35 Kurioserweise gehört dazu ein lang als Prunkstück in Dresden gefeiertes nordalpines Gemälde, die Kopie von Bartholomäus Sarburgh nach Hans Holbeins Madonna des Bürgermeisters Meyer, die Algarotti 1743 in Venedig als Original aus der Sammlung Delfino gekauft hatte. Eine der Qualitäten des Bildes, der hohe Grad an De tailschilderung, wird Algarotti zum Lobtopos, wenn er im Fall der ebenfalls 1743 in Venedig erworbenen Jagdstilleben von Jan Weenix davon spricht, daß sie »in ihrer Art zwei Holbeins« seien, oder wenn er das 1745 von ihm angekaufte Schokola denmädchen von Liotard einen »Holbein in Pastell« nennt. Doch besaß gerade Algarotti auch einen Blick für lebendige peinture ; so erwarb er für Dres den die mit sicherem Pinsel strich flüssig gemalte Gamben- Correggio, Die Heilige Nacht (Gal.-Nr. 152) Spielerin und den David mit dem Haupte Goliaths von Ber- nardo Strozzi sowie die beiden brillanten Kabinettstücke Opfer an Vesta und Opfer an Silen von Sebastiano Ricci. Zugleich gelangten durch Algarotti auch zeitgenössische venezianische Gemälde in die Galerie, wie zwei tenebrose Werke von Piazzetta, darunter dessen Junger Fahnenträger , und Gemälde von Giovanni Battista Tiepolo. Dessen Stücke sind nicht in Dresden erhalten geblieben; so wurde das große, imposante Gastmahl von Antonius und Cleopatra 1765 aus der Privatsammlung des Grafen Brühl, damals die zweite bedeutende Galerie in Dresden, versteigert (heute in Mel bourne, National Gallery of Victoria). Doch die erhoffte Anerkennung Algarottis durch den Dresdner Hof blieb aus; statt zum »Surintendant des bätiments et cabinets du Roi« wurde er wenig angemessen lediglich zum »Geheimen Kriegsrat« ernannt. Es kam schließlich 1747 zur Trennung und darauf folgend zur Rückkehr an den preußischen Hof, wo Friedrich der Große ihm eine Pension und den »Ordre pour le mdrite« zugesichert hatte.