50 Ortrun Landmann Zur italienischen Komponente in der Geschichte der Dresdner Hofkapelle Die musikalischen Beziehungen Dresdens zu Italien haben ihren Brennpunkt stets bei der großen Hofkapelle, der heutigen Sächsischen Staatskapelle, gehabt. Richtiger spricht man hier von Wechselbeziehungen angesichts des regen Austauschs von Musikern und von Korn- Positionen. Nun ist Italien hinsichtlich der musikalischen Einflußnahme auf Dresden durchaus nicht ohne Konkurrenz gewesen. Zur Gründungszeit der Kapelle, 1548, bestimmten die Nieder länder europaweit das musikalische Geschehen, und zweimal standen Niederländer an der Spitze auch der Dresdner Kapelle. Außerdem kamen Musiker aus England und aus Frank reich, aus Polen und, vor allem im 18. Jahrhundert, aus Böhmen. Bereits im 16. Jahrhundert wurden aber auch schon zwei Italiener in Dresden Hofkapellmeister: Antonio Scandello (1568-158°) und Giovanni Battista Pinelli (1580-1584). Als Komponisten noch der nie derländischen Schule verpflichtet, haben sie erstaunlicherweise wiederholt deutsche Texte weltliche wie geistliche (für die lutherische Liturgie bestimmte!), vertont und diese Werke im Druck vorgelegt. Die markanteste Dresdner Musikerpersönlichkeit des 17. Jahrhunderts, Heinrich Schütz, ist Schüler des Venezianers Giovanni Gabrieli gewesen, des bedeutendsten Repräsentanten einer neuen italienischen Musik. Alles andere als ein Epigone, brachte Schütz vor allem die Neue rungen der italienischen musikalischen Praxis nach Dresden. Er setzte sich auch für das Enga gement italienischer Musiker ein, die mit ihren deutschen und anderen Kollegen in Dresden anfangs wenig Harmonie entwickelten, durch Schützens Persönlichkeit aber zu einer erträgli chen Koexistenz bewogen wurden. So wirkten unter Schütz in Dresden die Violinvirtuosen arlo Farina und Francesco Castelli, der Kastrat und spätere Kapellmeister-Kollege Giovanni T e T’r der Ka P ellmeister Vincenzo Albrici. Dreizehn Jahre nach Schützens Tod, j 85, brachte Kurfürst Johann Georg III. von einer Italien-Reise die erste italienische Prima- ' donna nach Dresden mit, und zwar mittels einer regelrechten Entführung, denn die Sängerin befand sich im Engagement bei dem Herzog von Mantua, der äußerst verstimmt auf den Vor fall reagierte Die Angelegenheit konnte jedoch auf diplomatischem Wege zugunsten des säch sischen Kurfürsten beigelegt werden. »psaa anig J