Standesvorurteile im Namen einer literarischen Kul tur, die auch von freimaurerischen Idealen inspiriert war, als überwunden gelten sollten. 41 Nach den empfindsamen, klassizistischen und romantischen Zirkeln um die Jahrhundertwende 51 suchte sich eine Literaturgesellschaft zu konstituieren, die nun in Dresden ihren festen sozialen Standort hatte und sich nicht nur vorübergehend hier niederließ. Man traf sich wechselweise in Wohnzimmern, in Salons, später im „Cafe Reale” auf der Brühlschen Terrasse und las sich gegenseitig die meist anspruchslosen poetischen Produkte vor. Die Würdigun gen waren stets affirmativ. Damit war für außenstehende Kritiker in der Tat reichlich Anlaß zu Spott und Polemik gegeben. Doch nichts wäre verfehlter, als Bemühungen und Ergebnisse einfach mit dem Begriff der „Trivialromantik” abzustempeln, wie sich dies von der Höhe eines elitären Literatur-